Weniger Dünger, knappes Wasser -  hier ist Hybridroggen die bessere Alternative

Weniger Dünger, knappes Wasser - hier ist Hybridroggen die bessere Alternative

Spätestens als im letzten Jahr die Produktionskosten, besonders die Düngerpreise,
nach oben schnellten, wurde die hohe ökonomische Bedeutung des Betriebsmittels Dünger vielen klar. Vor dem Hintergrund der Flächenausdehnung Roter Gebiete bleibt die Stickstoffeffizienz einer jeden Kultur auch bei gesunkenen Düngerpreisen von herausragender Bedeutung für viele Betriebe. Bei ungleichmäßiger Niederschlagsverteilung wird zugleich die Wassereffizienz einer Kulturart bedeutsamer.

Beregnung von Hybridroggen - eine selten notwendige Maßnahme
Beregnung von Hybridroggen - eine selten notwendige Maßnahme
Auch wenn das politische Weltgeschehen die Nachrichten prägte, so sollte man den Klimawandel als Einflussfaktor auf die Wirtschaftlichkeit des Ackerbaus nicht aus dem Blick verlieren. Der Klimawandel ist nicht nur mit steigenden Temperaturen verbunden, sondern auch mit einer ungleichmäßigeren Verteilung von Niederschlägen. Das betraf in den letzten Jahren auch den Versuchsstandort Wulfsode, der bei sinkenden und ungünstig verteilten Niederschlagsmengen für den Weizenanbau ohne Beregnung durchaus zu einem Grenzstandort werden kann.

Unter diesem Gesichtspunkt muss auch das Thema Bewässerung diskutiert werden. Aufgrund einzelner Begrenzungen des nutzbaren Beregnungswassers durch die Landwirtschaft ist Beregnung bereits jetzt regional ein Faktor, der gezielt eingesetzt werden muss. Besonders in Fruchtfolgen mit beregnungsintensiven Kulturen orientiert sich das Wassermanagement an den ökonomisch interessantesten Kulturen, sodass am Ende das Getreide oft leer ausgeht.


Effizienzversuch zeigt Unterschiede zwischen Roggen und Weizen

Allgemein gilt Hybridroggen als die Kultur mit dem höchsten Ertragspotenzial und der höchsten Ressourceneffizienz aller Getreidearten.
Besonders unter Berücksichtigung zukünftiger Klimaszenarien werden solche Kulturen immer wichtiger. Um die Effizienz von Roggen gegenüber Weizen hinsichtlich seiner Ertragsleistung unter restriktiven Vorgaben bei den oben diskutierten Parametern Stickstoff und Wasser genauer zu betrachten, führt die HYBRO Saatzucht bereits seit einigen Jahren einen Effizienzversuch durch. Hier werden je zwei Winterweizen- und Winterroggensorten unter verschiedenen N-Niveaus in unterschiedlichen Splittings in unberegneten und beregneten Parzellen auf ihre Ertragsfähigkeit geprüft.


Versuch zur Ressourceneffizienz
Versuch zur Ressourceneffizienz


Insgesamt findet der Versuch auf zwei Standorten in Wulfsode (Lüneburger Heide) sowie in Kleptow (Uckermark) statt. Wulfsode befindet sich in einem klassischen Beregnungsgebiet. Da die bewässerte Variante nur hier geprüft wurde, sollen im Folgenden auch nur die Ergebnisse dieses Standortes diskutiert werden. Die Beregnungsnotwendigkeit wurde durch das Bodenwasserhaushaltsmodell BOWAB (BOdenWAsserBilanzierung) des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vom Büro für Standorterkundung Geries Ingenieure ermittelt. Mit Blick auf die Vorgaben in Roten Gebieten wurde die N-Düngung entsprechend reduziert und darüber hinaus an verschiedene Düngestrategien adaptiert.

Alle Düngestrategien sind stark startbetont ausgerichtet, was sich bei vermehrter Frühjahrstrockenheit und der Ersparnis einer Überfahrt als Vorteil erweisen kann.


2022: zu warm, zu trocken, schlecht verteilte Niederschläge

Die Temperaturen am Standort waren im letzten Jahr vergleichbar mit dem langjährigen Mittel. Auffällig ist aber der deutlich zu warme Winter, speziell in den Monaten Januar und Februar, in denen die Temperatur rund 3 °C über dem langjährigen Mittel lag.
Die Regenverteilung war sehr ungleichmäßig. Bis Ende Februar konnte man von einer durchschnittlichen bis guten Wasserversorgung sprechen. Auf recht hohe Niederschläge bis Mitte Februar folgte eine trockene Phase mit nur geringen Mengen und einem nahezu komplett niederschlagsfreien März. Die erste Aprilhälfte war sehr nass, es folgte jedoch eine trockene zweite Monatshälfte sowie daran anschließend recht trockene Monate bis in den August hinein. Aufgrund der Bedingungen ermittelte das BOWAB-Modell bis Mitte Mai bereits einen Beregnungsbedarf von 30 mm für Winterweizen, während der Hybridroggen auf Basis der vorliegenden Daten keine Bewässerung benötigte.

Nachdem die startbetonte erste Gabe gefallen war, verhinderten die geringen Regenmengen eine optimale Pflanzenverfügbarkeit des Düngers.


Hybridroggen brachte im Schnitt 15 dt/ha mehr

Über alle Varianten hinweg bewies der Hybridroggen sein deutlich höheres Ertragspotenzial gegenüber dem Winterweizen (Abb. 1). So lag der gemittelte Ertrag (über alle Parzellen, inkl. Beregnung) der beiden Roggensorten gute 15 dt/ha über dem Ertragsmittel der beiden Weizensorten. Dabei entzog der Weizen dem Boden den Stickstoff primär über den Proteingehalt im Korn, der Roggen hingegen über das Ertragsniveau. Wie zu erwarten, führte eine höhere Stickstoffdüngung bei beiden Kulturen zu mehr Ertrag. Auffällig ist, dass die einmalige Stickstoffdüngung 2022 mit einem deutlich geringeren Ertrag im Vergleich zu den Varianten mit aufgeteilter Gabe einhergeht. Mit einer Aufteilung
der Düngung steigerte sich das Ertragsniveau, wobei es keinen Unterschied machte, ob die Gabe auf zwei oder drei Termine aufgeteilt wurden. Vermutlich beeinflusste die lange Trockenphase zu Beginn der Vegetationsperiode die N-Verfügbarkeit der ersten Gabe: Die N-Nutzungseffizienz in dieser Variante war sowohl im Roggen als auch im Weizen am niedrigsten. Generell waren 2022 die Ausnutzungsgrade des N-Düngers im Vergleich zu den anderen Jahren deutlich vermindert.


Beregnung - Ertrag
Beregnung - Ertrag


Düngungsniveau - Ertrag
Düngungsniveau - Ertrag


Kornerträge alle Varianten
Kornerträge alle Varianten


Unterschiedliche Reaktionen beim RP-Gehalt
Während der Proteingehalt in den gesplitteten Düngevarianten im Roggen nahezu stabil blieb, reagierte der Weizen in der höheren Düngestufe mit rund 2 % mehr Protein deutlich. Nichtsdestotrotz sind die erzielten Proteingehalte mit gut 10 % auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Hier gilt es abzuwägen, ob nicht auf solchen Standorten die Produktion von Roggen im Vergleich zu Futterweizen die finanziell attraktivere Option wäre bzw. sollte der Weizenanbau auf solchen Standorten generell hinterfragt werden.
Sehr deutlich wurde auch die bessere Wassereffizienz des Hybridroggens: Selbst ohne Bewässerung erzielte Roggen rund 9,2 dt/ha mehr Ertrag als Weizen mit Bewässerung. Vor dem Hintergrund von Bewässerungskosten sowie der Minimierung eigener Wasserkontingente sollte man diesen Unterschied in die betrieblichen Entscheidungen mit einbeziehen. Besonders dann, wenn Wasserkontingente an anderer Stelle im Betrieb ökonomisch sinnvoller
eingesetzt werden können.


FAZIT

Trotz der jahresbedingt unterschiedlichen Witterungsverläufe der drei Versuchsjahre bewies der Hybridroggen gegenüber dem Weizen seine Vorzüglichkeit auf diesem Grenzstandort mit im Mittel mehr als 38 % Ertragsvorteil (s. Abb. 3). Es zeigt sich: Hybridroggen stellt eine echte Alternative zu Winterweizen auf Grenzstandorten dar. Mit seinem hohen Ertragsniveau und gleichzeitig niedrigen Ansprüchen an Wasser und Dünger, ergeben sich viele betriebliche Vorteile für andere Kulturarten im Hinblick auf N-Dünger und Wassermanagement

Autor: Paul Schmieja


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Am Versuchsstandort Wulfsode, der bei sinkenden und ungünstig verteilten Niederschlagsmengen für den Weizenanbau ohne Beregnung durchaus grenzwertig wird, fand, wurde der Effizienzversuch der Saaten-Union durchgeführt. Hierbei wurde nicht nur untersucht, wie Hybridroggen im vergleich zu Weizen auf unterschiedliche N-Düngerniveaus reagiert, sondern auch das Thema Bewässerung spielte eine Rolle.

Die Beregnungsnotwendigkeit wurde durch das Bodenwasserhaushaltsmodell BOWAB (BOdenWAsserBilanzierung) des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vom Büro für Standorterkundung Geries Ingenieure ermittelt. Mit Blick auf die Vorgaben in Roten  Gebieten wurde die N-Düngung entsprechend reduziert und darüber hinaus an verschiedene Düngerstrategien adaptiert.


Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Über alle Varianten hinweg bewies der Hybridroggen sein deutlich höheres Ertragspotenzial gegenüber dem Winterweizen
  • Wie zu erwarten, führte eine höhere Stickstoffdüngung bei beiden Kulturen zu mehr Ertrag. Eine einmalige Stickstoffdüngung 2022 ging mit einem deutlich geringeren Ertrag im Vergleich zu den Varianten mit aufgeteilter Gabe einher.
  • Während der Proteingehalt in den gesplitteten Düngevarianten im Roggen nahezu stabil blieb, reagierte der Weizen in der höheren Düngestufe mit rund 2 % mehr Protein deutlich.
  • Sehr deutlich wurde auch die bessere Wassereffizienz des Hybridroggens: Selbst ohne Bewässerung erzielte Roggen rund 9,2 dt/ha mehr Ertrag als Weizen mit Bewässerung.


Fazit:

Trotz der jahresbedingt unterschiedlichen Witterungsverläufe der drei Versuchsjahre bewies der Hybridroggen gegenüber dem Weizen seine Vorzüglichkeit auf diesem Grenzstandort mit im Mittel mehr als 38 % Ertragsvorteil.

Es zeigt sich: Hybridroggen stellt eine echte Alternative zu Winterweizen auf Grenzstandorten dar. Mit seinem hohen Ertragsniveau und gleichzeitig niedrigen Ansprüchen an Wasser und Dünger, ergeben sich viele betriebliche Vorteile für andere Kulturarten im Hinblick auf N-Dünger und Wassermanagement.