Aktuell weit entwickelte Getreidebestände bieten ein hohes Risiko für den Schädlingsbefall. Daniel Husmann, Produktmanager Hybridgetreide, schildert Auswirkungen von Blattläusen, Zikaden und weiteren Schädlingen und gibt Tipps wie Ausfallschäden minimiert werden können.
In vielen Regionen ist die Getreidebestellung bereits weit fortgeschritten oder abschlossen. Winterweizen weist in den typischen Frühsaatregionen Ostdeutschlands teilweise bereits BBCH 13-14 auf, Wintergerste ist oftmals noch weiterentwickelt. Diese Bestände sind exponierte Anflugorte für Blattläuse aber auch für Zikaden. Die Witterung in den letzten Wochen, hat den Schadinsekten gute Flugbedingungen – warm und trocken – beschert, so dass Teils der Schwellenwert von 10% befallener Pflanzen mit Blattläusen in EC 12-13 bereits überschritten wurde.
Kontrollieren Sie ihre Bestände regelmäßig und führen Sie bei Bedarf eine gezielte Insektizid-Maßnahme mit einem Pyrethroid durch. Aufpassen, gegen Zikaden gibt es bisher keine zugelassenen Insektizid-Indikationen!
Schädlinge und ihre Wirkung im Getreide
Die Saugaktivität von Blattläusen und Zikaden ist im Herbst harmlos. Jedoch sind beide Überträger von Pflanzenviren. Blattläuse sind die Überträger des Gerstengelbverzwergungsvirus (barley yellow draf virus, BYDV). Das Virus wird über die geflügelte Form der Blattläuse (Abb. 1) in die Bestände getragen. Von dort aus trägt die unbeflügelte Form das Virus weiter in das Feld. Das Befallsgeschehen ist nestartig.
Die Wandersandzirpe (Psammotettix alienus; Abb.2) ist der Überträger des Weizenverzwergungsvirus (wheat draf virus, WDV) sowie Gerstenverzwergungsvirus (barley draf virus, BDV). Zikaden wandern gern entlang der Saatreihen, da es dort wärmer ist. Daher sind häufig mehrere Pflanzen hintereinander befallen.
Die Symptome eines Virusbefalls können mit der Symptomatik einer Schadverdichtung, Nährstoffmangel oder Staunässe verwechselt werden. Daher liefert nur eine Laboruntersuchung Gewissheit. Die Pflanzen zeigen typische Verzwergungssymptome, ältere Blätter vergilben und die Bestockung ist intensiver (Abb. 3). Generell können sich die unterschiedlichen Viren in allen Wintergetreidearten vermehren und Symptome hervorrufen, diese weisen jedoch oft eine unterschiedlich starke Ausprägung auf. Ein gutes Virusmanagement besteht aus Beseitigung von Ausfallgetreide und weiteren grünen Brücken.
Winterroggen
Auch der Winterroggen, zumeist Hybridroggen, kann durch die Überträger Blattläuse und Zikaden mit den oben genannten Verzwergungsviren infiziert werden.
Jedoch haben sich gerade im letzten Jahr andere Schadinsekten in Roggenbeständen getummelt. Zum einen hat die Larve des Getreidelaufkäfers (Abb.4) in Teilen Sachsen-Anhalts und Niedersachsens massive Schäden bis hin zur Neuansaat verursacht. Dabei fressen die Larven (Nachts) die Keimlinge bis an die Bodenoberfläche ab, die Keimblattbasis vergilbt und stirbt ab. Das Resultat sind lückige bis sehr dünne Bestände. Begünstigt wurde der Getreidelaufkäfer, wie viele andere Schadinsekten von der Witterung – trockene warme Böden im August/ September bieten hervorragende Bedingungen. Er vollzieht bei guten Bedingungen 3-4 Lebenszyklen pro Jahr.
Die Larve der Gartenhaarmücke (Abb.5) hat neben den Larven des Getreidelaufkäfers teils massive Schäden angerichtet. Das Erscheinungsbild der Larven ist weißbräunlich bei einer Größe von bis zu 1,6 cm. Die Larven höhlen das Korn aus oder beißen den jungen Keimling unter der Bodenoberfläche ab – Resultat sind lückige Bestände (Abb.6).
Gegen beide Schaderreger ist die Fruchtfolgeeinhaltung am wirkungsvollsten. Es sollte zudem darauf verzichtet werden Getreide nach Getreide zu bauen. Um den Besatz kurzfristig zu minimieren, sollten Pflanzenreste schnellstmöglich eingearbeitet oder besser eine wendende Bodenbearbeitung praktiziert werden. Auch wiederholte Grubberstriche dezimieren die Anzahl an Larven.
Daniel Husmann
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