Betriebsreportage Mission Risikosplitting: Wintererbsen-Erträge richtig absichern!

Betriebsreportage Mission Risikosplitting: Wintererbsen-Erträge richtig absichern!

Erinnern Sie sich noch an die Erbsen von Frank Wellnitz? In der Ausgabe 02/2024 berichtete praxisnah von dem Winterkörnererbsenanbau der Agrargesellschaft Cammin in Mecklenburg-Vorpommern. Hier sorgte und sorgt immer noch die Aufteilung in Winter- und Sommerform für ein effizientes Risikosplitting im Körnererbsenanbau. Nils Christiansen, Produktmanager bei der Norddeutschen Pflanzenzucht, hat sich mit Frank Wellnitz erneut unterhalten: Dieses Mal ging es über die Ertragssicherungsmaßnahmen in der Vegetation 2023/2024.

Der Winter war eine Herausforderung für die Wintererbse

Der Winter 2023/24 war von außergewöhnlich hohen Niederschlagsmengen geprägt, sodass sich die Aussaat der Sommerungen im Frühjahr 2024 mancherorts bis in den Mai zog. Glücklicherweise folgte in den meisten Teilen Deutschlands im Juni dieses Jahr keine Hitze und Trockenheit.

Für die Winterleguminosen stellte der Winter 2023/24 jedoch eine Herausforderung dar. Die Witterung ab Herbst 2023 war geprägt von Dauernässe und teilweise Staunässe und begünstigte daher die Verbreitung pilzlicher Erreger. Hinzu kamen schon Ende November sehr frühe Frostereignisse, die die jungen Pflanzen schwächten und es bodenbürtigen Erregern wie Ascochyta pisi ermöglichten, in das Pflanzengewebe einzudringen. Auch die anhaltende Nässe und Kälte zu Beginn des Jahres 2024 belasteten die Bestände. Mit dem Einsetzen der warm-feuchten Witterung ab März 2024 konnte sich die Infektion ohne Einschränkung ausbreiten – besonders in Beständen, die ohne frühzeitige Fungizidbehandlung blieben, kam es zu teils massivem Krankheitsdruck.

Ein Blick über die deutschen Grenzen zeigte ein ähnliches Bild: Auch in Frankreich, wo der Wintererbsenanbau bereits deutlich länger etabliert ist, stiegen die Infektionsraten aufgrund vergleichbarer Witterungsbedingungen und der Übertragung von Erregern aus bodenbürtigen Quellen ebenfalls an.


Mit zeitigem Schutz in die Vegetation

Auch Frank Wellnitz aus Cammin musste seinen Regenmesser häufiger leeren als üblich und blickt auf das Frühjahr 2024 zurück: „Wir wissen, welche Drainagen wir wieder spülen sollten“, sagt er, was viele seiner Berufskollegen bestätigen würden. Die Wintererbse FEROE hatte sich unter den gegebenen Bedingungen gut entwickelt, sodass – sobald es die Befahrbarkeit des Ackers zuließ – eine erste Fungizidmaßnahme mit einer Mischung aus Azoxystrobin und Tebuconazol durchgeführt wurde. „Auch wenn die Befahrbarkeit nur knapp gegeben war, hat sich die Investition ausgezahlt. Das haben wir im Spritzfenster, in dem die Wintererbse von der Brennfleckenkrankheit gezeichnet war, klar gesehen“, so Wellnitz.

Neben einer ausreichenden Grunddüngung mit Kalium, Phosphor und Magnesium sowie einer Aussaat ab Mitte Oktober, sieht Frank Wellnitz die frühe Fungizidapplikation Ende Februar/Anfang März als einen entscheidenden Baustein im Wintererbsenanbau. „Auch für 2025 werden wir wieder eine frühe Maßnahme einplanen“, fügt er für seinen diesjährigen FEROE-Bestand hinzu. Sowohl Winter- als auch Sommererbsen erhielten zur Blüte eine weitere Fungizidbehandlung und waren so bis zur Abreife ausreichend geschützt.

Auch in anderen Regionen wie Brandenburg, Thüringen oder Sachsen-Anhalt profitierten die Wintererbsenbestände von einer frühzeitigen Fungizidapplikation zu Beginn der Vegetation, was an den deutlich geringeren Befallsstärken zu erkennen war. Bestände, die später gedrillt wurden, zeigten sich im Frühjahr 2024 zudem vitaler als diejenigen, die bereits Anfang Oktober 2023 in den Boden kamen und sich in dem sehr warmen Oktober zu schnell entwickelt hatten. Es empfiehlt sich daher, Wintererbsen etwa 2 bis 3 Wochen nach dem ortsüblichen Saattermin des Winterweizens mit 70 bis 90 Körnern pro Quadratmeter auszusäen.


alte Zuckerrüben können sehr attraktiv für Schwarzwild sein.
alte Zuckerrüben können sehr attraktiv für Schwarzwild sein.


Mit Schutz nach Augenmaß durch die Vegetation

Auch im Frühjahr erfordert der Wintererbsenanbau ein wachsames Auge, um das Auftreten des Blattrandkäfers oder den Zuflug der Grünen Erbsenblattlaus rechtzeitig zu erkennen und – nach Erreichen der Bekämpfungsrichtwerte – zu bekämpfen. Weitere Schädlinge treten im Verlauf der Vegetation auf und können, wie im Fall des Erbsenwicklers durch Pheromonfallen überwacht werden, um ihre Anzahl zu bewerten. Dies ist auch der Zeitpunkt, um gegebenenfalls eine zusätzliche Versorgung mit Spurennährstoffen in Form einer Blattdüngung begleitend zu einer Pflanzenschutzmaßnahme vorzunehmen.

„Das Schwarzwild war zwar immer mal wieder im Feld, fand die Erbsen aber glücklicherweise nicht so interessant, wie anfangs befürchtet“, erinnert sich Frank Wellnitz an die Zuckerrübenreste aus dem Vorjahr, die das Wild über den Winter ins Feld lockten.

Eine Herbizidbehandlung im Frühjahr war ebenfalls nicht erforderlich, wäre jedoch mit Pendimethalin oder Pendimethalin + Dimethenamid-P bis zum Entwicklungsstadium EC 33 zulässig gewesen. Bei Ackerbohnen hingegen wäre eine solche Behandlung nicht möglich, da sowohl bei der Winter- als auch bei der Sommerform die Anwendung nur im Vorauflauf gestattet ist.


Ein zufriedenstellendes Ergebnis

Nach der Körnererbse folgt in Cammin in der Regel Wintergerste, die den von der Leguminose bereitgestellten Stickstoff gerne aufnimmt und von der guten Bodenstruktur profitiert. „Ich muss nicht pflügen, sondern bereite das Land mit einem Grubber zur Aussaat vor“, erläutert Frank Wellnitz einen weiteren Vorteil des Erbsenanbaus. Die Wintererbse ist fest in die Fruchtfolge integriert und Wellnitz setzt auch weiterhin auf das Splitting in Winter- und Sommerform. „Die nächste Vorsommertrockenheit kommt bestimmt, und die möchte ich bei der Erbse, wenn möglich, abgefedert wissen.“

Die mittlerweile gut ausgebauten Vermarktungskanäle stützen den wirtschaftlichen Erfolg der Körnerleguminose und aktuell kommen weitere hinzu. Die Ernte der Wintererbse in Cammin konnte eine Woche vor den Sommererbsen abgeschlossen werden und kollidierte nicht mit der Winterweizenernte.


Fazit

Die Gesunderhaltung der Bestände durch eine frühe Fungizidmaßnahme im Frühjahr ist hier ein ganz entscheidender Baustein im Wintererbsenanbau. „Wenn ich auf den vergangenen Winter und Frühling zurückblicke, können wir mit 32 dt/ha bei der Sorte FEROE und 35 dt/ha bei der Sorte ASTRONAUTE zufrieden sein“, zieht Frank Wellnitz ein positives Fazit und plant, beide Sorten auch für die Ernte 2025 einzusetzen.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Der Artikel berichtet über den Winterkörnererbsenanbau der Agrargesellschaft Cammin in Mecklenburg-Vorpommern. Frank Wellnitz und Nils Christiansen diskutieren die Ertragssicherungsmaßnahmen für die Vegetation 2023/2024. Der Winter war eine Herausforderung für die Wintererbse aufgrund des feuchten Wetters und  daraus resultierenden Pilzbefalls. Frühzeitiger Fungizidschutz erwies sich als entscheidend. Der Text diskutiert weitere ertragssichernde Maßnahmen, die in der Summe zu zufriedenstellenden Erträgen führten.