Dinkel, Emmer und Einkorn werden im Spelz geerntet, – im Gegensatz zum freidreschenden Weich- oder Hartweizen. Zur weiteren Verarbeitung ist daher ein Gerbgang (Schälung) nötig, um die Körner von der Hüllspelze zu trennen. Die anfallenden Spelzen sind kein Abfall, welches Potenzial in ihnen steckt, erläutert Felix Buchholz, Südwestdeutsche Saatzucht.
In den 1950er-Jahren sank die Dinkelanbaufläche auf deutschlandweit ca. 500 ha. Dafür wurde immer mehr der freidreschende Weichweizen angebaut. Die für das Entspelzen benötigte Technik wurde bei den Verarbeitern häufig abgeschafft. Mit der Zunahme des Dinkelanbaus (109.000 ha in 2020) und Haferanbaus (157.100 ha in 2020) haben viele Mühlen wieder professionelle Schältechnik integriert. Zudem gibt es vermehrt Zusammenschlüsse von Erzeugern, für die sich die Anschaffung von Schältechnik mitunter lohnen kann. Anhand eines Beispiels in Mecklenburg-Vorpommern, der Schälmühle Pätschow, soll auf Besonderheiten der Technik und Sortenunterschiede eingegangen werden.
Dinkelprofis auch im Norden
Nach wie vor ist Dinkel vor allem in den südlichen Bundesländern beheimatet, wo er 2021 mit rund 40.000 ha in Baden-Württemberg und 62.000 ha in Bayern einen erheblichen Anteil der Gesamtanbaufläche bundesweit ausmacht. Die gute Marktentwicklung von Dinkel der letzten Jahre bedingt, dass der Anbau auch in nördlicheren Regionen wirtschaftlich attraktiv wird.
Sortenunterschiede im Spelzgehalt
Dieser Trend wurde auch früh von Matthias Hecker, Gut Pätschow, beobachtet. So entschied er sich auf diesem Betrieb bereits 2018 für den Probeanbau von Dinkel. Seit der Saison 2020/21 werden auch Exaktversuche mit marktbedeutenden Dinkelsorten durchgeführt, denn in Mecklenburg-Vorpommern gibt es bisher keine offiziellen Landessortenversuche mit Dinkel.
Nachdem feststand, dass man auch auf schwächeren Böden mit der neuen Generation an Dinkelsorten vernünftige Erträge erzielen kann, entschloss sich Familie Hecker schnell zum Bau einer Schälmühle mit Pelletierungsanlage. Mittlerweile haben sich auch einige weitere Anbauer in der Region für den Dinkelanbau entschieden. Auf den mittlerweile knapp 1.000 ha gedeihen ausschließlich qualitativ hochwertige Sorten, um den Marktansprüchen gerecht zu werden. Die Ernteware wird zentral in der Schälmühle
Pätschow (Fabrikat von Streckel & Schrader) entspelzt und an die Aurora Mühle in Hamburg geliefert. Mithilfe eines Laborpressluftschälers – werden eingehende Partien hinsichtlich ihres Spelzgehaltes eingeschätzt (Produktbeschreibungen s. Extrakasten). Nach Heckers Erfahrung
liegen die so ermittelten Werte nur etwa 0,5 % über den letztlich tatsächlich durch den Unterläuferschälgang erzielten Schälausbeuten. Der Laborpressluftschäler lässt also eine zuverlässige Abschätzung der Schälausbeuten einzelner Dinkelpartien zu. Sortenunterschiede bei den Schälausbeuten werden unter anderem von der LfL Bayern aus den Landessortenversuchen erfasst (Abb. 1).
Vielseitige Verwendungsmöglichkeiten
Bei der Entspelzung von Dinkel fallen etwa 65–70 % Körner und 25–30 % Hüllspelzen an. Die übrigen Anteile sind bei der Entspelzung und Pelletierung des Spelzmaterials anfallende Verluste wie Staub und Kleinstpartikel. Das Spelzmaterial kann auf verschiedenste Arten genutzt werden:
- als lose oder pelletierte Einstreu in der Hühner-, Kleintierhaltung sowie in der Pferdehaltung, speziell für allergische Tiere (weniger Staub)
- als Füllmaterial für Dinkelkissen
- Verbrennungsmaterial in Biogasanlagen
Dinkelspelzen – v. a. in pelletierter Form – sind äußerst saugfähig und geruchsbindend. In abgeschwächter Form gilt dies auch für Dinkelstroh. Da Dinkel ein robustes, widerstandsfähiges Getreide ist, gelten Stroh und Spelzen als weitgehend frei von bedenklichen Keimen und Schaderregern.
Nebenbei entsteht bei der Nutzung als Einstreu hochwertiger organischer Dünger, der die Humusbildung fördert.
Fazit
Spelzgetreide erfreut sich auch im Norden Deutschlands regional zunehmender Beliebtheit, sowohl im Anbau als auch in der Verarbeitung. Bei der nötigen Entspelzung der Rohware fällt viel Spelzmaterial an. Dieses wird zum Großteil als höherwertige Einstreu in der Hühner-, Pferde- und Kleintierhaltung genutzt. Im ungepressten Zustand nehmen Dinkelspelzen einiges an Transportvolumen ein, die Investition in eine Pelletierungsanlage kann sich daher lohnen. Denn Dinkelspelzen sind eben kein Abfall, sondern ein wertvoller, nachwachsender Rohstoff.
Text und Fotos: FELIX Buchholz
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Zwar liegt der Schwerpunkt des Dinkelanbaues nach wie vor in Süddeutschland, aber auch in den nördlicheren Bundesländern gewinnt Dinkel immer mehr Sympathisanten. Einer davon ist Matthias Hecker, Gut Pätschow in Mecklenburg-Vorpommern. Nachdem feststand, dass man mit den neuen Dinkelsorten auch in dieser Region ausreichend hohe Erträge und Qualitäten generieren kann, wurde in eine Schälmühle mit Pelletierungsanlage (Streckel & Schrader) investiert. Dabei müssen auch Sortenunterschiede in der Schälbarkeit berücksichtigt werden.
Bei der Entspelzung von Dinkel fallen etwa 65–70 % Körner und 25–30 % Hüllspelzen an.
Das Spelzmaterial kann auf verschiedenste Arten genutzt werden:
- als lose oder pelletierte Einstreu in der Hühner-, Kleintierhaltung sowie in der Pferdehaltung
- speziell für allergische Tiere (weniger Staub)
- als Füllmaterial für Dinkelkissen
- Verbrennungsmaterial in Biogasanlagen
Dinkelspelzen – v. a. in pelletierter Form – sind äußerst saugfähig und geruchsbindend. Zudem gelten sie als weitgehend frei von bedenklichen Keimen.
Dinkelspelzen sind kein Abfall, sondern ein wertvoller, nachwachsender Rohstoff.