In der Ausgabe 03/2023 erläuterte Produktmanager Dr. Gunnar Kleuker den Einfluss der Sortenwahl und Vorfrucht auf die Winterweizenqualitäten. In den Produktionstechnischen Versuchen der SAATEN-UNION ist zudem die Reaktion auf verringerte Fungizidintensität eine weitere wichtige Fragestellung.
Im Frühjahr 2024 war der Krankheitsdruck durch Braunrost und Septoria regional deutlich höher als in den Vorjahren. Auffallend war ein untypisch früher Befall mit Braunrost. Wenn im Frühjahr die Flächen schlecht befahrbar waren und die Pflanzenschutzmaßnahme ausblieb oder zu spät kam, war der Befall nicht mehr zu kontrollieren. Dadurch wird der Einfluss der Krankheitsresistenz der Sorten in diesem Jahr höher als in vergangenen Jahren sein.
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Sorten reagierten unterschiedlich stark
Im Jahr 2023 wurden an vier über Deutschland verteilten Standorten der Einfluss eines reduzierten Fungizideinsatzes auf Ertrag und Proteingehalt von aktuellen Sorten im Rahmen der Produktionstechnischen Versuche der SAATEN-UNION untersucht. Die optimale Fungizidstrategie erfolgte hier standortüblich, während die reduzierte Variante auf maximal eine Maßnahme begrenzt war.
Durch den reduzierten Fungizideinsatz (Abb. 1, grüne Punkte) ist der Ertrag gegenüber der optimalen Variante (blaue Punkte) bereits bei moderatem Krankheitsdruck im Mittel um 6,9 dt/ha gesunken. Der durchschnittliche Proteingehalt dahingegen hat sich kaum verändert (12,2 % reduziert, 12,0 % ortsüblich).
Dabei reagierten die einzelnen Sorten sehr unterschiedlich. Während bei der anfälligen Sorte KWS Donovan der Ertrag um 17 dt/ha sank, war der Ertrag bei den proteinstarken neuen Sorten SU Magnetron und SU Henner nur geringfügig niedriger (3,6 dt/ha bzw. 2,5 dt/ha). Dies gilt vergleichbar auch für die neue französische Hochertragssorte SU Horizon und die sehr gesunde Sorte Informer.
Diese Ertragsunterschiede wirken sich deutlich auf die N-Effizienz (im Korn gebundener Stickstoff) aus. Sorten, die in Abb. 2 rechts oben stehen, haben in beiden Versuchsvarianten eine stabile, sehr hohe N-Effizienz. Sorten mit erhöhter Krankheitsanfälligkeit können in Jahren mit hohem Krankheitsdruck und schwierigen Bedingungen für Pflanzenschutzmaßnahmen eine deutlich geringe N-Effizienz aufweisen.
Fazit
Das Frühjahr 2024 zeigt: Der Einsatz von Sorten mit geringerer Krankheitsanfälligkeit reduziert das Anbaurisiko. Denn wenn man aufgrund der Witterung nicht rechtzeitig auf das Feld kommt, können auch wirksame Fungizide einen bereits ausgebreiteten Krankheitsbefall nicht mehr aufhalten.
Bildquelle: CLAAS