Möchte man derzeit einen Acker betreten, so ist das in einigen Teilen Deutschlands nur mit Gummistiefeln möglich, ohne sich nasse Füße zu holen und an eine Befahrbarkeit von unbestellten Flächen ist oftmals gar nicht zu denken. Damit ist die Aussaat des Winterweizens vielerorts zum Erliegen kommen. Kürzlich verkündete der Deutsche Wetterdienst (DWD) dass der Oktober besonders im Norden rekordverdächtig nass war während die Temperaturen vor allem im Süden der Republik sommerliche Züge annahmen.
Neben der Aussaat des Wintergetreides ist aufgrund der Nässe auch die Aussaat der Winterleguminosen ins Stocken geraten oder es wurde gezögert, damit sich die Winterackerbohnen und -körnererbsen nicht im warmen Herbst überwachsen und damit mehr Angriffsfläche für den zu erwartenden Frost bieten. Basierend auf diesen Entscheidungen erreichen den Außendienst der Saaten-Union aktuell fragende Anrufe wie lange die Winterleguminosen gedrillt werden können und ob eine Aussaat im Frühjahr ebenso möglich wäre.
Wie so oft bestimmen die lokalen Witterungsbedingungen und die Vorhersage, ob noch mit einer Aussaat der Winterleguminosen geplant werden kann. Das Ziel sollte die Bildung der ersten Laubblätter vor der Vegetationspause sein. Bei wärmerem Boden geschieht dies naturgemäß schneller. Kündigt sich für die folgenden zwei Wochen nach Aussaat ein milder Trend um 10°C oder mehr an, so sollte die Aussaat bei Körnererbsen bis Mitte November und die Aussaat bei Ackerbohnen bis Mitte/Ende November funktionieren. Voraussetzung ist neben den Temperaturen natürlich ebenso der strukturell gute und abgetrocknete Boden, damit Erbse oder Bohne nicht „reingeschmiert“ werden. Wie bei allen anderen Kulturen auch, gilt ein gutes Saatbett als Grundlage für die positive Bestandsentwicklung. Die Aussaatmenge kann dabei leicht auf 25-30 Körner/m² bei Ackerbohnen und 80-90 Körner/m² bei Körnererbsen erhöht werden.
Sollten sich die Bedingungen nicht passen, ist von der Aussaat abzuraten, damit der Saatguteinsatz und entstandene Kosten nicht umsonst waren. Winterkörnererbsen und auch Winterackerbohnen sind züchterisch so entwickelt, dass sie Frösten bis zu -15°C trotzen können. Dabei benötigen sie, anders als Winterraps oder Wintergetreide, keine Vernalisation, um von der vegetativen in die generative Entwicklung überzugehen und als Resultat Samen auszubilden. Daher ist die Frühjahraussaat der Winterleguminosen möglich und finalisiert sich ebenso wie die Sommerleguminosen in der Kornausbildung und Abreife. Allerdings überwiegen die Nachteile der Aussaat von Winterackerbohne und Winterkörnererbse im Frühling. Durch das Fehlen des winterlichen Kältereizes bilden die Kulturen weniger bis gar keine Seitentriebe, was vor allem bei der Winterackerbohne zu einer höheren Aussaatmenge auf Niveau der Sommerackerbohne führt. Darüber hinaus zeigen die Bestände eine tendenziell geringere Standfestigkeit, spätere Abreife sowie niedrigeren Ertrag als die Sommerackerbohnen. Für die Frühjahrsbestellung ist demnach der Einsatz von Sommerleguminosen anzuraten, von denen die Saaten-Union ein sehr breites Portfolio anzubieten hat. Das verbliebene Saatgut der Winterleguminosen sollte bis zum nächsten Herbst kühl, trocken und für Schädlinge schwer erreichbar gelagert werden. In der Regel behält das Saatgut seine Keimfähigkeit und Triebkraft bei, was zur Sicherheit aber auch nochmal geprüft werden kann.
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