Die Direktsaat verspricht hohe Einsparungen an Arbeitszeit, Kosten und Kraftstoff. Allerdings bestehen auch einige Risiken, vor allem in der Umstellungsphase. Von besonderer Bedeutung ist daher die Anpassung der Fruchtfolge mit konsequentem Fruchtwechsel, auch um Resistenzentwicklung zu vermeiden. Was dabei zu beachten ist, beschreibt Dr. Konrad Steinert, Redaktion LOP LANDWIRTSCHAFT OHNE PFLUG.
Die bisherigen Erfahrungen mit Direktsaat zeigen, dass die Fruchtfolge eine entscheidende Bedeutung für den Erfolg des Anbausystems hat. Das hat im Wesentlichen phytopathologische Gründe. Bei Direktsaat ist das Problem der Krankheitsübertragung besonders ausgeprägt, weil das Stroh an der Bodenoberfläche verbleibt. Darüber hinaus werden auch Unkräuter und Ungräser bei engen Fruchtfolgen stark gefördert. Damit einher geht auch die Entwicklung von Herbizidresistenzen, wobei Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Trespen oder Weidelgräser im pfluglosen Anbau dominieren.
Fruchtwechsel ist obligatorisch
All diesen Problemen kann man am besten vorbeugen, indem man auf einen konsequenten Fruchtwechsel setzt. Denn Blatt- und Halmfrüchte haben unterschiedliche Krankheitsspektren: Folgt also zum Beispiel eine Blattfrucht auf eine Halmfrucht, so können die Krankheiten des Getreides dieser in der Regel nicht schaden. Ungräser und Ausfallgetreide können in Blattfrüchten meist mit einem hohen Wirkungsgrad chemisch bekämpft werden, dasselbe gilt für Unkräuter in Getreidekulturen. Dazu kommt, dass sich Ungräser wie der Ackerfuchsschwanz an die Wachstumszyklen des Wintergetreides angepasst haben und daher in Sommerungen keine optimalen Wachstumsbedingungen finden. Langjährige Dauerfeldversuche haben gezeigt, dass der Ungras- und Unkrautdruck bei konsequentem Fruchtwechsel zurückgeht, während er in engen Getreidefruchtfolgen stetig zunimmt, vor allem bei Pflugverzicht.
Maximal 50 % Halmfrüchte bei Direktsaat
Besonders bei Direktsaat besteht eine wichtige Fruchtfolgeregel darin, konsequent zwischen Halm- und Blattfrüchten zu wechseln. So zählen die Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste und Triticale bekanntermaßen zu den Halmfrüchten, während die meisten anderen Kulturen im Hinblick auf die Fruchtfolge den Blattfrüchten zuzuordnen sind. Weniger bekannt ist, dass auch einige Süßgräser wie Mais, Hafer, Sorghum und Ackergras mit Blick auf die Fruchtfolge einen ähnlichen Status wie Blattfrüchte haben, da ihr Spektrum an Krankheitserregern ein anderes ist als bei den traditionellen Getreidearten.
Eine weitere Fruchtfolgeregel besagt, dass außerdem zwischen Winterungen und Sommerungen gewechselt werden soll. Im Hinblick auf die Direktsaat hat jedoch ein Wechsel von Halm- zu Blattfrucht eine höhere Priorität als der Wechsel zwischen Winterungen und Sommerungen. In der Praxis besteht unter unseren Bedingungen vor allem das Problem eines zu hohen Anteils an Halmfrüchten, vor allem von Winterweizen; ein Wechsel zu Roggen, Gerste oder Triticale bringt aber nur geringe Vorteile. Bei einem Direktsaatsystem empfiehlt es sich daher, Halmfrüchte möglichst auf 50 % der Anbaufläche zu begrenzen. Es ist möglich, den Blattfruchtanteil in Direktsaat noch höher anzusetzen, weil die Blattfrüchte – botanisch gesehen – einer Vielzahl von Pflanzenfamilien angehören. Dabei muss man jedoch die entsprechenden Anbaupausen jeder Fruchtart berücksichtigen.
Saat von Wechselweizen & Co. in Zwischenfrüchten
Einen Kompromiss in der Fruchtfolge könnte der Anbau von Wechselformen sein, die im Spätherbst in die stehende Zwischenfrucht eingesät werden. Diese können erheblich höhere Erträge als die Frühjahrssaaten bringen. Derartige Wechselformen gibt es inzwischen nicht nur für Winterweizen, sondern auch für Roggen, Triticale, Gerste und Hafer. Obwohl hier noch Defizite im Hinblick auf die Winterhärte bestehen, arbeitet die Züchtung derzeit intensiv an deren Verbesserung. Im Gegensatz zum konventionellen Wintergetreide gewinnt man damit einige Wochen Vegetationszeit, die für Zwischenfruchtanbau genutzt werden können. Allerdings muss stets auch das Risiko von Auswinterungen beachtet werden, das vor allem bei Sommergerste mit Herbstaussaat nach wie vor relativ hoch ist*.
Anbaupausen in der Fruchtfolge
Zwischen den einzelnen Kulturen sollten ausreichend lange Anbaupausen eingehalten werden, um der Übertragung bodenbürtiger Krankheitserreger vorzubeugen. Dazu gehören u. a. verschiedene Pilze, Viren, Bakterien oder Nematoden, die sich bei zu häufigem Anbau einer Kultur im Boden anreichern und den Ertrag erheblich reduzieren können. Bei den meisten Blattfrüchten wird eine Anbaupause von 3 Jahren bzw. ein maximaler Anteil in der Fruchtfolge von 25 % empfohlen. Mais und die meisten Getreidearten sind hier toleranter und können in jedem zweiten Jahr angebaut werden. Sonnenblumen und Raps sollten zusammen auf maximal 33 % in der Fruchtfolge begrenzt werden, da sie eine hohe Anfälligkeit für Sclerotinia aufweisen.
Eine besondere Herausforderung in der Fruchtfolge stellen die Leguminosen dar, bei denen aufgrund von Welkekrankheiten oftmals Anbaupausen von 6 bis 7 Jahren empfohlen werden. Nach Praktikererfahrungen sollte auch die Artenvielfalt der Leguminosen zur Erweiterung der Fruchtfolge genutzt werden. So gehören Erbsen, Linsen, Wicken, Platterbsen und Ackerbohnen der Untergattung der Fabacae an und haben damit ein ähnliches Spektrum an Schaderregern. Eng verwandt mit den Fabacae sind auch die Kleearten und die Luzerne. Lupinenarten, Sojabohnen, Phaseolus-(Garten-)Bohnen und Kichererbsen gehören jedoch anderen Gattungen innerhalb der Leguminosen an und haben damit auch ein etwas anderes Schaderregerspektrum. Damit bietet sich die Möglichkeit, den Leguminosenanteil in der Fruchtfolge deutlich zu erhöhen, ohne dass dies mit einem verstärkten Auftreten von Fruchtfolgeerkrankungen verbunden sein muss.
Kleegras als Einstieg in die Direktsaat
Mehrjährige Futterpflanzen wie Kleegras, Luzerne oder Rotklee haben einen sehr günstigen Einfluss auf das Bodenleben. Sie gelten als Humusmehrer und ernähren das Bodenleben nicht nur über Ernte- und Wurzelreste, sondern auch durch reichlich abgegebene Wurzelexsudate. Die Wurzeln von Luzerne, aber auch der Kleearten können bis in tiefere Bodenschichten vordringen und damit den Unterboden für die folgenden Kulturen erschließen. Daher wäre es optimal, gerade in der Umstellungsphase auf Direktsaat verstärkt Futterleguminosen in die Fruchtfolge einzubeziehen.
„Kampffruchtfolgen“ gegen Ungräser
Die sogenannten „Kampffruchtfolgen“ sind bei Direktsaat zu empfehlen, wenn z. B. Probleme mit Ungräsern wie Ackerfuchsschwanz, Trespen oder resistenten Weidelgräsern auftreten. Das Prinzip dabei ist, mehrere Blattfrüchte hintereinander anzubauen, in denen die Ungräser entweder sicher chemisch zu bekämpfen sind oder die Ungräser nicht zur Samenreife gelangen. Damit kann das Unkrautsamenpotenzial in der obersten Bodenschicht deutlich reduziert werden, wodurch die betroffenen Schläge saniert werden können. So können die Ungräser in Kulturen wie Winterraps, Zuckerrüben, Mais, Sonnenblumen oder vielen Körnerleguminosen chemisch gut bekämpft werden. Mit Futterkulturen wie Luzerne, Kleegras, Rotklee und Feldgras gelingt ebenfalls eine gute Unterdrückung von Ungräsern, da diese mehrfach im Jahr gemäht werden, noch bevor es zur Samenreife der Ungräser kommt.
Fazit
Direktsaat hat viele Vorteile, kann aber nur funktionieren, wenn man einen konsequenten Fruchtfolgewechsel durchführt. Damit kann vermieden werden, dass Fruchtfolgekrankheiten und nicht zu tolerierende Begleitpflanzen Probleme machen und den Anbauerfolg stark begrenzen.
*s. auch Beitrag www.praxisnah.de/202235
Bildquelle: Werkbilder der Firmen Virkar, Horsch und Novag
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Erfahrungen mit der Direktsaat zeigen, dass die Fruchtfolge entscheidend für den Erfolg des Anbausystems ist. Bei Direktsaat verbleibt das Stroh an der Bodenoberfläche, was die Krankheitsübertragung verstärkt und Unkräuter sowie Herbizidresistenzen fördert. Ein konsequenter Fruchtwechsel ist daher unerlässlich. Verschiedene Pflanzenarten haben unterschiedliche Krankheitsspektren, was bei der Planung der Fruchtfolge berücksichtigt werden muss. Beispielsweise können Blattfrüchte aber auch Mais oder Hafer zwischen den klassischen Halmfrüchten wie Weizen und Gerste eingesetzt werden, um die Ausbreitung von Krankheiten und Unkräutern zu minimieren.
Für Direktsaat wird empfohlen, maximal 50 % Halmfrüchte anzubauen. Sonnenblumen und Raps sollten auf maximal 33 % der Fruchtfolge beschränkt werden. Der Wechsel zwischen Winter- und Sommerungen ist ebenfalls wichtig, hat jedoch eine geringere Priorität.
Lange Anbaupausen sind entscheidend, um bodenbürtige Krankheitserreger zu vermeiden. Blattfrüchte sollten nur alle drei Jahre angebaut werden, während Mais und Getreide toleranter sind.
Leguminosen wie Klee und Luzerne verbessern das Bodenleben und können in der Umstellungsphase auf Direktsaat verstärkt eingesetzt werden. „Kampffruchtfolgen“ mit mehreren Blattfrüchten hintereinander helfen, Ungräser effektiv zu bekämpfen.
Fazit: Direktsaat nur mit einem konsequenten Fruchtfolgewechsel erfolgreich sein. Dieser verhindert Fruchtfolgekrankheiten und unerwünschte Begleitpflanzen.