Der Gemengeanbau erfreut sich im ökologischen Landbau zunehmender Beliebtheit. Stefan Ruhnke, Projektmanager Biokulturen, stellt zwei Gemenge vor, die auch für den konventionellen Landbau interessant wären.
Unter Gemenge- oder Mischfruchtanbau versteht man die Möglichkeit, mehrere Kulturen gleichzeitig anzubauen. Dabei stellt jeder Gemengepartner unterschiedliche Anforderungen an Faktoren wie Licht, Wasser und Nährstoffe. Diese werden dann bestmöglich von dem Gemenge ausgenutzt und liefern im Optimalfall einen in Summe höheren Ertrag als eine der jeweiligen Kulturen in Reinsaat.
Neben der bestmöglichen Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Wachstumsfaktoren, steht vor allem das Kompensationsvermögen des Gemenges im Vordergrund. Schwächelt der eine Partner in seiner Entwicklung, kann der andere dieses bis zu einem gewissen Punkt kompensieren. Das Gemenge bietet somit eine höhere Ertragssicherheit und bietet gerade unter den aktuellen Rahmenbedingungen (Klimawandel, Düngeverordnung…) eine interessante Alternative zur klassischen Reinsaat. Besonders unter den extensiven Bedingungen des ökologischen Landbaus findet auch die Körnernutzung beider Gemengepartner immer mehr Anklang.
Zwei interessante Beispiele für den Drusch beider Gemengepartner sind die Kombinationen aus Wintergerste mit einer halbblattlosen Wintererbse und Sommerhafer mit einer Sommerackerbohne.
Die Wintergerste sorgt während der Anfangsentwicklung nicht nur für eine zügige Bodendeckung, sondern dient im weiteren Vegetationsverlauf auch als Stützfrucht für die halbblattlose Erbse. Dies unterbindet wiederum eine Spätverunkrautung, die mit einem Lager der Erbse einhergehen würde.
Bei der Kombination von Hafer und Ackerbohne ermöglicht der Hafer in erster Linie für eine zügigen Bestandsschluss. Aber auch hier verbessert sich die Stabilität des Gemenges, da die Ackerbohnen einen kürzeren Wuchs aufweisen als in Reinsaat und auch der Hafer, bei der Wahl einer standfesten Sorte die Leguminose zusätzlich stützt. Insbesondere im ökologischen Landbau werden durch den zügigen Bestandsschluss zusätzliche Bearbeitungsgänge eingespart und Schädigungen von Bodenbrütern reduziert.
Zusammensetzung
Damit die Gemengepartner sich nicht gegenseitig in ihrer Entwicklung behindern, bedarf es einer angepassten Aussaatstärke. Für mich ist die Angabe der prozentualen Reinsaatstärke des jeweiligen Gemengepartners die beste Art und Weise, die Zusammensetzung eines Gemenges anzugeben.
Beim Drusch des Gemenges dient das Getreide lediglich als Begleitfrucht und wird mit etwa 40 % der ortsüblichen Aussaatstärke angesetzt. Bei der Leguminose sind es meist 80 %-100 %. Bei dieser Zusammensetzung handelt spricht man von einem additiven Gemenge, da die Summe der prozentualen Anteile 100 % überschreit. Von einem substitutiven Gemenge spricht man dagegen, wenn eine Komponente zu gleichen Teilen durch den anderen Partner ersetzt wird.
Aussaat
Bei der gleichzeitigen Aussaat beider Gemengepartner ist die Ablagetiefe immer ein Kompromiss. Es gibt bereits Saattechniken, die eine bedarfsgerechte Ablagetiefe beider Kulturen in einem Arbeitsgang ermöglichen. Wem diese aber nicht zur Verfügung stehen, sollte eine Ablagetiefe von 4,0 cm anstreben.
Eine weitere Möglichkeit ist die zeitlich versetze Aussaat. Das Einpflügen der Ackerbohne mit anschließender Aussaat des Hafers ist dabei eine der weniger präzisen Varianten. Bessere Ergebnisse liefert die GPS-gestützte Aussaat beider Kulturen in aufeinanderfolgenden (alternierenden) Reihen.
Dieses aufwendige Saatverfahren bietet sich an, wenn auf die Erzeugung einer qualitätsbetonten Getreidekomponente abgezielt wird, hier bei einem Gemenge aus der Winterackerbohne AUGUSTA und dem E-Winterweizen GENIUS. Es bedarf es noch weiterer Untersuchungen, um eine praxistaugliche Empfehlung liefern zu können.
Drusch
Bei der Ernte des Gemenges sollte der Mähdrescher auf die größere der beiden Komponente eingestellt werden. Wird das Erntegut nicht im eigenen Betrieb verwertet, sondern geht zu Trennung und Vermarktung an den Handel sollte Bruch bei den Leguminosen auf ein Minimum reduziert werden. Diese Bruchkörner fallen während der Aufbereitung mit der Getreidekomponente durch die Siebe und werden letztlich nur zum Getreidepreis abgerechnet. Die Aufnahme von Gemengen durch den Handel gestaltet sich aktuell aufgrund des geringen Angebotes noch recht schwierig. Daher sollte der Absatz im Vorfeld geklärt sein.
Die Praxistauglichkeit für den eigenen Betrieb sollte auf den eigenen Flächen erprobt werden. Drillen Sie einfach ein bis zwei Schneidwerksbreiten des von Ihnen kombinierten Gemenges aus und kontrollieren Sie den Erfolg des eigenen Praxisversuches. Die Verwendung bewährter Sorten gibt die Möglichkeit, bisherige Erfahrungen in die Auswahl der Gemengepartner einfließen zu lassen.
Der Kombination der Gemengepartner und die Vorgehensweisen bei der Aussaat und der Beerntung bieten die vielfältigsten Kombinationsmöglichkeiten. Wie hier bei einem Gemenge aus Weizen und Soja.
Stefan Ruhnke
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