Bruchkorn beim Drusch vermeiden!

Bruchkorn beim Drusch vermeiden!

Ein Mähdrescher lässt sich nur optimal auslasten, wenn man dessen Grenzen kennt und festlegt. Dabei geraten insbesondere Kornverluste und Bruchkorn in den Fokus – beides wichtige Grundlage für die Einstellung des Mähdreschers. Jan Geiger, GEIGER agri solutions und AgrarTraining, über Ursachen und Vermeidung von Bruchkorn.

Ein sehr wichtiger Indikator für eine gute Mähdreschereinstellung ist die Höhe des Bruchkornanteils – ein Thema, das in den letzten Jahrzehnten zunehmend in den Fokus gerückt ist.

Und dies aus folgenden Gründen:

  • Der züchterische Fortschritt brachte immer höhere Kornerträge und größere Körner.
  • Gleichzeitig hat man vermehrt auf weniger Spelzensorten und kürzeres Stroh gesetzt, was die Bruchkornanfälligkeit durch ein fehlendes Polster im Dreschwerk noch verschärft.
  • Bei modernen Mähdreschern gibt es im Schüttlerbereich einen Trend zu mehr aktiver Abscheidung durch zusätzliche Trommeln, was eine höhere mechanische Belastung für das Korn bedeutet.

Erntebedingungen richtig einschätzen

Schon beim Festlegen des Erntetermins wird häufig über die Auftrittswahrscheinlichkeit von Bruchkorn entschieden. Empfehlenswert ist es, Ähren mit der Hand zu zerreiben: Lassen sich alle Körner leicht aus der Ähre lösen, wie groß sind die Körner und ist die Größe einheitlich? Diese erste Einschätzung gibt schon vor dem Drusch die Richtung der Grundeinstellungen vor. Hinzu kommt die Erntefeuchte – je trockener das Getreide, desto höher die Bruchgefahr. Dieses Phänomen verstärkt sich noch bei zunehmender Korngröße.


Entstehung von Bruchkorn im Mähdrescher

Als Ursache für Bruchkorn beim Druschprozess ist Geschwindigkeit bedeutender als Reibung. Treffen beschleunigte Körner ungünstig auf den Dreschkorb oder ein Druschelement, brechen sie. Dies gilt insbesondere für freie, bereits ausgedroschene Körner im Druschspalt, die noch nicht abgeschieden sind. Je geringer das Dreschwerk ausgelastet ist, desto weniger Stroh befindet sich als Polster im Druschspalt, desto mehr Bruchkörner gibt es.
Dieser Effekt ist bei den Dreschwerken unterschiedlich ausgeprägt.


Tangential-Dreschwerke

Klassische Dreschwerke mit einer Dreschtrommel haben tendenziell einen eher schlagenden als reibenden Drusch. Da der Dreschweg zwischen Trommel und Korb relativ kurz ist, muss der gesamte Druschprozess innerhalb kürzester Zeit vollständig und damit sehr intensiv durchgeführt werden. Daher ist ein intensiverer Drusch nötig. Höhere Durchsätze führen zu einem dickeren Strohpolster im Dreschwerk und reduzieren den Bruchkornanteil. Inwieweit dies funktioniert, hängt stark von den weiteren Abscheidewerkzeugen ab. Reine Schüttlermaschinen ohne weitere aktive Abscheidung wirken auf das Korn wenig mechanisch ein. Gleichzeitig wird der Schüttler schnell zum leistungsbegrenzenden Faktor, mit einer relativ geringen (schützenden) Strohmatte im Dreschwerk. Aktive Abscheideelemente wie Beschleuniger oder Zentrifugalabscheider vor dem Schüttler führen dazu, dass das Dreschwerk mehr Material verarbeiten kann. Einerseits sinkt so die Bruchkorngefahr, andererseits können die Abscheidewerkzeuge die Bruchkorngefahr jedoch auch anheben. Bei Hybridmaschinen kommen statt des Schüttlers Rotoren zum Einsatz. Diese erlauben durch die hohen Zentrifugalkräfte bei der Restkornabscheidung häufig deutlich höhere Durchsätze. Das eigentliche Dreschwerk ist meist baugleich mit dem der Schüttlermaschinen, jedoch kann nun deutlich mehr Stroh als schützende Matte durch das Dreschwerk geleitet werden.


Axial-Dreschwerke

Bei axialen Dreschwerken (reine Rotordrescher) ist durch den spiralförmigen Gutfluss der Dreschweg deutlich länger, da das Material den Dreschkorb häufiger passiert. Dies bedeutet mehr Zeit für den Ausdrusch und er geschieht zudem eher reibend als schlagend. In der Praxis bedeutet dies, dass die Axialfluss-Maschinen toleranter auf Fehleinstellungen reagieren. Tatsächlich kann man durch eine Kornprobe nicht zwangsweise auf das Druschprinzip rückschließen, das bestätigen Gespräche und Daten von Saatgutproduzenten. Man kann also nicht generell sagen, dass das Axial-Dreschwerk in Hinsicht Bruchkorn besser ist als das Tangential-Dreschwerk. Unabhängig vom Dreschwerk hat der Faktor „Mensch“ und daran eng geknüpft die Druscheinstellungen den größten Hebel auf das Thema Bruchkorn. Richtig eingestellt können Tangential-Dreschwerke gute Ware in Bezug auf Bruchkorn liefern. Wir beobachten allerdings gerade bei Tangentialmaschinen, dass diese häufig auf einen zu scharfen Drusch getrimmt sind.


In der Überkehr haben bereits gedroschene Körner nichts zu suchen!
In der Überkehr haben bereits gedroschene Körner nichts zu suchen!

gesammelte Verlustprobe mehrerer Verlustschalen beim Einsatz des Häckslers
gesammelte Verlustprobe mehrerer Verlustschalen beim Einsatz des Häckslers


Vorgehen bei Bruchkorn

Was tun, wenn man im Korntank zu viele Bruchstücke feststellt? Zunächst einmal schneller fahren, wenn es die betrieblich gesetzte Verlustgrenze zulässt. Denn dann nimmt das Strohpolster im Dreschwerk zu und der Ausdrusch wird schonender. Reicht dies nicht aus, sollte man als nächstes versuchen, die Trommel- bzw. Rotordrehzahl zu reduzieren. Im nächsten Schritt kann man den Abstand des Dreschwerks erweitern. Aber immer sollte man den Ausdrusch im Blick behalten! Weitere Maßnahmen sind: Gegebenenfalls Entgranner oder zusätzliche Druschelemente deaktivieren und die Überkehrmenge auf ein Minimum reduzieren – freie ausgedroschene Körner gehören nicht in die Überkehr. Verfügt der Mähdrescher über Druschautomaten mit Kameratechnik zur Feststellung von Bruchkorn, müssen Schwellenwerte gesetzt und die Situation durch den Fahrer richtig eingeschätzt werden. Vermehrer sollten bei der Einstellung darauf achten, dass die Maschine nicht ausschließlich auf maximalen Durchsatz, sondern auf einen schonenden Drusch getrimmt werden. Bei der Neuanschaffung eines Mähdreschers sollten Vermehrer daher lieber etwas mehr Mähdruschkapazität einkalkulieren, um einen möglichst schonenden Drusch sicherstellen zu können.


Bruchkorn als unsichtbarer Kornverlust

Kornverluste müssen während der Ernte – und nicht als grüne Streifen im Feld – erfasst werden. Nur dann kann man noch rechtzeitig durch angepasste Druscheinstellungen reagieren. Was dabei viele vergessen, sind die sogenannten „unsichtbaren Kornverluste“: Korn-Bruchstücke, die ebenfalls als Verlust auf dem Feld landen und die nicht mehr keimfähig sind. Das Feld sieht auf den ersten Blick Wochen nach dem Drusch sauberer aus, der Schein trügt allerdings! Der Anteil von nicht keimfähigen Bruchkörnern kann bei einer Verlustprobe sehr hoch liegen. Die Beschädigung der Körner kann dabei auch im Häcksler am Mähdrescher erfolgt sein. Insbesondere moderne leistungsfähige Häcksler haben häufig über 100 drehende Messer, zusätzliche Gegenmesser und Reibelemente oder Gegenschneiden. Hier wird eben nicht nur das Stroh kleingehäckselt, sondern ebenfalls Verlustkörner, die sich in dem Gemisch befinden. Wer auf eine sehr gute Häckselqualität Wert legt, sollte bei der Verlustmessung genau hinschauen!


Unsichtbare Kornverluste richtig messen

In einer Verlustprobe lässt sich Bruchkorn nur durch die Verwendung einer Verlustschale feststellen. Einfaches auf den Boden schauen reicht keinesfalls aus, denn es ist nahezu unmöglich, die teils sehr kleinen Bruchstücke zwischen den Stoppeln wiederzufinden. Stellen Sie außerdem sicher, dass die Verlustprobe wiederholbar genommen werden kann. Wir empfehlen die Nutzung von Abwurfsystemen in Verbindung mit einer schweren Verlustschale z. B. aus Stahl. Erfahrungen zeigen, dass diese besser zu Boden fällt und auch beim Einsatz von Strohverteilern mit viel Windleistung an Ort und Stelle verbleibet. Bei der anschließenden Reinigung und Auswertung der Verlustschale ist Vorsicht geboten. Man kann die Verlustprobe in der Verlustschale manuell durch Schütteln und Pusten reinigen, benötigt für eine hohe Messgenauigkeit allerdings viel Zeit. Insbesondere bei der Auswertung von mehreren Verlustschalen beobachten wir in der Praxis bei diesem Verfahren häufig eine abnehmende Motivation – und damit eine sinkende Messgenauigkeit. Hier können Gebläsetürme helfen. Diese lassen sich variabel in der Intensität des Gebläses einstellen und auch Bruchstücke sind mit der Methode schnell zu finden. Innerhalb kürzester Zeit sind Verlustproben gereinigt und lassen wiederholbar hohe Messgenauigkeiten zu.


Schüttelboxen lassen im Feld schnelle erste Analysen zum Thema Bruchkorn zu.
Schüttelboxen lassen im Feld schnelle erste Analysen zum Thema Bruchkorn zu.

Kornverluste können zu einem großen Teil aus Bruchkorn bestehen.
Kornverluste können zu einem großen Teil aus Bruchkorn bestehen.

Mittels Gebläseturm lassen sich in der Verlustprobe neben ganzen Körnern auch Bruchstücke finden.
Mittels Gebläseturm lassen sich in der Verlustprobe neben ganzen Körnern auch Bruchstücke finden.


Diese Faustregeln zum Thema Bruchkorn/Kornverluste sind zu beachten:

  • Alte Faustregeln, die beschreiben, wie viel Bruchkorn im Bunker und wie viel hinter der Maschine landet, sind bei modernen Dreschern nicht mehr gültig. Verschiedene Bauarten und Einstellungsmöglichkeiten des Mähdreschers lassen hier keine pauschalen Werte zu.
  • Bei der Feststellung des Bruchkornanteils ist die einfache visuelle Methode durch das menschliche Auge nicht geeignet. Schüttelboxen mit verschiedenen Siebeinsätzen erlauben eine schnelle und praxisgerechte Bewertung im Feld. Diese Methode hat jedoch auch Grenzen in Bezug auf die Messgenauigkeit, denn Schmachtkorn und größere Bruchstücke können die Probe stark in beide Richtungen verfälschen.
  • Wer es ganz genau nimmt, muss eine definierte Kornprobe mit der Hand verlesen und die verschiedenen Partien danach auswiegen. Diese Methode ist beim Einsatz im Feld jedoch wenig praxistauglich, wodurch sich im Feld Schüttelboxen für eine schnelle Analyse besser eignen. Auswirkungen von Veränderungen bei der Mähdruscheinstellung lassen sich mittels Schüttelbox sofort visuell darstellen.

Eine Feststellung des genauen Bruchkornanteils in Prozent ist mit dieser schnellen Messmethode jedoch nicht ohne Weiteres möglich.


Fazit

Um gute Kornqualitäten mit wenig Bruchkorn zu produzieren, muss man seinen Mähdrescher inklusive seines Dreschwerks gut kennen und situationsbedingt einstellen. Nehmen Sie sich die Zeit bei der richtigen Bestimmung des Bruchkornanteils und unterschätzen Sie das Thema des unsichtbaren Verlustes nicht – gerade beim Einsatz des Häckslers!


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Ursachen und Vermeidung von Bruchkorn

Optimaler Erntetermins vermeidet Bruchkorn.  Körner müssen sich leicht aus der Ähre lösen lassen.
Ist die Korngröße einheitlich und wie groß sind die Körner -> entscheidene Paramter für einige
Erntefeuchte – je trockener das Getreide, desto höher die Bruchgefahr. Dieses Phänomen verstärkt sich noch bei zunehmender Korngröße.


Entstehung von Bruchkorn im Mähdrescher

Geschwindigkeit, mit der die Körner auf den Druschkorb treffen, ist bedeutender als die Reibung.
Je geringer das Dreschwerk ausgelastet ist, desto weniger Stroh befindet sich als Polster im Druschspalt, desto mehr Bruchkörner gibt es.

Dabei  gibt es Unterschiede zwischen  Tangential-Dreschwerken und Axial-Dreschwerken., die im Beitrag ausgeführt werden. Man kann aber nicht sagen, dass ein Dreshwerk besser sei, Tangentialdreschwerke werden  nur sehr oft falsch eingestellt. Richtig eingestellt können Tangential-Dreschwerke gute Ware in Bezug auf Bruchkorn liefern.


Vorgehen bei Bruchkorn

  • Schneller fahren, wenn es die betrieblich gesetzte Verlustgrenze zulässt.
  • Versuchen, die Trommel- bzw. Rotordrehzahl zu reduzieren.
  • Den Abstand des Dreschwerks erweitern.
  • Weitere Maßnahmen sind: Gegebenenfalls Entgranner oder zusätzliche Druschelemente deaktivieren und die Überkehrmenge auf ein Minimum reduzieren .
  • Verfügt der Mähdrescher über Druschautomaten mit Kameratechnik zur Feststellung von Bruchkorn, müssen Schwellenwerte gesetzt und die Situation durch den Fahrer richtig eingeschätzt werden.
  • Vermehrer sollten bei der Einstellung darauf achten, dass die Maschine nicht ausschließlich auf maximalen Durchsatz, sondern auf einen schonenden Drusch getrimmt werden.

Bruchkorn als unsichtbarer Kornverlust

Kornverluste müssen während der Ernte – und nicht als grüne Streifen im Feld – erfasst werden. Korn-Bruchstücke, die ebenfalls als Verlust auf dem Feld landen, sind nicht mehr keimfähig sind. Der Anteil von nicht keimfähigen Bruchkörnern kann bei einer Verlustprobe sehr hoch liegen.


Unsichtbare Kornverluste richtig messen

In einer Verlustprobe lässt sich Bruchkorn nur durch die Verwendung einer Verlustschale feststellen. Die Nutzung von Abwurfsystemen in Verbindung mit einer schweren Verlustschale z. B. aus Stahl wird empfohlen.


Diese Faustregeln zum Thema Bruchkorn/Kornverluste sind zu beachten:

  • Alte Faustregeln, die beschreiben, wie viel Bruchkorn im Bunker und wie viel hinter der Maschine landet, sind bei modernen Dreschern nicht mehr gültig. Verschiedene Bauarten und Einstellungsmöglichkeiten des Mähdreschers lassen hier keine pauschalen Werte zu.
  • Bei der Feststellung des Bruchkornanteils ist die einfache visuelle Methode durch das menschliche Auge nicht geeignet. Schüttelboxen mit verschiedenen Siebeinsätzen erlauben eine schnelle und praxisgerechte Bewertung im Feld. Diese Methode hat jedoch auch Grenzen in Bezug auf die Messgenauigkeit, denn Schmachtkorn und größere Bruchstücke können die Probe stark in beide Richtungen verfälschen.
  • Wer es ganz genau nimmt, muss eine definierte Kornprobe mit der Hand verlesen und die verschiedenen Partien danach auswiegen. Diese Methode ist beim Einsatz im Feld jedoch wenig praxistauglich, wodurch sich im Feld Schüttelboxen für eine schnelle Analyse besser eignen. Auswirkungen von Veränderungen bei der Mähdruscheinstellung lassen sich mittels Schüttelbox sofort visuell darstellen.