Die Teamleiter aus den Regionen werfen einen analytischen Blick zurück auf diese - mal wieder - besonderer Saison.
Der Süden: von Franz Unterforsthuber |
|||
Auch dieses Jahr war durch Vorsommertrockenheit im März/April geprägt. Zusätzliche Spätfröste v. a. in einigen Regionen Hessens und im Norden von Bayern und Baden-Württemberg beeinträchtigten das Pflanzenwachstum. Das Getreide wurde ausgedünnt, besonders die Wintergerste hat mit Laternenblütigkeit zum Teil massiv reagiert und wurde vorzeitig gehäckselt. Der Raps blieb sehr kurz, einige Bestände mussten wegen starken Befalls mit Larven von Erdfloh und Schwarzem Kohltriebrüssler umgebrochen werden. Eine frühzeitige und kräftigere Andüngung hat sich in vielen Fällen positiv ausgewirkt. Der kühle, sonnenreiche Mai ließ den Mais anfangs nur zögerlich wachsen (mit Schäden durch Drahtwurm und Fritfliege), war aber für Getreide und Raps durchaus gut. Einsetzende Niederschläge vor allem im Süden wirkten sich positiv auf das Ertragsgeschehen aus. Trotz der schwierigen Startbedingungen hat der Raps in vielen Fällen in Ertrag und Qualität positiv überrascht. Bei Weizen sind heuer die frühen Sorten wie Macaron (B) im Vorteil, die ihre Erträge über ein hohes Hl-Gewicht und eine gute Kornausbildung bilden. Der Rohproteingehalt leidet unter der Düngeverordnung und der damit reduzierten N-Düngung. Proteinstarke Sorten wie Lemmy (A) sind am ehesten in der Lage, bei guten Vorfrüchten die geforderten Werte zu erreichen. Die Wintergerstenerträge schwankten und wurden durch die Spätfroste und Trockenheit im Frühjahr am stärksten beeinflusst. Der Mais profitierte vor allem im Süden von den Niederschlägen zum Zeitpunkt der Blüte. Während in Trockenregionen die Silomaisernte bereits Anfang September begann, standen in den niederschlagsreichen Gebieten die Bestände zu dieser Zeit noch voll im Saft. Zu den Qualitäten ließ sich bei Redaktionsschluss noch nichts sagen. |
|
Der Westen: von Maik Seefeld |
|||
Die Vegetation 2019/2020 hatte einen schlechten Start: Der August war fast überall viel zu trocken und daher waren die Aussaatbedingungen für Winterraps schlecht, sodass er schlecht auflief. Dasselbe gilt für die Zwischenfrüchte. Mit dem Niederschlag im September holten diese Kulturen aber auf, und für das Wintergetreide waren die Aussaatbedingungen meist gut. „Nachzügler“ konnten dann durch den milden Winter anschließen, sodass die Bestände fast überall gut entwickelt ins neue Jahr gingen. Im Februar lag die Niederschlagsmenge in Westdeutschland bei 250–320 % über dem langjährigen Mittel. Es war daher oft nicht möglich, die dringend notwendige Andüngung rechtzeitig durchzuführen. Nachdem dann der Dünger ausgebracht war, hörte es faktisch auf zu regnen und vielerorts kamen die Nährstoffe dann nicht mehr in die Pflanzen hinein. Die Folge waren dünne und lückige Getreidebestände, die allerdings sehr gesund waren. Schauer – die allermeisten Standorte bekamen mal Regen ab – halfen und retteten die Erträge, die meist besser ausfielen, als man im Mai/Juni erwarten konnte. Die extremen Sandstandorte aber lagen deutlich unter dem Jahresmittel und sind die Verlierer dieser Saison. Viele viehhaltenden Betriebe entschieden sich aufgrund der Witterung, das Getreide als Ganzpflanzensilage zu nutzen und waren überwiegend mit den Erträgen sehr zufrieden. Auch Grünschnittroggen als Winterzwischenfrucht mit einer Nutzung war 2019/2020 eine gute Strategie, um Futterlücken zu füllen. Beim Mais verlief die Aussaat und Jugendentwicklung gut, aber während der Blüte war es zu heiß und zu trocken. Bei Sorten, die bei über 28 °C blühten, vertrockneten die Narbenfäden, die Befruchtung und dann natürlich auch die Einkörnung waren unbefriedigend. Dies ganz besonders auf den leichten Standorten mit Trockenstress. |
|
Der Norden: von Andreas Henze |
|||
Der nasse Herbst 2019 ließ auf vielen Flächen keine Bestellung für Wintergetreide zu. Alternativ wurde dann oft Hafer gedrillt, dessen Fläche allein in Schleswig-Holstein um ca. 10.000 ha stieg! Die Landwirtschaft schätzt diese Kultur auch wieder zunehmend als Gesundungsfrucht. Da auch die Nachfrage durch die Schälmühlen stetig steigt, ist hiermit ein gutes Fundament für diese Kultur geschaffen. Wir hatten in unserer Region zwei lange Trockenphasen mit auch ungewöhnlich hohen Temperaturen: die erste im März/April und die zweite im Juli/August. Die Gersten- wie Weizensorten reagierten jeweils sehr unterschiedlich. Bei der Frühjahrstrockenheit kam für die mittelfrühen bis späten Wintergersten der Regen gerade noch rechtzeitig – frühe Sorten jedoch reagierten mit ganz erheblichen Ertragsrückgängen. Bei der Sommertrockenheit waren frühe Winterweizen die Gewinner, denn ihre Ertragsbildung war weitgehend abgeschlossen. Alle anderen Sorten jedoch brachten schwächere Erträge. Aber auf allen Standortgruppen – ausgenommen Sandstandorte wie der Geestrücken – wurde dann doch mehr geerntet als die optische Einschätzung der Bestände hätte vermuten lassen. Denn meist kamen noch rechtzeitig Niederschläge , die bei Getreide und vor allem auch bei Raps zu höheren TGK führten. Die letzten Jahre waren alle extrem – aber immer anders. Trockenphasen nehmen zu – aber wann sie kommen, kann niemand vorhersagen. Die beste Strategie ist nicht nur eine breitere Fruchtfolge in Kombination mit Zwischenfrüchten und einer gezielten Bodenbearbeitung, sondern auch ein Mix aus früh- und spätreifenden Sorten. Nur so lässt sich das Risiko begrenzen. |
|
Der Osten: von Roy Baufeld |
|||
Die massive Trockenheit führte bis zum Frühjahr 2020 zu einem Bodendefizit von ca. 200 mm Wasser. Kurz nach der Rapsaussaat, die in den Frühsaatregionen Anfang August erfolgte, kam der rettende Niederschlag. Normale oder spätere Saattermine hatten jedoch oft Auflaufprobleme, denn erst Ende September fiel erneut Regen. Das Auflaufen der Pflanzen verzettelte sich bis in den Oktober hinein. Besser lief es dagegen bei der Aussaat des Wintergetreides. Durch den fehlenden Winter konnten schlecht entwickelte Bestände aufholen. Sehr frühe Andüngungsmaßnahmen waren sehr wichtig, um eine rasche Entwicklung weiter zu fördern. Die Böden vor allem in Nord-, Süd- und Westthüringen waren aufgrund ausgiebiger Regenfälle jedoch nicht befahrbar. Hier kamen Düngungsmaßnahmen vor allem im Raps zu spät. Spätfröste Ende März und zu den Eisheiligen bis zu minus 9 °C machten allen Kulturen zu schaffen. Am meisten litt die Wintergerste, die oft zu weit entwickelt war. Fast alle Winterungen waren aufgrund des milden Winters, der oft sehr frühen Saattermine und des knochentrockenen Aprils sehr weit entwickelt. Frostgeschädigte Rapsbestände wurden teils umgebrochen und Wintergerstenbestände als GPS genutzt. Letzteres entspannte die ohnehin vorherrschende Futternot etwas. Nachdem im April alle Bestände massiv reduziert hatten, kompensierten nach dem Regen im Mai Weizen und Raps massiv über das TKG: vor allem Sortentypen wie NORDKAP im Weizen und Smaragd im Raps. Im Durchschnitt haben in den ostdeutschen Bundesländern fast alle Kulturen leicht über dem Durchschnitt der beiden letzten Jahre gedroschen. Gewinner im Ertrag sind wohl: Winterweizen, Raps, Leguminosen und Mais. Erwähnenswert bei den Qualitäten ist der Proteingehalt des Weizens, der extrem schwankte. Gehalte von 8,5 % bis hin zu 17 % wurden ermittelt. In Prüfungen und Praxis konnten unter diesen Bedingungen proteinstarke Weizensorten wie Lemmy noch Sicherheit bringen. Die zum Redaktionsschluss vorliegenden ersten Ernteprognosen bei Mais und Zuckerrüben lassen hoffen. |
NORDKAP kompensierte vor allem über das TKG
|
Hier mitdiskutieren:
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen? Verfassen Sie hier einen Kommentar: