Unsere Produktmanagerin für Zwischenfrüchte, Fiene Kaufmann, erklärt im Folgenden, welche Aussaatverfahren für Zwischenfrüchte angewendet werden können, sowie welchen Einfluss der Aussaatzeitpunkt auf die Entwicklung der Zwischenfrüchte haben kann.
Aussaat von Zwischenfrüchten - Ein Überblick
Erntezeit = Zeit für Zwischenfrüchte. Dabei hat einerseits die Wahl des Aussaatzeitpunkts und -verfahrens entscheidenden Einfluss auf den Erfolg und die Wirksamkeit der Zwischenfrucht. Viele kennen den Spruch: ein Tag im Juli ist besser als eine Woche im August und diese ist wiederum besser als der ganze September. Andererseits hat sich die Vegetationszeit im Herbst in den letzten Jahren verlängert und kann von später gesäten Zwischenfrüchten optimal genutzt werden.
Ein früher Saatzeitpunkt bis Ende Juli verlängert die Vegetationsphase der Zwischenfrüchte, was zu einer höheren Biomasseentwicklung und damit zu einer besseren Stickstoffaufnahme führen kann. Dies konnte unter anderem in einem Saatzeitversuch der LWK Niedersachsen im letzten Jahr bestätigt werden. Für Leguminosen sind frühe Aussaaten besonders vorteilhaft, da die Stickstofffixierung der Knöllchen an warme Temperaturen gebunden ist. Kulturen wie Phacelia oder Sonnenblumen profitieren ebenfalls von früheren Saatterminen. Gleichzeitig ist bei sehr früh gesäten Beständen die Gefahr des Aussamens gegeben und es müssen Komponenten und Sorten mit später Blühneigung gewählt werden. Ist das Ziel des Anbaus die Bekämpfung von Rübenzystennematoden, bringt eine frühe Aussaat eine hohe Nematodenreduktion.
Bei Futtermischungen können frühe Aussaaten eine zusätzliche Ernte vor dem Winter ermöglichen. Insgesamt frieren früh gesäte Bestände in der Regel sicherer ab (unsere Empfehlung: viterra® Universal, viterra® Bodengare, viterra® Trio oder viterra® Rübengare).
Doch auch spätere Aussaaten können gut entwickelte Bestände hervorbringen. Eine späte Aussaat zwischen Anfang und Mitte September bietet hinsichtlich Bodenbearbeitung, Stroheinarbeitung und Mäusebekämpfung gute Möglichkeiten. Je später die Aussaat, desto wichtiger sind höhere Saatstärken. Schnellwachsende Arten wie Gelb- und Sareptasenf, Futterraps, Winterrübsen oder Grünroggen sind für späte Aussaaten besonders geeignet (Unsere Empfehlung: viterra® Schnellgrün, viterra® Schnellgrün Leguminosenfrei, viterra® Wasserschutz, viterra® Wintergrün).
Sehr flexible Mischungen beim Saattermin sind z.B viterra® Intensiv, viterra® Intensiv N-Plus oder viterra® Rübe oder viterra® Universal.
Neben dem Aussaatzeitpunkt hat auch das Aussaatverfahren großen Einfluss auf den Erfolg der Zwischenfrucht.
Pflug- und Mulchsaat:
Bei der Drillsaat nach dem Pflügen ergibt sich ein „reiner Tisch“ für die Zwischenfrucht. Die intensive Bekämpfung von Ausfallgetreide und Unkraut und ein feinkrümeliges Saatbett führen hier zu sehr guten Voraussetzungen für einen guten Feldaufgang und eine gleichmäßige Entwicklung. Insbesondere für Feinsämereien wie Klee ist ein feinkrümeliges Saatbett vorteilhaft. Es ist allerdings ein kostenintensives und aufwendiges Verfahren, welches vor allem für Frühsaaten oft nicht leicht realisierbar ist.
Bei der Mulchsaat mit vorheriger Bodenbearbeitung kann je nach Intensität ebenfalls eine gute Saatgutablage und Bestandesetablierung erreicht werden, da im Vergleich zur Pflugsaat Bodenerosion verhindert wird. Eine tiefe Lockerung zur Zwischenfrucht führt auch dazu, dass zur Folgekultur nur noch flach gemischt werden muss und die Aussaat direkt erfolgen kann. Doch auch hier ergibt sich ein hoher Arbeitsaufwand in einer ohnehin arbeitsintensiven Zeit. Die gleichmäßige Strohverteilung bei der Ernte ist bei der Mulchsaat wichtiger als bei der Pflugsaat. Bei der Bodenbearbeitung sollte nach dem Stoppelsturz ausreichend lange gewartet werden, um das Ausfallgetreide keimen zu lassen. Beide Verfahren ermöglichen eine Ausbringung und Einarbeitung von organischem Dünger, was für viele Betriebe ein attraktiver Aspekt der Zwischenfruchtaussaat ist, um Nährstoffe über den Winter zu bringen. Ebenso führt die tiefere Einarbeitung des Strohs im Vergleich zu extensiveren Verfahren zu einem Verdünnungseffekt, das C:N-Verhältnis wird enger und die Strohrotte verläuft schneller. Vor allem bei trockenen Bedingungen kann dadurch jedoch auch ein temporärer N-Mangel entstehen.
Direktsaat:
Die Direktsaat ist eine effiziente und kostengünstige Alternative für die Zwischenfruchtsaat, da sie eine lange Vegetationszeit der Zwischenfrucht ermöglicht. Durch den Verzicht auf Bodenbearbeitung läuft in der Regel wenig Ausfallgetreide und Unkraut auf. Dem trotzdem auflaufenden Ausfallgetreide muss durch eine sehr schnell erfolgende Saat nach Ernte zuvorgekommen werden. Auf Trockenstandorten kann sie sinnvoll sein, um die restliche Bodenfeuchte auszunutzen. Wichtig ist hier eine gute Strohverteilung und bestenfalls strohräumende Werkzeuge vor dem eigentlichen Säschar, damit möglichst wenig Stroh in den Saathorizont kommt und die Saatablage behindert. Nach Gerste sollte aufgrund der starken Konkurrenzkraft der Ausfallgerste auf diese Verfahren eher verzichtet werden und eine erste Auflaufwelle vernichtet werden. Aufgrund der fehlenden Einarbeitung ist keine organische Düngung möglich.
Insgesamt gilt: Zwischenfrüchte sollten für einen guten und gleichmäßigen Feldaufgang wenn möglich wie eine Hauptfrucht behandelt werden. Besonders wenn das Ziel des Anbaus die Nematodenbekämpfung ist, ist das wichtig, um die nötige Durchwurzelung und Entwicklung zu erreichen.
Grubbersaat:
Bei der Grubbersaat erfolgt die Aussaat durch einen Streuer, der auf dem Grubber angebracht wird; das Saatgut wird bestenfalls rückverfestigt. Wie bei allen extensiveren Verfahren ist die vorherige Strohverteilung hier besonders wichtig, insbesondere bei hohen Strohmengen. Von Vorteil sind hier die ebenfalls hohe Effizienz, die geringen Kosten und die lange Vegetationszeit. Die Lockerung des Bodens trägt zu einer besseren Wurzelentwicklung und damit auch zu einer besseren Nährstoffaufnahme bei. Nachteile können sich durch eine ungleichmäßige Saatgutablage (z.B. auf oben liegendem Stroh) ergeben, die mit einem schlechteren Feldaufgang einhergehen kann. Auch die Konkurrenz durch Ausfallgetreide kann bei der Grubbersaat sehr stark werden. Daher kann hier eine höhere Saatstärke ratsam sein.
Die folgende Abbildung zeigt einen Versuch der LWK NRW, in dem der Biomasseaufwuchs und die Stickstoffspeicherung bei verschiedenen Aussaatverfahren aufgezeigt wurde. Hier wurde deutlich, dass die Direktsaat durch einen frühen Saattermin und geringe Konkurrenz durch Ausfallgetreide den höchsten Aufwuchs und die höchste N-Bindung bewirkte.
Die Quelle finden Sie hier: Ökolandbau NRW: Zwischenfrüchte direkt säen?
Vorerntesaat (Streusaat) per Drohne oder Pneumatikstreuer
Das Verfahren der Vorerntesaat ist besonders dort vorteilhaft wo Arbeitszeit und -kraft die limitierenden Faktoren sind oder wo der Zwischenfrucht eine lange Vegetationszeit ermöglicht werden soll (auch bei später Ernte). Die Aussaat sollte 2-10 Tage vor der Ernte erfolgen. Die Feuchtigkeit im Bestand und die folgenden Strohauflage auf dem Saatgut nach der Ernte sorgen für ein feuchtes Mikroklima. Probleme mit Erosion werden weitgehend vermieden und die Bodenruhe wird gewährleistet. Da kein Boden bewegt wird, wird auch eher wenig Unkraut und Ausfallgetreide zum Keimen angeregt. Die Aussaat auf Lagergetreide ist allerdings problematisch. Des Weiteren besteht das Risiko einer verspäteten Ernte und damit zu weit entwickelten Zwischenfrucht, die die Ernte behindert oder durch die Überfahrt mit dem Mähdrescher zerstört wird. Wenn Strohplaggen anfallen, können diese nicht durch Bodenbearbeitung verteilt werden. Es sollten aufgrund der sehr frühen Aussaat immer Komponenten und Mischungen mit später Blühneigung gewählt werden. Organischer Dünger kann nicht verwertet werden und Fahrspuren werden nicht durch Bodenbearbeitung aufgelockert. Weniger Bodenbearbeitung kann zu einem höheren Schnecken- und Mäusebefall führen. Einen Erfahrungsbericht mit unseren Zwischenfrüchte lesen Sie hier:
Unsere Empfehlungen für Ihr Aussaatverfahren:
Drillsaat: viterra® Universal, viterra® Universal N-Plus, viterra® Raps, viterra® Bodengare,viterra® Intensiv, viterra® Mais Struktur, alle Sortengreening-Mischungen
Streusaat: viterra® Potato, viterra®Rübe, viterra®Schnellgrün, viterra® Schnellgrün leguminosenfrei, viterra® Wasserschutz, viterra® Wintergrün, viterra® Beisaat fein, viterra® Beisaat grob
Fazit
Die Wahl des richtigen Aussaatverfahrens und -zeitpunkts für Zwischenfrüchte ist von zahlreichen Faktoren abhängig, darunter Bodenbeschaffenheit, Witterungsbedingungen und spezifische Zielen wie Nematodenbekämpfung oder hohe Nährstoffaufnahme. Frühe Saattermine und Bodenbearbeitung verbessern den Feldaufgang und fördern eine gleichmäßige Entwicklung, während extensivere Verfahren Kosten und Zeit einsparen und eine längere Vegetationszeit ermöglichen. Eine sorgfältige Planung und Anpassung an die betriebsindividuellen Gegebenheiten sind entscheidend für den Erfolg der Zwischenfruchtmischungen. Wir wünschen eine gute Aussaat und beraten Sie gerne zur richtigen Mischung für Ihr Anbauverfahren!
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