Hafer erfreut sich in den letzten Jahren an steigender Nachfrage und steigenden Anbauflächen. Haferzüchter Dr. Steffen Beuch schildert wie wichtig die Sortenwahl ist, und wie die jeweilige Anbauregion die Ertrags- und Qualitätsparameter beeinflusst.
Nach vorläufigen statistischen Angaben ist die Anbaufläche von Hafer in Deutschland 2020 um 40.000 ha auf 156.000 ha angestiegen. Da die Erträge nach den schwierigen Jahren 2018 und 2019 auf ein normales Niveau zurückkehrten, erhöhte sich auch die geerntete Hafermenge bei uns deutlich. Die Nachfrage nach Lebensmitteln auf Haferbasis steigt seit mehreren Jahren kontinuierlich, so dass bei Erreichung der von Handel und Verarbeitung gewünschten Qualität der Absatz dieser zusätzlichen Mengen zu einem wirtschaftlich auskömmlichen Preis auch gesichert ist.
Mit der Hafersorte LION steht seit Ende 2018 eine neue Qualitätssorte für den Anbau zur Verfügung, deren Qualitätsprofil von der Schälmüllerei in ganz Europa mit herausragender Akzeptanz aufgenommen wurde. Auch im Kornertrag in Verbindung überdurchschnittlich guter Widerstandsfähigkeit gegenüber Lager und Halmknicken setzt LION Maßstäbe im Vergleich mit den bisher verbreitet angebauten Hafersorten. LION wird für das Frühjahr 2021 vorfristig nach zwei LSV-Jahren voll in Nordrhein-Westfalen zum Anbau empfohlen. Vorläufige Anbauempfehlungen wurden schon im restlichen nordwestdeutschen Raum, in Hessen sowie auf den D-, Lö- und V-Standorten Ostdeutschlands ausgesprochen. Es wird daher nun darauf ankommen, für diese Sorte einen Leitfaden für den erfolgreichen Anbau zu entwickeln.
Einfluss der Anbauregion auf Ertrags- und Qualitätsprofil von Hafer
Als Sommerung spielen bei Hafer die Umweltbedingungen im Anbau eine maßgebliche Rolle. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über das regionale Ertrags- und Qualitätsprofil von LION mit Hilfe der Wertprüfungsergebnisse der Jahre 2016-2020.
Die Anbauregion hat Einfluss auf die Höhe des Kornertrages und einzelne Qualitätsparameter. Im Nordwesten können bei bester Sortierung und Schälbarkeit die höchsten absoluten Kornerträge erzielt werden. Das liegt vor allem an der längsten verfügbaren Zeit für die Jugendentwicklung und die Kornfüllung. Jedoch fallen in dieser Region das vermarktungsrelevante Hektolitergewicht und der Spelzengehalt schlechter aus. Im trockeneren Osten ist der absolute Kornertrag am niedrigsten, auch die Sortierung und die Schälbarkeit fallen schwächer aus. Unter kontinentaleren Bedingungen verkürzt sich insbesondere die Zeit für die Kornfüllung. Die Kernausbeute erreicht hier jedoch bei mittlerem Hektolitergewicht die höchsten Werte.
In Süddeutschland werden bei mittleren Kornerträgen und Spelzengehalten die besten Hektolitergewichte erzielt. Auch die Sortierung und die Schälbarkeit erreichen fast die Werte aus der nordwestlichen Anbauregion. In Süddeutschland steht in der Regel nur eine deutlich verkürzte Zeit für die Jugendentwicklung zur Verfügung, während die Kornfüllungsphase ausreichend lang ausfällt. Eine äußerst qualitätsstarke, sehr ausgewogene Sorte kann auf diese regionalen Eigenheiten besonders gut reagieren und somit überall erfolgreich angebaut werden.
LION war sowohl 2019 als auch 2020 die standfesteste Hafersorte der Landessortenversuche in Süddeutschland. Nach aktuellen Angaben zu langjährigen Anbauerfahrungen des Versuchsgutes Merklingsen der FH Südwestfalen kann Totallager im Hafer zu Ertragsverlusten von 50 % und mehr führen. Dass dabei auch die äußere Kornqualität leidet, versteht sich von selbst. Eine Verdoppelung der Lagerneigung führt darüber hinaus bei Hafer unabhängig von der pflanzeneigenen Fusariumtoleranz zu einem vierfach erhöhten Risiko der Belastung des Erntegutes mit Mykotoxinen (Abb. 4). Eine überdurchschnittlich standfeste Sorte wie LION hilft dabei, diesen großen Risiken im praktischen Qualitätshaferanbau begegnen zu können.
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