Die Kohlhernie, auch Klumpfußkrankheit genannt, ist älter als der Rapsanbau selbst und wird durch den bodenbürtigen, pilzähnlichen Protisten Plasmodiophora brassicae ausgelöst. Mit steigendem Winterrapsanbau konnte sich dieser Fruchtfolgeerreger auf mehr und mehr Rapsflächen ausbreiten. Bekämpfungs- bzw. Vermeidungsstrategien erläutert Dania Bornhöft vom RAPOOL-RING.
Die Tatsache, dass dieser Erreger bodenbürtig ist, erschwert vielerorts den Rapsanbau bzw. führt zum Teil zu sehr hohen Pflanzen- und Ertragsverlusten. Hiervon betroffen sind vor allem die traditionellen Rapsanbaugebiete im Norden Deutschlands (Abb. 1).
Die Bekämpfungsmöglichkeiten sind allerdings sehr eingeschränkt, denn dieser Erreger ist äußerst hartnäckig und ausdauernd. Das macht regelmäßige Wurzelkontrollen, besonders im Herbst in Senken, auf dem Vorgewende und in Feldeinfahrten, zwingend notwendig, um den Erreger möglichst früh zu erfassen. Erfolgreich bekämpfen kann man die Kohlhernie nur mit einem ganzheitlichen pflanzenbaulichen Ansatz.
Schritt 1: Bodenverschleppung vermeiden
Ist der Kohlhernie-Erreger erst einmal im Boden, wird man ihn nur schwer wieder los. In erster Instanz sollten alle Maßnahmen ergriffen werden, die Einschleppung des Erregers auf die Felder zu verhindern. Bei bodenbürtigen Erregern wie der Kohlhernie liegt in der Verschleppung von verseuchtem Boden die höchste Gefahr. Diese zu vermeiden, ist aber leichter gesagt als getan. Müssen doch Maschinen einschließlich der Reifen, Bearbeitungsgeräte sowie Arbeitsschuhe gründlich gereinigt und verseuchte Flächen nach Möglichkeit zuletzt bearbeitet werden. Zwar kann so der Bodeneintrag von anderen Feldern gering gehalten werden, vor Bodenerosion durch Wind oder Wasser aber auch Wildwechsel schützt dies allerdings nicht. Auch diese Risikofaktoren sind nicht zu unterschätzen!
Schritt 2: Bekämpfung und Vermeidung von kruziferen Unkräutern, Durchwuchs- und Ausfallraps sowie Zwischenfrüchten
Die penible Ackerhygiene ist ein Schlüssel zur Bekämpfung der Fruchtfolgekrankheit. Der Wirtspflanzenkreis beschränkt sich nicht auf Raps, sondern schließt eine Vielzahl kruziferer Arten mit ein.
Unkräuter wie Hederich, Hirtentäschel, Acker-Hellerkraut oder Rauke-Arten fördern und vermehren die Krankheit zusätzlich und sorgen für einen Erhalt und eine Verjüngung der Sporen im Boden. Diese Pflanzen müssen in Rapsfruchtfolgen durchgängig und konsequent bekämpft werden.
Auch Ausfall- und Durchwuchsraps birgt ein hohes Vermehrungsrisiko der Sporen. Wird der Ausfallraps nach der Ernte nicht rechtzeitig, spätestens drei bis vier Wochen nach dem Auflaufen bzw. im 2- bis 4-Blattstadium bekämpft, findet eine intensive Krankheitsvermehrung statt.
Völlig unterschätzt wird zudem das Risiko von kruziferen Zwischenfrüchten (wie z. B. Senf) oder Zwischenfruchtmischungen die Kruziferen enthalten. Diese haben zu einer Krankheitsverbreitung in der Fläche beigetragen und sind ein „gefundenes Fressen“ für den zur Gruppe der Protisten gehörenden Erreger. Gerade in Rapsfruchtfolgen ist daher von einen Anbau dieser Zwischenfrüchte strikt abzuraten.
Schritt 3: Weite Rapsanbaupausen und späte Aussaattermine wählen
Um der Kohlhernie auf den Flächen entgegenzuwirken, ist eine weite Fruchtfolgerotation ein wirkungsvolles Mittel. Die Halbwertszeit der Sporen – also der Zeitraum, innerhalb dessen ca. 50 % der Sporen absterben – beträgt 3,6 Jahre. Dies kann man nutzen, indem man auf bereits befallenen Flächen Raps nicht öfter als alle vier Jahre anbaut. Ein weiterer wichtiger „Kohlhernie-Angriffspunkt“ ist die Saatzeit. Wie effektiv dieser Faktor ist, zeigen interne RAPOOL-Versuche aus den Jahren 2016 und 2017 (Abb. 2). Durch einen verzögerten Aussaattermin um ca. 12–15 Tage konnte in beiden Jahren die Anzahl befallener Pflanzen (Befallshäufigkeit) leicht sowie das Krankheitsausmaß (Größe der Kohlhernie-Tumore an den Wurzeln, Befallsstärkeindex) stark gesenkt werden. Die Gründe hierfür sind nachvollziehbar, denn besonders die Bodentemperatur beeinflusst jedes Stadium einer Kohlhernieinfektion.
Höhere Bodentemperaturen intensivieren den Befall und beschleunigen den Krankheitsverlauf, optimal für den Erreger sind Temperaturen von 15 – 25 °C. Je nach Jahr wird ab Mitte bis Ende September diese kritische Phase hoher Bodentemperaturen unterschritten und dem Erreger stehen im Feld nur noch wenige Tage Entwicklungszeit zur Verfügung. Dies führt zu einem verzögerten und abgemilderten Befallsverlauf. Daher sollten konventionelle Sorten auf kohlherniegefährdeten Feldern und kohlhernieresistente Sorten (z. B. Crome, Menhir, Mentor) auf Befallsflächen besser spät ausgesät werden.
Schritt 4: Kalkung (Erhöhung des Boden-pH-Wertes)
Die Kalkung ist ein elementarer Bestandteil des Rapsanbaus und kann auch zur Kohlhernievorbeugung beitragen. Jedoch gestaltet sich eine direkte Bekämpfung der Kohlhernie mittels Kalk schwierig, da die direkt erzielbare Wirkung zeitlich auf ca. 2–4 Wochen begrenzt ist, sodass immer noch ein hohes Infektionsrisiko bleibt. Trotzdem kann durch eine gezielte Kalkung kurz vor Rapsaussaat die Kohlhernieinfektion gehemmt und verzögert werden, denn der Erreger bevorzugt ein Bodenmilieu von pH < 6,5.
Schritt 5: Anbau einer kohlhernieresistenten Sorte (nur auf verseuchten Flächen!)
Der Anbau einer kohlhernieresistenten Sorte ist ein wichtiger Baustein in der Kohlherniebekämpfung, muss aber letztes Mittel bleiben. Denn die Resistenz aller im Markt verfügbaren Sorten ist rassenspezifisch und nur auf ein Gen zurückzuführen (Typ Mendel). Seit jeher gibt es aber einzelne Kohlhernierassen, die diese Resistenz überwinden können. Je früher eine kohlhernieresistente Sorte angebaut wird, desto früher wird auf diese Rassen im Feld selektiert (Rassenverschiebung). Findet ein prophylaktischer Anbau resistenter Sorten statt, verhindert dies zum einen die Möglichkeit, das Erstauftreten der Krankheit im Feld zu lokalisieren und so gezielte Bekämpfungsmaßnahmen in frühen Befallsnestern zu ergreifen. Zum anderen wird leichtfertig und verfrüht die Resistenz als wirksame Bekämpfungsstrategie aus der Hand gegeben.
Fazit
Der Kohlhernie-Vorbeugung gilt absolute Priorität, denn auf bereits befallenen Ackerflächen bringt nur eine breite Kombination verschiedener Maßnahmen Linderung. Eine „Wunderwaffe“ gegen Kohlhernie gibt es nicht, denn der Erreger, der im Boden nur schwer erreicht und bekämpft werden kann, ist zu komplex. Daher ist ein facettenreicher, integrierter Ansatz zur Kohlhernie-Bekämpfung die einzige Möglichkeit, die Krankheit wirksam einzudämmen.