Neue Düngestrategie für Winterraps

Neue Düngestrategie für Winterraps

Seit 2016 forschen Alzchem, YARA, DÜKA, Rheinkalk KDI, SKW Piesteritz, DOMO, Horsch, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und die SAATEN-UNION gemeinsam in einem einzigartigen, sehr umfangreichen Projekt. Das Ziel: Düngestrategien für die Zukunft zu entwickeln. In dieser Ausgabe stellt Andreas Franzl, Alzchem, Ergebnisse des Teilprojektes „Neue und effiziente Düngest

Bei aktuell hohen Rapspreisen, aber auch deutlich gestiegenen Kosten für Betriebsmittel, ist der effiziente Einsatz der verfügbaren Düngemittel wichtiger denn je. In dem Gemeinschaftsprojekt wurden u. a. verschiedene Düngungsvarianten in Winterraps mit Kalkstickstoff untersucht. Auf der Versuchsstation selbst ist die Herbstdüngung mit Kalkstickstoff seit Jahren als Standardmaßnahme etabliert. Auch unterschiedliche N-Level mit unterschiedlichen Düngerformen wurden in dem Versuch getestet (Tab. 1). Kalkstickstoff ist der einzige Dünger, der Stickstoff in einer NCN-Bindungsform enthält und so diesen Nährstoff über einen längeren Zeitraum den Pflanzen zur Verfügung stellen kann. Zudem reguliert der Kalk den pH-Wert des Bodens, Kalkstickstoff wirkt also basisch und nicht wie die meisten anderen N-Dünger bodenversauernd. Das wirkt sich auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen generell aus, aber auch auf die Bodenstruktur.



Optimale Vorwinterentwicklung von Raps wichtig

Raps nimmt von der Aussaat bis zur Vegetationsruhe zwischen 40 – 80 kg/ha Stickstoff auf. Der Bestand sollte aus 30 – 45 Pflanzen pro Quadratmeter bestehen, 8 bis 12 Laubblätter aufweisen und eine tief reichende Pfahlwurzel mit einem Wurzelhalsdurchmesser von 8 – 12 mm haben. Häufig reicht der aus der Vorfrucht mineralisierte Stickstoff aus, um den Bestand mit ausreichend Stickstoff zu versorgen. Jedoch kann in manchen Fällen eine Herbstdüngung sinnvoll und auch notwendig sein.


Mit Stickstoff-Düngung im Herbst Erträge absichern

Vor allem bei später Saat (nach Vorfrucht Winterweizen), geringer Stickstoffnachlieferung, Wuchshemmungen und Schäden durch beispielsweise Schnecke, Kohlfliege und Erdfloh ist ein N-Düngebedarf vorhanden, um eine optimale Vorwinterentwicklung des Raps zu erreichen. Eine Reduzierung der Stickstoffdüngung führte im Versuch zu deutlichen Rückgängen sowohl im Korn- als auch im Ölertrag (Abb. 1). Auch vor dem Hintergrund extrem gestiegener Düngerkosten ist im Raps ein Verzicht auf eine bedarfsgerechte Stickstoffversorgung durch eine Reduzierung der N-Zufuhr daher keine Option. Die Ertragsverluste übersteigen deutlich die eingesparten Düngekosten. Wenn ein Düngebedarf im Herbst besteht, wird durch die N-Gabe im Herbst eine optimale Vorwinterentwicklung sichergestellt. Durch die gleichmäßige N-Versorgung mit Kalkstickstoff wird verhindert, dass die Pflanzen sich im Herbst zu üppig entwickeln und anschließend stärker auswintern. Zudem können durch Kalkstickstoff Ertragsverluste wegen Schäden durch Schnecke und Erdfloh, Verticillium, Sklerotinia oder Kohlhernie vorgebeugt werden.

Durch die Vorsaatdüngung entfaltet der Kalkstickstoff zudem seine Kalkwirkung in den obersten Zentimetern des Bodens und sorgt für einen lockeren und krümeligen Keimhorizont.

Düngestrategien und Rapsertrag
Düngestrategien und Rapsertrag

Der Versuch zeigt, dass sich Kalkstickstoff sowohl im Herbst, als auch im Frühjahr (Applikationstermine laut Tab. 1) sehr gut als N-Quelle für eine bedarfsgerechte Rapsernährung eignet. Zudem können v. a. bei engen Fruchtfolgen typische Fruchtfolgekrankheiten vorgebeugt werden. Die Kalkstickstoffdüngung stellt also eine Art „Versicherung“ gegen Ertragsverluste durch Schaderreger bzw. bodenbürtige Krankheiten dar.


Einfluss v. Applikationstechnik
Einfluss v. Applikationstechnik


Mit Unterfuß- und Saatbanddüngung im Herbst geringe N-Gaben optimal nutzen

In dem oben beschriebenen Versuchsteil wurden alle Düngervarianten mit derselben Applikationstechnik gefahren. Kann die Versuchstechnik die Ertragsrückgänge der reduzierten N-Düngung auffangen? Auch das sollte der Versuch klären, indem in einer Variante 80 kg/ha Kalkstickstoff (16 kg N) Unterfuß gedüngt wurden und in einer anderen Variante 15 kg/ha Kalkstickstoff (3 kg N) direkt in das Saatband appliziert. Alle Varianten wurden zudem mit
90 kg N/ha ASS zu Vegetationsbeginn gedüngt.

Beide Kalkstickstoff-Varianten sind sehr gut pflanzenverträglich und beeinträchtigen die Keimung bzw. den Feldaufgang nicht. Bei der Saatbanddüngung können 10 (leichte Böden) – 15 kg/ha Kalkstickstoff direkt in das Saatband appliziert werden. Durch eine konzentriertere Nährstoffkonzentration direkt am Saatgut kann die Anfangsentwicklung gefördert werden. Besonders eignet sich für diese Anwendung die feinkörnige Variante von Kalkstickstoff mit einem Korngrößenspektrum von 0,5 – 1,7 mm.

Sowohl die zusätzliche Unterfuß- als auch die Saatbanddüngung mit Kalkstickstoff konnte die Erträge deutlich steigern (Abb. 2). Bei der Saatbanddüngung mit Kalkstickstoff zeigt sich besonders deutlich, dass bei einer platzierten Düngerapplikation mit einer sehr geringen Düngermenge von nur 3 kg N/ha eine hohe Nährstoffeffizienz erreicht werden kann. Auch bei reduzierten Düngergaben ist eine effiziente Pflanzenernährung möglich. Vor dem Hintergrund von zunehmenden Anforderungen durch die Düngeverordnung und verschärften Regeln v. a. in nitratbelasteten Gebieten, können reduzierte Düngergaben mit moderner Applikationstechnik hohe Erträge absichern.

Bei vorhandener Technik für Saatband- bzw. Unterfußdüngung können nicht nur Kosten für Dünger eingespart werden, sondern auch die Düngung und Saat in einer Überfahrt erfolgen.


Fazit

Wenn ein Düngebedarf im Herbst besteht, können unter Beachtung der geltenden Düngeverordnung die klassische Herbstdüngung mit Kalkstickstoff und auch die Unterfuß- und Saatbanddüngung helfen, den Rapsbestand optimal mit Stickstoff zu versorgen. Bei der breitflächigen Düngung mit 200 – 250 kg Kalkstickstoff vor der Saat (keine Wartezeit notwendig!) kann der Raps zudem gegen Ertragsverluste durch Schäden von Schnecke oder Erdfloh und Verticillium, Sklerotinia oder Kohlhernie abgesichert werden. Bei den aktuell hohen Rapspreisen kann also mit einer Kalkstickstoff-Düngung eine optimale Ernte im Jahr 2023 abgesichert werden.

Text: Andreas Franzl, Fotos: Alzchem


Schnell gelesen (Kurzfassung):

In dem Gemeinschaftsprojekt wurden u. a. verschiedene Düngungsvarianten in Winterraps mit Kalkstickstoff untersucht. Auch unterschiedliche N-Level mit unterschiedlichen Düngerformen wurden in dem Versuch getestet.        

Kalkstickstoff ist der einzige Dünger, der Stickstoff in einer NCN-Bindungsform enthält und so diesen Nährstoff über einen längeren Zeitraum den Pflanzen zur Verfügung stellen kann. Zudem reguliert der Kalk den pH-Wert des Bodens, Kalkstickstoff wirkt also basisch und nicht wie die meisten anderen N-Dünger bodenversauernd. Das wirkt sich auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen generell aus, aber auch auf die Bodenstruktur.

Eine Reduzierung der Stickstoffdüngung führte im Versuch zu deutlichen Rückgängen sowohl im Korn- als auch im Ölertrag. Auch vor dem Hintergrund extrem gestiegener Düngerkosten ist im Raps ein Verzicht auf eine bedarfsgerechte Stickstoffversorgung durch eine Reduzierung der N-Zufuhr daher keine Option. Die Ertragsverluste übersteigen deutlich die eingesparten Düngekosten.

Wenn ein Düngebedarf im Herbst besteht, wird durch die N-Gabe im Herbst eine optimale Vorwinterentwicklung sichergestellt. Durch die gleichmäßige N-Versorgung mit Kalkstickstoff wird verhindert, dass die Pflanzen sich im Herbst zu üppig entwickeln und anschließend stärker auswintern. Zudem können durch Kalkstickstoff Ertragsverluste wegen Schäden durch Schnecke und Erdfloh, Verticillium, Sklerotinia oder Kohlhernie vorgebeugt werden.

Durch die Vorsaatdüngung entfaltet der Kalkstickstoff zudem seine Kalkwirkung in den obersten Zentimetern des Bodens und sorgt für einen lockeren und krümeligen Keimhorizont.


Kann die Versuchstechnik die Ertragsrückgänge der reduzierten N-Düngung auffangen?

Sowohl die zusätzliche Unterfuß- als auch die Saatbanddüngung mit Kalkstickstoff konnte die Erträge deutlich steigern. Bei der Saatbanddüngung mit Kalkstickstoff zeigt sich besonders deutlich, dass bei einer platzierten Düngerapplikation mit einer sehr geringen Düngermenge von nur 3 kg N/ha eine hohe Nährstoffeffizienz erreicht werden kann.

Auch bei reduzierten Düngergaben ist eine effiziente Pflanzenernährung möglich. Vor dem Hintergrund von zunehmenden Anforderungen durch die Düngeverordnung und verschärften Regeln v. a. in nitratbelasteten Gebieten, können reduzierte Düngergaben mit moderner Applikationstechnik hohe Erträge absichern.

Bei vorhandener Technik für Saatband- bzw. Unterfußdüngung können nicht nur Kosten für Dünger eingespart werden, sondern auch die Düngung und Saat in einer Überfahrt erfolgen.

Bei den aktuell hohen Rapspreisen kann also mit einer Kalkstickstoff-Düngung eine optimale Ernte im Jahr 2023 abgesichert werden.