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Nicole Schulze ist in Baden-Württemberg und Bayern verantwortlich für die Saatgutvermehrungen von Winterraps und Soja für die Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG, einen Gesellschafter der SAATEN-UNION GmbH. Sie gibt einen Überblick wie die Sojavermehrung in 2024 verlaufen ist, welche Herausforderungen gemeistert wurden und welche Sojasorten sich besonders gut gezeigt haben.
Herausforderungen und Erfolge in der Sojavermehrung 2024
2024 wurden bereits in der 2. Aprilwoche die ersten Flächen der Sorte SUSSEX im Landkreis Deggendorf (Bayern) eingesät. Darauf folgte ein plötzlicher Kälteeinbruch und die Sorge, ob schon Bohnen gequollen oder gar angekeimt sind. Ungeachtet der Startschwierigkeiten erfolgte ein gleichmäßiger Feldaufgang.
Das Saatgut war geimpft und ab Ende April bis Mitte der ersten Maiwoche waren alle Vermehrungen gesät und es folgten optimale Bedingungen. Bei Soja gilt 10+10: Mindestens 10 Tage mit über 10°C Bodentemperatur. Alle Aussaaten liefen kurz nach den Frühsaaten auf. So konnten die Erstbesichtigungen rechtzeitig für die Anmeldungen zur Feldanerkennung stattfinden.
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Pflanzenschutz und Feldaufgang bei Soja
Für Pflanzenschutzbehandlungen stehen bei Leguminosen nur wenige Mittel zur Verfügung. Bei uns reichte auf vielen Flächen eine Nachauflaufbehandlung als einzige herbizide Pflanzenschutzmaßnahme. Da zeigt sich, dass unsere Vermehrungslandwirte auch im Sojaanbau Profis sind.
Nach der Pflanzenschutzbehandlung wurden die Schilder für die amtliche Feldanerkennung aufgestellt. Alle Saatgutvermehrungen müssen feldbesichtigt werden, um die Qualität des Saatgutes bereits auf dem Feld sicherzustellen. Werden mehr Abweicher oder höherer Fremdbesatz als zulässig festgestellt, muss innerhalb einer Frist nachgearbeitet werden, sonst werden ganze Flächen oder Teilflächen aberkannt. Das gab es bei uns leider auch schon. Bei Soja als Selbstbefruchter ist es möglich, dass nur Teilflächen aberkannt werden, die infolgedessen gemulcht werden müssen.
2024 war kein Jahr für Distelfalter und bei unseren Produktionen trat die Krankheit Sclerotinia nicht auf.
Das Impfmittel hat gewirkt und die Knöllchenbildung war sehr gut, so dass die N-Versorgung gesichert war. Eine Nachdüngung wäre bei Soja möglich, muss gemäß DÜV vom Nmin Gehalt und aus Sicht des Landwirtes von der Wirtschaftlichkeit abhängig gemacht werden.
Während der ganzen Vegetation gab es ausreichend bis zu viel Niederschlag. Soja benötigt besonders zur Blüte ausreichend Wasser. Insgesamt war die Befruchtung mit 3 Bohnen je Hülse und guter Kornfüllung bereits früh vielversprechend.
Die gut gefüllten Hülsen reiften zügig ab und am 3. September war im Rhein-Neckar-Kreis (B.-W.) die erste Ernte von SUSSEX eingefahren. Im heißen Südwesten würde eine spätere Sorte sicher abreifen, doch für den Vermehrungsbetrieb ist es entscheidend, dass die Sojaernte vor der Rübenkampagne abgeschlossen ist. So kommt nur eine sehr frühe Sorte innerhalb des sehr frühen 000-Sortiments, wie SUSSEX infrage.
Ernteergebnisse und Sojasorten im Vergleich
Den Höchstertrag von SUSSEX hat 2024 die niederbayrische Frühsaat mit 43dt/ha gedroschen.
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ACARDIA ist die Lieblingssorte in den Vermehrungen – die drischt Ertrag!
Der Proteingehalt ist niedriger als bei SUSSEX oder ACHILLEA und unter gleichen Bedingungen reift sie zeitlich zwischen den beiden Sorten ab. Ein Streifenanbau 2023 mit ACARDIA in Einzelkorn- und Drillsaat brachte keinen Mehrertrag, hätte lediglich das Hacken ermöglicht. Erfahrungsgemäß nutzt ACARDIA Organik bestens aus und ist auch für viehhaltende Betriebe gut geeignet.
Die 2024er ACARDIA Produktion wurde im nördlichen Landkreis Heilbronn (B.-W.) zwischen 2 Regenperioden gedroschen. Direkt nach dem Trocknen werden gewöhnlich Muster der Rohwaren gezogen und vor der Aufbereitung in internen Keimfähigkeitstests ausgewertet. Ergebnis: Top!
Im sehr frühen 000-Sortiment ist ACHILLEA eine verhältnismäßig späte Sorte, das heißt sie reift einige Tage nach ACARDIA ab. Nach der Trockenheit zur Kornfüllung im Sommer 2022, haben wir 2023 ACHILLEA auch im Landkreis Tübingen (B.-W.) auf über 500m ü. NN vermehrt und haben auch hier Saatgutqualität erreicht. ACHILLEA hat einen hellen Nabel, belohnt mit hohem Proteingehalt und ist bereits langjährig im Anbau.
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Dank ihrem Engagement und ihrer Professionalität haben unsere Vermehrer alle feldanerkannten Flächen für den inländischen Markt vor der langen Regenperiode gedroschen. Die Rohware konnte rechtzeitig zur Aufbereitung und späteren Saatgutanerkennung abgeholt werden.
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