In den letzten Jahren gab es regional vermehrte Rückmeldungen und Diskussionen zum Thema Mutterkorn im Roggen. In diesem Jahr gab es nur aus einer kleinen Region Deutschlands die Rückmeldung das dort etwas mehr Mutterkorn aufgetreten ist. Doch wie kann das sein?
Verschiedene Parameter haben Einfluss auf das Vorkommen von Mutterkorn, da Mutterkorn entsteht, wenn nicht genug Pollen zur Befruchtung vorhanden sind und somit die Narbe vorher von einer Mutterkornspore besetzt werden kann. Den wichtigsten Einfluss hat die Witterung. Bei feucht-kühlen Bedingungen bleibt die Blüte länger geöffnet. Regnet es zur Roggenblüte, so wird einerseits der Pollen aus den Pollensäcken ausgewaschen, aber durch die Feuchtigkeit auch am Flug gehindert. Dadurch hat der Mutterkorn-Pilz bessere Chancen die Narbe zu befallen. Daher sollten Sie nie während der Blüte beregnen!
Außerdem hat die Bestandsführung einen Einfluss. Gleichmäßige Bestände mit möglichst wenig Zwiewuchs sind das Ziel, da die Seitentriebe verspätet abblühen und dann nicht mehr ausreichend Pollen zur Verfügung steht. Außerdem sollten bei der Aussaat eventuell benötigte Fahrgassen ausreichend breit angelegt werden, um bei der Durchfahrt mit Maschinen den Pflanzen keinen mechanischen Schaden oder Stress zuzufügen. Fungizidbehandlungen während der Blüte sind ebenfalls kontraproduktiv.
Auch die Feldhygiene ist von wesentlicher Bedeutung. Ausfallgetreide oder auch Gräser (auch am Feldrand) dienen als Wirtspflanzen für den Mutterkorn-Pilz. Von dort gehen weitere Infektionen an den Kulturpflanzen aus.
Deutlich überschätzt wird hingegen der Sorteneinfluss. Neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft und von offizieller Seite zeigen keine Sortenunterschiede in der Mutterkornanfälligkeit. Lediglich unter künstlicher Infektion zeigen sich Unterschiede. Da die Saaten-Union nur Winterroggen-Saatgut mit Einmischung von 10 Prozent Populationsroggen anbietet und somit die Pollenschüttungsleistung der Sorten erhöht, sind diese Ergebnisse allerdings nur bedingt auf die Praxis übertragbar.
Auch in diesem Jahr zeigten sich diese Effekte in der Praxis. In der betroffenen Region gab es zur Blüte Regen, betroffen waren alle Sorten gleichermaßen. Es gab keine Sortenunterschiede. Daher empfiehlt sich für die Zukunft, die Bestandsführung zu optimieren, da man dort am meisten Einfluss auf das Mutterkornvorkommen nehmen kann.
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