Sorten-icon Sortenfinder
Sortenfinder immer anzeigen

logo_facebook  logo_instagram  logo_x  logo_youtube 
Leguminosenmüdigkeit: Hintergründe und Auswirkungen auf den Zwischenfruchtanbau

Leguminosenmüdigkeit: Hintergründe und Auswirkungen auf den Zwischenfruchtanbau

Der Anbau von Leguminosen als Hauptkultur nimmt in den letzten Jahren stetig zu. Der Vertragsanbau von Körnerleguminosen zur Proteinherstellung spielt dabei eine Rolle. Dabei stellt sich den Praktikern die Frage, wie sich die Erhöhung der Anbaufrequenz von Körnerleguminosen und der Zwischenfruchtanbau mit Beteiligung von legumen Komponenten vereinen lässt - Stichwort "Leguminosenmüdigkeit". Fiene Kaufmann, Produktmanagerin für Zwischenfrüchte, klärt auf. 

Zwischenfruchtmischung Mais Struktur
Zwischenfruchtmischung Mais Struktur

Grund dafür ist die „Leguminosenmüdigkeit“ als Sammelbegriff von Krankheiten, die sich insbesondere durch fehlende Anbaupausen bemerkbar machen; durch kümmerliches Wachstum und Ertragsrückgang bis hin zum Totalausfall. Die Faktoren hierfür sind vielfältig und nicht immer eindeutig quantifizierbar. Bei Erbsen gelten als Hauptursachen pilzliche Erreger (bspw. Phoma, Fusarium oder Pythium), mangelnde Nährstoffversorgung aber auch Bodenprobleme wie Verdichtungen und Verschlämmungen, Nematodenbesatz oder andere bodenbürtige Krankheiten wie Kleekrebs oder Falscher Mehltau. Viele der Pilzkrankheiten sind Sekundärinfektionen eines vorherigen Pratylenchus-Befalls. Leguminosen sind insgesamt sehr gute Wirtspflanzen für Pratylenchen, die sich vorwiegend in leichten Böden und bei kühlen und feuchten Bedingungen im Oberboden vermehren und in Wurzeln saugen. Befallene Pflanzen bleiben etwas im Wuchs zurück, stark befallene Pflanzen fallen Ende des Winters weg. An den befallenen Wurzeln ist die Wurzelhaut geschädigt und sekundäre Pilzinfektionen können schneller und stärker eindringen. Häufig wird ein Befall mit Pratylenchen erst nachträglich an vermehrten Pilzkrankheiten entdeckt.

Befall mit Pratylenchus penetrans in der Erbse
Befall mit Pratylenchus penetrans in der Erbse

Wie kann mit der Leguminosenmüdigkeit im Kontext Zwischenfruchtanbau umgegangen werden?

Der Einsatz von Leguminosen in Zwischenfrüchten ist, insbesondere in roten Gebieten und bei niedrig mit Stickstoff versorgten Böden sehr wichtig für die Nährstoffversorgung der Nicht-Leguminosen und eine gute Bodendeckung. Forschung zum Zwischenfruchtanbau, in dem die Leguminosen häufig nur im Gemenge angebaut werden und die Standzeit geringer als bei legumen Hauptkulturen ist, ist rar. Trotzdem können einige Faktoren bei der Anbauplanung zur Vermeidung von Leguminosenmüdigkeit beachtet werden.

  • Vorrangig gilt die Verwendung von zertifiziertem Saatgut als wichtige Stellschraube, um samenbürtige Erreger auszuschließen (bspw. den Pilz Ascochyta, bei dem bei zertifiziertem Saatgut Maximalwerte festgelegt sind); bei Nachbausaatgut tritt meist ein höherer Erregerdruck auf. Aber auch Nematoden wie das Rübenkopfälchen (Ditylenchus dipsaci) können bspw. mit Ackerbohnensaatgut verbreitet werden.
  • Bei der Fruchtfolgeplanung und Wahl der Zwischenfrucht sollte möglichst vermieden werden, dass legume Zwischenfrüchte direkt vor oder nach der Leguminose als Hauptkultur etabliert werden. Die folgende Tabelle kann einen Überblick über angemessene Anbaupausen geben:

Eigene Abbildung nach: Männel, M.; Schäfer, B.C.; Haberlah-Korr, V.: „Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes im Anbau von Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen, 2022; UFOP (Hrsg.)
Eigene Abbildung nach: Männel, M.; Schäfer, B.C.; Haberlah-Korr, V.: „Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes im Anbau von Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen, 2022; UFOP (Hrsg.)

  • Von praktischer Seite kann man Leguminosen in eine Anfälligkeit/Sensibilität bis hin zur Robustheit gruppieren. Dabei spielen jedoch auch immer Sorten eine Rolle.

Anfälligkeit bis Robustheit bei Leguminosen
Anfälligkeit bis Robustheit bei Leguminosen

  • Auch Versuche der LfL Bayern und anderer Institutionen bestätigen diese Wirkung verschiedener Zwischenfrüchte auf Leguminosenmüdigkeit in der folgenden Hauptkultur Erbse. Dabei wurde der niedrigste Ertrag der Erbse nach der Zwischenfrucht Erbse, Rotklee und Alexandriner Klee erreicht.

    Den geringsten Einfluss auf den Ertrag hatten die Zwischenfrüchte Sommerwicke, Blaue Lupine und Ackerbohne. Aufgrund der geringen Anzahl an Versuchen dazu ist jedoch noch keine validierbare Aussage zu treffen.

  • Viele Schädlinge profitieren von feuchten Bedingungen und geringen Sauerstoffgehalten, daher gilt es, optimale Bodenverhältnisse zu fördern: d.h. eine ausreichende Erwärmung und Abtrocknung des Bodens, eine kulturart- und standortangepasste Saattiefe und die Vermeidung von Verkrustungen und Verschlämmungen infolge von Regenereignissen durch bspw. Striegeln.
  • Da auch Nährstoffmangel ein entscheidender Faktor sein kann, muss der pH-Wert beobachtet werden. Dieser ist u. a. auch für die Verfügbarkeit von Mikronährstoffen von Bedeutung. Inwieweit eine kohlenstoffreiche, organische Düngung positiven Einfluss haben kann, wird derzeit untersucht.

Bei dem nötigen Einhalten von Anbaupausen rücken leguminosenfreie Zwischenfrüchte bzw. Mischungen in den Vordergrund. Geeignete Vorfrüchte vor Leguminosen sind Kreuzblütler: multiresistenter Ölrettich, aber auch Gelb- und Sareptasenf. Auch Rauhafer kann die Belastung mit Pratylenchen vermindern. Im Öko-Anbau mit permanten legumen Beimischungen kann auch Meloidogyne hapla auftreten. Diese Nematode vermehrt sich nur an dikotylen Pflanzen, reines Getreide drängt die Population stark zurück. Auch hier sind spezielle Ölrettichsorten (ANGUS) mit einer Resistenz ausgestattet, die diesen Nematoden zurückdrängt. In Rapsfruchtfolgen kann hier die Mischung viterra Universal Leguminosenfrei (Phacelia, Rauhafer, Öllein, Sorghum) eine Möglichkeit sein.

viterra Universal Leguminosenfrei
viterra Universal Leguminosenfrei

Insbesondere in Leguminosenfruchtfolgen in Roten Gebieten, wo auf Leguminosen in der Zwischenfruchtmischung nicht verzichtet werden kann, ist darauf zu achten, dass nicht dieselbe Leguminose in Haupt- und Zwischenfrucht verwendet wird und die obigen Anbaupausen eingehalten werden. Bei großkörnigen, unempfindlicheren Leguminosen wie Ackerbohne in der Hauptkultur, kann auf eine Leguminose mit geringem TKG wie Klee zurückgegriffen werden.

Es hat sich auch gezeigt, dass gut durchlüftete, wüchsige Böden auch nach langjährigem Anbau von Leguminosen in der Zwischenfruchtmischung keine Anzeichen von Leguminosenmüdigkeit zeigen. Ein Bewusstsein für das Auftreten und mögliche Präventionsmaßnahmen sollten jedoch immer im Hinterkopf behalten werden. Melden Sie sich gerne bei Fragen!

Quellen:

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2014): Körnerleguminosen und Bodenfruchtbarkeit – Strategien für einen erfolgreichen Anbau

Fuchs, J.; Gelencsér, T.; Hohmann, P. (2023): Leguminosenmüdigkeit: Hintergründe, Maßnahmen und Anleitung zum Bodentest; Merkblatt Nr. 1667

Männel, M.; Schäfer, B.C.; Haberlah-Korr, V. (2022): „Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes im Anbau von Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen; UFOP (Hrsg.)

Urbatzka, P.; Winterling, A.; Jacob, I.; Ostermayr, A. (2017):„Einfluss legumer Zwischenfrüchte auf Erbsen hinsichtlich Fruchtfolgekrankheiten“; Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz; LfL Bayern


Weitere Themen der letzten Wochen aus der Praxis:
Kurz zu den Cookies

Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.




Mehr Details


Cookies sind kleine Textdateien, die von Webseiten verwendet werden, um die Benutzererfahrung effizienter zu gestalten. Laut Gesetz können wir Cookies auf Ihrem Gerät speichern, wenn diese für den Betrieb dieser Seite unbedingt notwendig sind. Für alle anderen Cookie-Typen benötigen wir Ihre Erlaubnis. Diese Seite verwendet unterschiedliche Cookie-Typen. Einige Cookies werden von Drittparteien platziert, die auf unseren Seiten erscheinen. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit von der Cookie-Erklärung auf unserer Website ändern oder wiederrufen. Erfahren Sie in unserer Datenschutzrichtlinie mehr darüber, wer wir sind, wie Sie uns kontaktieren können und wie wir personenbezogene Daten verarbeiten. Ihre Einwilligung trifft auf die folgende Domain zu: www.saaten-union.de

Notwendige Cookies helfen dabei, eine Webseite nutzbar zu machen, indem sie Grundfunktionen wie Seitennavigation und Zugriff auf sichere Bereiche der Webseite ermöglichen. Die Webseite kann ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren.

Statistik-Cookies helfen Webseiten-Besitzern zu verstehen, wie Besucher mit Webseiten interagieren, indem Informationen anonym gesammelt und gemeldet werden.

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Schließen
Individuelle Cookie-Einstellungen
Notwendige Cookies sind Cookies, die für den Betrieb einer Internetseite erforderlich sind.

Als nicht notwendige Cookies werden alle Cookies bezeichnet, die für das Funktionieren der Website nicht unbedingt notwendig sind und speziell zur Sammlung von personenbezogenen Daten der Nutzer über Analysen, Anzeigen oder andere eingebettete Inhalte verwendet werden.

YouTube

Anbieter
Google LLC
Beschreibung
Cookie von Google, dient der Bereitstellung und Verbesserung personalisierter Nutzererfahrung auf Google-Plattformen.
Cookie-Name
YouTube
Laufzeit
24h
Datenschutzerklärung
https://policies.google.com/privacy?hl=de

Als nicht notwendige Cookies werden alle Cookies bezeichnet, die für das Funktionieren der Website nicht unbedingt notwendig sind und speziell zur Sammlung von personenbezogenen Daten der Nutzer über Analysen, Anzeigen oder andere eingebettete Inhalte verwendet werden.

Google Analytics

Anbieter
Google LLC
Beschreibung
Cookie von Google, wird für Analysen der Internetseite genutzt. Enthalten sind allgemeine statistische Daten, wie der Besucher die Internetseite benutzt.
Cookie-Name
gatrackingid
Laufzeit
24h
Datenschutzerklärung
https://policies.google.com/privacy?hl=de


Schließen