Bedeutung für die Praxis und führende Sorten
Die Ansprüche an Weizensorten verändern sich. Daher wurden 2023 erstmalig die Winterweichweizensorten hinsichtlich ihrer Stickstoff- und Proteineffizienz beschrieben.
Grundlagen und Bewertung
I Stickstoff-Effizienz
Definition: Die N-Effizienz wird definiert als die Verwertung des aus der Düngung und der Nachlieferung des Bodens zur Verfügung stehenden Stickstoffangebotes in Kornstickstoffertrag. Der Kornstickstoffertrag wird wie folgt berechnet:
[dt/ha Kornertrag x 0,86 (Faktor 100 % Trockensubstanz) x % Rohproteingehalt] / = kg N/ha Kornstickstoffertrag |
Ausprägungsstufe: Die Bewertung der Sorte basiert auf i. d. R. 24 Qualitätsergebnissen der Behandlungsstufe 2, also ortsüblicher Einsatz v. Wachstumsregler und Fungiziden, aus drei Wertprüfungsjahren. Die Spanne zwischen der niedrigsten und der höchsten Effizienz liegt bei ca. 20 kg N/ha. Je Note wurde eine Spanne von 6 kg N/Ha zugrunde gelegt. Unterschiedliche Kornstickstofferträge in den einzelnen Wertprüfungsjahren werden über die Relation zu langjährig mitgeprüften Standardsorte berücksichtigt. Etwas die Hälfte der Sorten können einer mittleren Effizienz zugeordnet werden, was der Ausprägungsstufe (APS) 5 entspricht. Die weiteren Sorten verteilen sich gleichmäßig auf die Noten 4 und 6, nur wenige Sorten ragen mit 7 heraus.
Auch schon vor Einführung der Benotung für N-Effizienz ließ sich diese aus den Noten für Kornertrag (St 2) und RP-Wert ableiten: Hatte eine Sorte einen hohen Kornertrag UND hohe RP-Werte, so sprach dies für eine hohe N-Effizienz.
I Protein-Effizienz
Definition: Protein-Effizienz wird beschrieben als das Verhältnis aus Rohproteingehalt zu Volumenausbeute. Als Datengrundlage diente der Quotient aus Volumenausbeute und RP-Gehalt
ml Volumenausbeute / % RP-Gehalt = ml/% RP |
Ausprägungsstufe: Die Bewertung der Sorte basiert wie auch bei der N-Effizienz auf Qualitätsergebnissen der Behandlungsstufe 2, also ortsüblicher Einsatz v. Wachstumsregler und Fungiziden, aus drei Wertprüfungsjahren. In diesem Merkmal weisen die Sorten eine Spanne von ca. 10 ml/% RP auf. Bei einer Klassenbreite von 3 ml/% RP ergeben sich Beschreibungen von APS 3 bis 6.
Auch die Protein-Effizienz konnte man aus den bisherigen Noten bereits herleiten: Sorten, die bei niedrigen RP-Gehalten eine hohe Volumenausbeute erzielen, haben eine hohe Protein-Effizienz. Diese Sorten verfügen über eine hohe Proteinqualität und sind hinsichtlich der Zielsetzung optimierter bzw. reduzierter N-Düngung besonders wertvoll.
(Quelle: Beschreibende Sortenliste 2023, S. 158/159)
Hoch effiziente Sorten passen gut zu den heutigen Herausforderungen des Weizenanbaues
N-effiziente Sorten können also den zur Verfügung stehenden Stickstoff sehr gut in Kornertrag umsetzen und RP-effiziente Sorten haben mit vergleichsweise niedrigen RP-Gehalten trotzdem eine hohe Volumenausbeute im Backprozess. Sorten, die beides können, passen also hervorragend zu den „modernen“ Ansprüchen, die an Winterweizen gestellt werden: Sie bringen mit weniger N-Düngung (DüV und Rote Gebiete) trotzdem Ertrag UND Qualität.
In dem aktuellen Sortiment - 171 Sorten sind 2023 gelistet – wurde die Note 7 in N-Effizienz nur selten vergeben: Die Sorten Beryll und KWS Donovan haben zwar die 7 in N-Effizienz erhalten, dafür in RP-Effizienz lediglich eine 4, und die Sorte KWS Eternity nur eine 5. In der Effizienzeigenschaft Protein-Effizienz wurde die 7 nie vergeben.
Nur drei Sorten haben in beiden Effizienzeigenschaften 2023 die Note 6
Es gibt es genau drei Sorten, die in beiden Effizienzeigenschaften die Note 6 bekommen haben. Das sind die Sorten Adrenalin, SU WILLEM und der Hybridweizen HYVENTO, wobei letzterer in Deutschland nicht mehr vertrieben wird.
SU WILLEM: hoch effizient UND ertragreich
Aber so sehr man bei der Sortenwahl – besonders in roten Gebieten – auf die Effizienz bei der Sortenwahl achten sollte: Den Kornertrag darf man natürlich auch nicht aus den Augen lassen. Von den beiden oben genannten „Doppel-6ern“ zeichnet sich SU WILLEM durch beachtlich hohe Kornerträge aus. Die Abbildung zeigt die Kornerträge aus den aktuellen LSV im Vergleich zu dem Mittel des A-Weizensortimentes der Prüfung des jeweiligen Bundeslandes.
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Nicht zu unterschätzen ist auch das Unkrautunterdrückungsvermögen dieser vitalen Sorte - dank der Wüchsigkeit und der breiten Blätter:
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Teil 1: Wie ist Stickstoffeffizienz und Proteineffizienz definiert, wie werden diese Werte ermittel?
Teil 2: Welche Sorten sind aktiuell die effizientesten? Es gibt es genau drei Sorten, die in beiden Effizienzeigenschaften die Note 6 bekommen haben. Das sind die Sorten Adrenalin, SU WILLEM und der Hybridweizen HYVENTO, wobei letzterer in Deutschland nicht mehr vertrieben wird.
Dabei ist SU WILLEM, wie die LSV-Ergebnisse 2023 und mehrjährig ziegen, nicht nur hoheffizient sondern zusätzlich auch noch ertragreich.
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