Futterrüben durch die dänische Brille: praxisnah wollte von Gurli Klitgaard, Produktmanagerin Futter, Vibeke Meyer, Futterrübenzüchterin und Ole Grønbæk Produktmanager Futterrübe (alle DLF Denmark) wissen: Warum wird in Dänemark wieder mehr über den Einsatz von Futterrüben gesprochen und was können wir von der Züchtung erwarten?
Neben einer größeren Anbaufläche von fast 70.000 ha in Neuseeland, nutzen auch viele Rinderhalter in den europäischen Nachbarländern Futterrüben.
Wird die Futterrübe in Dänemark eher als Futter- oder als Biogassubstrat eingesetzt?
Ole Grønbæk: Es gibt in Dänemark keine Statistik, die über die Nutzung der Futterrüben Auskunft gibt. Aus unserer Sicht liegt der Schwerpunkt bei Futterrüben zurzeit auf der Nutzung als Futter. Es gibt einige Biogasanlagen, die Rüben hauptsächlich zur Ergänzung von Mist nutzen. Dies ist die primäre Substratform.
Frau Klitgaard, was sind denn bei den dänischen Bauern die Hauptargumente für die Futterrübe?
Gurli Klitgaard: Der Ertrag der Futterrüben ist deutlich höher und zudem stabiler als der von Mais und man erntet auch in der Regel mehr Energie pro Hektar. Auch der Futterwert der Rüben ist höher und sehr konstant, ungeachtet der Witterung und des Erntezeitpunktes. In der Futterration ersetzt die Rübe vor allem Weizen oder Gerste (Kraftfutter). Man kann feststellen, dass durch die Fütterung mit Futterrüben der Fettgehalt der Milch steigt.
Wie sieht denn so eine typisch dänische Fruchtfolge mit Futterrüben aus?
Ole Grønbæk: Die typische Fruchtfolge auf einem dänischen Milchviehbetrieb ist ein dreijähriges Kleegras gefolgt von Getreide oder Mais und Futterrüben. Diese lockern die Fruchtfolge auf und sind ein guter Gülleverwerter.
Ist die Futterrübe trotz der aufwändigen Produktion wirtschaftlich?
Gurli Klitgaard: Natürlich muss man immer die Kosten und den entgangenen Nutzen im Auge behalten: Wie hoch ist der Ertrag des Getreides bzw. von Mais, und wo liegt der aktuelle Getreidepreis? Und natürlich spielen auch die Produktionskosten eine wichtige Rolle – hier braucht es die hohen Erträge der Futterrüben, um Mehrkosten der Rübenproduktion im Vergleich z. B. zu Mais zu kompensieren.
Wie ist das Image der Futterrübe in Dänemark?
Gurli Klitgaard: Futterrüben gelten allgemein als gutes Futter für Hochleistungskühe und können den Anteil an betriebseigenem Futter in der Ration erhöhen.
Einige Futterexperten sind der Meinung, dass Kühe über die Rüben bis zu 6 kg Trockenmasse pro Tier und Tag aufnehmen können. Im Normalfall werden aber nur 2–3 kg in der Praxis eingesetzt.
Frau Meyer, welche Eigenschaften hat die Futterrübe der Zukunft?
Vibeke Meyer: Auch in der Futterrübenzüchtung nutzt man – wie bei den Zuckerrüben – den Hybrideffekt. Hier werden über Jahre in der jeweiligen Elternlinie bestimmte Eigenschaften selektiert und liegen dann sehr reinerbig vor. Zum Schluss werden diese reinerbigen Elternlinien gekreuzt und man erhält eine monogerme Futterrüben-Hybride. Deren Leistung wird aufgrund des Hybrideffektes deutlich über der Leistung der Eltern liegen.
In Nordeuropa haben moderne Futterrüben unter Beweis gestellt, dass mit ihnen die höchsten Energieerträge pro Hektar erreicht werden – Futterrüben sind also unser Ertrags-Spitzenreiter. Mindestens genauso wichtig ist, dass die Rüben deutlich weniger stark auf Trockenperioden und Kälteeinbrüche reagieren als andere Kulturen. In den letzten 10 Jahren sind die Ertragsleistung und ertragsstabilisierende Faktoren wie Resistenzen gegen Rost, Ramularia, Rizomania und Mehltau verbessert worden. Auch die schnelle Jungpflanzenentwicklung unter kalten Bedingungen und die verminderte Schosseranfälligkeit sind wertvolle und ertragsstabilisierende Zuchtziele.
Wie sieht DLF die Zukunft der Futterrübe?
Ole Grønbæk: Besonders außerhalb Europas wächst aktuell der Markt für Futterrüben. Aber auch europäische Landwirte sollten dieser bemerkenswerten Kultur eine Chance geben – im Moment werden viele neue Wege der Lagerung entwickelt, damit die Rübe komplikationsfrei ganzjährig in TM-Rationen gefüttert werden kann.
Das Gespräch führte Frederik Schirrmacher.