Mit der Novelle der Düngeverordnung sind nährstoffeffiziente Kulturarten bzw. Sorten wichtiger denn je. Je effizienter eine Kulturart bzw. eine Sorte ist, desto geringer sind die Nährstoffverluste und desto besser ist die Wirtschaftlichkeit. Paul Schmieja und Marieta Hake, beide im Produktmanagement Hybridgetreide tätig, erläutern die Vorteile der N-Effizienz des Hybridroggens.
Hybridroggen hat dank seines ausgeprägten Wurzelsystems das beste Nährstoff-Aneignungsvermögen aller Getreidearten. Darüber hinaus zeichnet sich Roggen durch einen geringen Stickstoffbedarf aus. Beeindruckend in diesem Zusammenhang ist umso mehr, dass Hybridroggen trotz des geringen N-Bedarfs nachweislich die ertragsstärkste Getreideart ist. Aus dem hohen Ertragsniveau bei vergleichsweise geringem N-Input ergibt sich eine äußerst hohe Stickstoffeffizienz, mit der der Hybridroggen punkten kann. Hinsichtlich der Stickstoffeffizienz und dem Proteingehalt gibt es allerdings große Unterschiede innerhalb der marktgängigen Sorten und der Neuzulassungen der letzten Jahre.
Weniger Stickstoffauswaschung als bei Weizen und Gerste, stabile Erträge
Berücksichtigt man die Bedarfs- und Entzugswerte aus der Düngeverordnung, weist Hybridroggen unter allen Getreidearten die geringsten Stickstoff-Salden auf. Somit unterliegt weniger Stickstoff der Gefahr der Auswaschung. Darüber hinaus hat beim Roggen im Vergleich zu Gerste und Weizen die Reduktion der Düngung einen relativ geringen Ertragseffekt. Ein weiterer Vorteil des Hybridroggens ist seine Ertragsstabilität auch oder besonders in Trockenjahren.
Grundsätzlich gibt die Düngeverordnung für den Hybridroggen standardisierte Proteingehalte vor, da dessen N-Gehalte kein primäres Qualitäts- und Verkaufskriterium sind, wie es beispielsweise im Weizen der Fall ist. Da Roggen generell auch bei niedrigen Düngeintensitäten hohe Erträge erzielt und meist nicht zum vollen Ertragsniveau ausgedüngt wird, ergeben sich neue Chancen in Bezug auf die Nährstoffgestaltung der gesamten Fruchtfolge.
N-effiziente Hybridsorten bevorzugen
Zwar sind die Preise für Stickstoff von ihren Höchstständen im Juli 2022 mittlerweile deutlich zurückgekommen und pendeln auf dem Niveau von Mitte 2021. Trotzdem bleibt Stickstoff dauerhaft ein wichtiger Faktor für die ökonomische Betriebsbilanz.
Sorten, besonders Hybridsorten, die den Stickstoff besser verwerten, sind sowohl ökonomisch als auch ökologisch eines der wichtigsten Instrumente für niedrige N-Salden. Moderne Hybridsorten können bei gleichen Kosten (Düngung, Pflanzenschutz, Saatgut) durch die höhere Ertragsleistung einen erheblichen Teil zu Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit des modernen Ackerbaus beitragen. Je höher der Ertrag bei vergleichsweise hohen Proteingehalten, desto besser die daraus resultierende Stickstoffeffizienz. Ein weiterer Vorteil: Stickstoffeffizientere Sorten verursachen keine höheren Kosten!
Düngen wir den Hybridroggen auf betriebsüblichem Niveau und vergleichen dabei verschiedene Sorten miteinander, so zeigen sich deutliche Unterschiede in der N-Aufnahme und -verwertung.
Berechnung der N-Effizienz
Die N-Verwertungseffizienz der Sorten ist einfach aus dem Ertrag und dem Rohproteingehalt des Korns zu berechnen. Weil letzterer ja mit dem Faktor 6,25 aus dem Kornstickstoffgehalt abgeleitet wurde, ist der Rückschluss auf den Kornstickstoffertrag möglich. Dieser ist das Produkt aus Korn-TM und Kornstickstoffgehalt. Weil in Sortenversuchen allen Sorten gleich viel Stickstoff aus Düngung und Nachlieferung zur Verfügung steht, ist die Berechnung der N-Effizienz dann nur noch ein kleiner Rechenschritt (s. Rechenbeispiel).
In der dreijährigen deutschen Wertprüfung werden neben den agronomischen Daten der Ertrag und die Rohproteingehalte ermittelt (22–24 Standorte pro Jahrgang). Hier lohnt ein genauerer Blick auf die N-Effizienz der Zulassungsjahrgänge der letzten drei Jahre (Abb. 1). Die Stickstoffeffizienzen über alle Jahrgänge variieren zwischen 72 % und 92 %. Im Durchschnitt hatten die Hybriden eine um 11 % bessere Stickstoffeffizienz im Vergleich zu Populationsroggen. Conduct besitzt als Populationssorte zwar einen um 0,4 % höheren Rohproteingehalt als die proteinreichste und N-effizienteste Hybride SU ERLING. Die um 23 dt/ha (!) geringeren Erträge machen sich letztendlich in einer deutlich schlechteren N-Effizienz bemerkbar. Zwischen der besten und der schlechtesten Hybridsorte lagen hinsichtlich der N-Effizienz knapp 14 %.
Dies lässt sich anhand der Jahrgänge 2021–2023 verdeutlichen: Hier ergeben sich Differenzen von bis zu 17 % in der N-Effizienz! 17 % entsprechen umgerechnet einem Unterschied von 23 kg/ha im Kornstickstoffertrag. Innerhalb der mitgeprüften Hybriden beträgt der Unterschied in der N-Effizienz 8 %, was umgerechnet 12 kg/ha Kornstickstoffertrag bedeutet.
Die 2024 in Deutschland zugelassene Sorte SU ERLING entzieht also 12–23 kg N/ha mehr als die Verrechnungssorten. Aber auch die Zulassungen aus den Jahrgängen 2022 und 2021 zeigen mit SU KARLSSON und SU GLACIA eine deutlich verbesserte N-Effizienz im Vergleich zu den Verrechnungssorten.
Fazit
Durch den Anbau höchst N-effizienter Sorten können Nährstoffverluste vermieden und die Betriebskasse geschont werden – und das ohne Ertragsminimierung! Hohe Erträge in Verbindung mit vergleichsweise hohen Rohproteingehalten sorgen für stabile Entzüge und legen damit den Grundstein für die Einhaltung der Düngeverordnung. Zudem haben sie einen positiven Effekt auf das Nährstoffmanagement der Folgejahre bzw. Folgekulturen.
Einleitungsbild: Agrarpress
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Die Novelle der Düngeverordnung betont die Bedeutung von nährstoffeffizienten Kulturarten. Hybridroggen zeichnet sich durch seine hohe N-Effizienz aus, was zu geringeren Nährstoffverlusten und höherer Wirtschaftlichkeit führt. Die N-Effizienz wird durch Erträge und Proteingehalt berechnet, mit deutlichen Unterschieden zwischen verschiedenen Sorten. Die Auswahl hoch N-effizienter Sorten wirkt sich positiv auf das Nährstoffmanagement und die Einhaltung der Düngeverordnung aus. Durch den Anbau N-effizienter Sorten können Betriebe Kosten sparen und Umweltbelastungen reduzieren.