Dinkel wird nachgesagt, dass er sich auf extensiven Standorten genügsamer zeigt als seine Artverwandten. Nur wie ertragsstabil ist er wirklich gegenüber anderem Wintergetreide? Die Südwestdeutsche Saatzucht ist der Frage auf den Grund gegangen und hat Versuche auf eher schwächeren Ackerflächen unter 50 Bodenpunkten angelegt. Felix Buchholz berichtet über die Ergebnisse.
Im Zuge des regelrechten Dinkelhypes der vergangenen 20 Jahre wurde die Kulturart agronomisch und ernährungsphysiologisch von allen Seiten beleuchtet. Die meisten ackerbaulichen Vorteile sind daher bereits hinlänglich bekannt:
- gute Unkrautunterdrückung
- sehr breites Saatfenster
- geringere Saatstärke gegenüber Weizen
- extensiver Pflanzenschutz bei stabilen Erträgen
- geringerer Düngebedarf als Weizen
- etwas bessere Selbstfolgeverträglichkeit als Weizen
- gute Winterhärte
Dinkel muss mit anderen Winterungen ökonomisch konkurrieren. Die entscheidende Frage für die Betriebe ist: Kann Dinkel seine agronomischen Stärken auch auf schwächeren Standorten ausspielen und mit anderen Winterungen mindestens gleichziehen? Um das zu beantworten, wurde ein 2-jähriger Versuch mit 3-fachen Wiederholungen angelegt. Auf tendenziell schwächeren Flächen wurden fünf verschiedene Getreidearten in Parzellen nebeneinandergestellt. Die zwei ausgewählten Standorte befanden sich in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen:
- Klein Bünzow: 25–35 Bodenpunkte, lehmiger Sand, 500–550 mm/Jahr
- Trossin: 30–40 Bodenpunkte, lehmiger Sand, 550–600 mm/Jahr
Um den Einfluss von Krankheitsbefall zu minimieren, wurden möglichst gesunde Sorten ausgewählt. Die gemittelten Erträge aus 2021 und 2022 bilden die Grundlage für den ökonomischen Vergleich in Tab. 1. Die Kalkulationsdaten stammen aus dem Deckungsbeitragsrechner der LfL Bayern für den konventionellen Marktfruchtbau. Für die variablen Betriebsmittelkosten wurden die aktuellsten Daten aus dem „Planungsjahr 2024“ verwendet. Da die Preise für Weizen und Dinkel gerade in den letzten drei Jahren massiven Schwankungen unterworfen waren, haben wir uns im Vergleich für 5-jährig gemittelte Preise entschieden.
Dinkel und Roggen auf schwächeren Flächen vorn
Der Ertragsunterschied von Spelz- zu Weichweizen ist auf schwächeren Standorten weniger stark ausgeprägt. Selbst bei sehr geringen Preisaufschlägen gegenüber A-Weizen von nur 2 €/dt hat der Dinkel im Schnitt eine hohe ökonomische Leistung auf schlechteren Flächen. Dicht gefolgt wird Spelzweizen in seiner langjährigen Wirtschaftlichkeit vom Roggen. Gerade Hybridroggen erzielt auf eher sandigen Böden starke Erträge. Weizen hingegen fällt rein ökonomisch auf diesen Standorten langjährig betrachtet ab und sollte daher im Regelfall möglichst auf besseren Flächen stehen. Auf absoluten Grenzstandorten unter 20 Bodenpunkten kann man davon ausgehen, dass sich der Hybridroggen ertragsstabiler als Dinkel verhält. Dazu gibt es allerdings noch keine Versuchsergebnisse.
Ebenso ist die Qualitätsstabilität von Dinkel bemerkenswert. Trotz der eher mageren Böden lag der 2-jährig gemittelte Proteingehalt im Versuch bei gut 15 %. Der A-Weizen lag bei 13,3 %, B-Weizen bei 13,1 % und Hybridroggen bei 10,4 %. Beim Handeln von Dinkelkonsumware werden meistens Richtwerte von 240 s Fallzahl und 13 % Proteingehalt genannt. Fallzahlen wurden in dem Versuch nicht ermittelt. Auch wenn es sich bei der Abb. 1 nicht um orthogonale Standorte handelt – auch in der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Roggen schneller zu Auswuchs neigt als Spelzweizen und Weichweizen diesbezüglich die stabilste Getreideart ist.
Fazit
Dinkel ist trotz der jüngsten Preisschwankungen eine etablierte Kultur am Markt. Nachdem zwei Jahre in Folge ein Überangebot von Dinkel vorhanden war, scheint sich der Markt wieder allmählich zu stabilisieren, wodurch der Anbau auch wieder interessanter wird. In unserem wirtschaftlichen Vergleich von Fruchtarten auf mageren Standorten konnte der Dinkel mit stabilen Erträgen und Proteingehalten überzeugen. Bei einem durchschnittlichen Preisniveau sind die Deckungsbeiträge von Dinkel und Roggen relativ hoch im Vergleich zum Weizen, der seine Wirtschaftlichkeit eher auf besseren Flächen voll ausspielt. Dinkel kann auf diesen Flächen also (wieder) eine interessante Alternative zu Roggen und Weichweizen sein.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Dinkel zeigt sich als robuste Kulturart, die auch auf extensiven, weniger fruchtbaren Standorten gute Ergebnisse liefert. In einem zweijährigen Versuch der Südwestdeutschen Saatzucht auf Flächen mit weniger als 50 Bodenpunkten in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen wurde Dinkel gegen andere Wintergetreidearten getestet. Trotz der wirtschaftlichen Schwankungen und einem Überangebot in den letzten Jahren, zeigt der Dinkel stabile Erträge und einen hohen Proteingehalt im Vergleich zu Weizen und Roggen - selbst auf mageren Böden.
Auf den versuchsstandorten mit lehmigem Sand und Niederschlägen zwischen 500 und 600 mm/Jahr konnte Dinkel zusammen mit Roggen überzeugen. Während Weizen ökonomisch auf besseren Böden vorzuziehen ist, bietet Dinkel auf schwächeren Standorten, sogar unter 20 Bodenpunkten, eine ökonomisch sinnvolle Alternative.
Die Deckungsbeitragsrechnung zu dem versuch zeugt, dass Dinkel selbst bei geringen Preisaufschlägen eine hohe ökonomische Leistung erreicht. Der hohe Proteingehalt des Dinkels und seine Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Weizen, der eher auf besseren Flächen angebaut werden sollte, stärken seine Position als interessante Option für Grenzstandorte.