Welche Vorteile hat der Anbau von Winterleguminosen – ganz allgemein, aber auch im Vergleich zu Sommerleguminosen? Wir geben einen Überblick und geben auf Praktikererfahrung basierende Tipps für den Wintererbsenanbau.
Die wichtigsten Vorteile von Leguminosen
Körnerleguminosen (Winter wie Sommerform) sind
- wichtige Bausteine zur Risikoabsicherung: Hinsichtlich schwankender Konsummärkte, der zunehmenden Wetterkapriolen und natürlich auch hinsichtlich der politischen Anforderungen.
- Stickstofflieferanten: Streng genommen natürlich sind dies nicht die Leguminosen selbst, sondern die in Symbiose lebenden Knöllchenbakterien, die in der Lage sind, Stickstoff aus der Luft zu binden. Dadurch wird Dünger eingespart, denn die nachfolgenden Kulturen profitieren von dem pflanzenverfügbaren Stickstoff, den die Leguminose nicht selbst aufnimmt. ACHTUNG: Bei der Sojabohne ist dieser Effekt im Vergleich zur Erbse oder Ackerbohne nicht vorhanden.
- Gesundmacher: Die Erweiterung der Fruchtfolge durch Körnerleguminosen kann Fruchtfolgekrankheiten unterbrechen.
- Bodenverbesserer: Leguminosen sind gut für die Bodenstruktur aber auch für die Humusbilanz.
Warum Wintererbsen bzw. Winterackerbohnen anbauen?
- Ein ganz wichtiges Argument für die Winterform ist deren früheres Wachstum im Frühjahr: Im Frühjahr ist das Wurzelwachstum bereits gut ausgebildet und die Winterfeuchte kann effizient genutzt werden. Darüber hinaus schließen dann die Reihen im Frühjahr schneller und unerwünschte Beipflanzen werden effektiv unterdrückt. Das reduziert den Pflanzenschutzmittel-Aufwand!
- In vielen Regionen und auf schweren Böden ist die Frühjahrsaussaat und die notwendige Bodenbearbeitung zur Saat oft nicht zu dem optimalen Zeitpunkt möglich – hier tragen die Winterungen zur Risikoabsicherung bei.
- Heiße Junitage, wie wir sie im letzten Jahrzehnt sehr oft beobachten konnten, setzen vor allem der Sommerform zu. Die Winterform hat dann schon die empfindliche Zeit in der Blüte abgeschlossen und leidet daher weniger unter Phasen mit längerer Trockenheit und Hitze.
- Optimierung des Erntemanagementes: Da die Winterung auch etwas früher als die Sommerung geerntet wird, werden Arbeitsspitzen entzerrt, zumal die Ernte der Wintererbsen normalerweise auch mit keiner Getreideart kollidiert.
- In Wintererbsen können Gräser wirkungsvoll bekämpft werden – davon profitiert dann auch das Getreide in der Fruchtfolge.
Tipps für den Wintererbsenanbau
Nils Christiansen, Produktmanager für Leguminosen im Hause der Norddeutschen Pflanzenzucht, begleitet seit einiger Zeit Betriebe, die auf Wintererbsen setzen. Aufgrund der dort gemachten praktischen Erfahrungen geben wir einige Tipps zum Wintererbsenanbau:
- Aussaat: Nicht zu früh. Dann sind die Bestände im Frühjahr vitaler, wenn es (mal wieder) einen milden Herbst gibt, der eine zu kräftige Vorwinterentwicklung fördert. Es empfiehlt sich aufgrund der Praxiserfahrungen, Wintererbsen etwa 2 bis 3 Wochen nach dem ortsüblichen Saattermin des Winterweizens zu säen (70-90 Kö/m²)
- Grunddüngung: Die Grunddüngung mit Kalium, Phosphor und Magnesium sollte auf keinen Fall vernachlässigt werden.
- Mit zeitigem Schutz in die Vegetation: Bodenbürtige Erreger wie Ascochyta-Pilze hatten z. B. im nassen Winter 23/24 leichtes Spiel. Frühe Fungizidmaßnahmen zu Beginn der Vegetation zum Beispiel mit einer Mischung aus Azoxystrobin und Tebuconazol haben sich daher als wirtschaftlich erweisen.
- Bekämpfung von Schadinsekten: Beobachten Sie im Frühjahr die Bestände, um Blattrandkäfer oder den Zuflug der Grünen Erbsenblattlaus rechtzeitig zu erkennen (Bekämpfung nach Erreichen der Schadschwellen). Der Einsatz von Pheromonfallen für das Monitoring des Erbsenwicklers ist zu empfehlen.
- „Rübenreste“ vermeiden: Bei Fruchtfolgen mit Zuckerrüben können „Rübenreste“ Schwarzwild anlocken, das dann auch die Erbsenbeständen schädigen kann.
- Eine Unkrautbekämpfung kann mechanisch erfolgen, bevor die Bestände verranken (hier ist ein Link möglich zu dem Artikel von Herrn Mücke, der aber erst am Mittwoch freigeschaltet wird). Pendimethalin oder Pendimethalin + Dimethenamid-P bis zum Entwicklungsstadium EC 33 sind in Wintererbsen (nicht in Winterackerbohnen) zugelassen. Der Einsatz ist aber nicht immer erforderlich, wenn die Bestände gut entwickelt sind und schnell schließen.
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Quelle: Alle Bilder Nils Christiansen NPZ
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