Fachberater Franz Unterforsthuber besuchte den Milchviehbetrieb von Andreas Hauner aus Unterreit in Oberbayern. Der Landwirt schwört seit inzwischen 12 Jahren auf selbst angebaute, getoastete Sojabohnen im Kraftfutter.
Andreas Hauner sieht unter den regionalen Gegebenheiten die Zukunft für seinen Familienbetrieb im Landkreis Mühldorf in der Milchproduktion. Er bewirtschaftet insgesamt 66 ha, davon 22 ha Grünland (inkl. Ackergras) auf guten Böden (ca. 78 Bodenpunkte) mit ausreichend Niederschlag. Mit dem Neubau eines Laufstalles mit Melkroboter und der damit verbundenen Aufstockung seines Viehbestandes auf etwa 70 Kühe hat er seine Produktion für die Zukunft aufgestellt. Die Herde besteht je zur Hälfte aus Fleckvieh und Schwarzbunten. Der durch die Umstellung befürchtete Rückgang der Milchleistung war geringer als erwartet, sodass die Herdenleistung weiterhin bei etwa 10.000 l pro Kuh und Jahr liegt. Voraussetzung dafür ist eine hohe Grundfutterleistung, die für 5.500 bis 6.000 l Milch ausreichend ist. Im Betrieb Hauner setzt sich das hochwertige Grundfutter zu 2/3 aus Gras- und zu 1/3 aus Maissilage zusammen. Das Kraftfutter wird je nach Leistung der Kuh über einen Dosierer exakt zugeteilt und liegt im durchschnittlichen Tagesgemelk von 33 l bei 6,5 kg, die besten Kühe nehmen über 10 kg pro Tier und Tag auf. Es setzt sich zusammen aus Weizen, Körnermais, Zuckerschnitzel und Rapsschrot, ergänzt mit dem Schrot der getoasteten Sojabohne. Hiervon sind bis zu 2 kg je Tier und Tag problemlos möglich.
Gründe für heimische, getoastete Sojabohnen
Andreas Hauner hat sich zum Anbau von Soja entschlossen, da er sein eigenes GVO-freies Kraftfutter produzieren will und regional die Möglichkeit zum Toasten besteht. Eine thermische Behandlung des Erntegutes ist für den Aufschluss und damit die effektive Verwertung der Aminosäuren notwendig. Durch das Toasten erhalten die Bohnen zudem ihren typisch „nussigen“ Geschmack und werden von den Kühen gerne gefressen. Sojabohnen sind im Eiweiß- und Energiegehalt ausgeglichen und geben den Kühen ein glänzendes, gesundes Fell. Durch das enthaltene Öl kann der Einsatz von staubbindenden Futterfetten reduziert werden.
Den Anbau von den jährlich etwa 5 ha Sojabohnen musste er 2021 aussetzen, denn durch die Aufstockung des Viehbestandes fällt nun mehr organischer Dünger an. Da zudem die maximale N-Menge laut Düngeverordnung bei 170 kg/ha liegt und Leguminosenflächen für eine organische Düngung nicht infrage kommen, muss er sich jetzt mittelfristig an eine neue Fruchtfolge herantasten. Aufgrund dieser Situation werden 2021 auf seinen 44 ha Ackerland neben dem Ackergras mit Weizen und Mais nur Kulturen mit N-Bedarf angebaut. Er hofft trotzdem, über eine veränderte Fruchtfolge zukünftig wieder Sojabohnen in den Anbau nehmen zu können. In der Fütterung jedenfalls haben sie weiter ihren Platz, ggf. per Zukauf.
Anbau: Gute Bodendurchlüftung ist existenziell für die Knöllchenbakterien!
Standort und Fruchtfolge: Ein regionaler und ertragssichernder Vorteil ist der Anbau der Bohne auf Standorten mit ausreichend Feuchtigkeit. Eine gute Wasserversorgung zum Zeitpunkt der Blüte mindert die Gefahr, dass Blüten abgeworfen und so weniger Hülsen zur ausgebildet werden. Die Sojabohne ist weitgehend selbstverträglich und steht hier im Betrieb etwa alle vier Jahre in der Fruchtfolge, in der Regel nach Silomais.
Bodenbearbeitung: Die Böden werden im Herbst gepflügt und im Frühjahr wird das Saatbett mit möglichst wenigen Bearbeitungsgängen mit Kreiselegge und Sämaschine strukturschonend bearbeitet. Eine intakte Struktur und damit eine gute Bodendurchlüftung ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Anbau mit gutem Ansatz der Knöllchenbakterien. Auch eine Mulchsaat in eine mit Kreiselegge bearbeitete Zwischenfrucht, die nach Weizen gesät wird, wurde erfolgreich praktiziert. Wichtig ist, dass die Böden für den nötigen Wasseranschluss nicht zu tief bearbeitet werden und mit Blick auf die spätere Ernte möglichst eben sind.
Aussaat: Hauner setzt auf frühere Saattermine im April und macht gute Erfahrungen mit leicht erhöhter Saatstärke (ca. 70 Kö/m²) und tendenziell tieferer Saat (ca. 5 cm). Er nutzt auf diese Weise die Winterfeuchte für sicheren Feldaufgang. Seine Wahl fällt inzwischen auf etwas spätere Sorten mit höherem Ertragspotenzial. Er erwartet mit dieser Strategie einen rechtzeitigen Erntetermin, der für gute Druschbedingungen auf alle Fälle im September liegen sollte. Für seine Standorte bedeutet dies Sorten im späteren 000-Bereich wie die Sorte ACHILLEA.
Neueinsteigern jedoch empfiehlt er, sich lieber mit frühreiferen Sorten wie SUSSEX an das Abreifepotenzial ihres Standortes heranzutasten. Die Erntereife ist erreicht, wenn die Körner in den Hülsen klappern, da können durchaus in feuchteren Jahren noch grüne Blätter im Bestand sein.
Ein wichtiger Punkt für die ausreichende Knöllchenbildung ist eine sorgfältige Rhizobien-Impfung durchaus mit erhöhter Dosierung, z. B. mit dem Torfpräparat Histick®. Auch vorgeimpftes Saatgut wird unmittelbar vor der Aussaat nochmals in normaler Aufwandmenge behandelt. Der Impfstoff wird schonend in der Laderschaufel eingemischt, bei Zwangsmischern befürchtet Hauner zu starke Kornverletzungen. Ansonsten erfolgt auf den schweren, gut mit Nährstoffen versorgten Böden keine weitere Düngung.
Pflanzenschutz: Die Unkrautbekämpfung muss für eine möglichst sichere Wirkung im Vorauflauf mit bodenwirk-samen Wirkstoffen unmittelbar nach der Saat erfolgen. Die tiefere Saat verbessert die Verträglichkeit. Vor allem bei trockener Witterung sollte die Restfeuchte genutzt werden. Das gelingt am besten, wenn abends gesät und am nächsten Morgen behandelt wird. Standorte mit Problemunkräutern wie Distel oder Ackerwinde eignen sich für diese Kultur aufgrund mangelnder Bekämpfungsmöglichkeiten weniger.
Ansonsten wird auf diesem Betrieb bisher keinerlei Pflanzenschutz eingesetzt, da Krankheiten wie z. B. Sclerotinia sclerotiorum nicht in stärkerem Ausmaß aufgetreten sind. In Einzeljahren kam es zum Auftreten des Afrikanischen Distelfalters, allerdings ohne Bekämpfungswürdigkeit.
Ernte: Ein Lohnunternehmer erntet die Bohne mit einem Flex-Schneidwerk, um auch die untersten Hülsen weitgehend in den Mähdrescher zu bekommen. Das Ertragsniveau liegt bei 3,7–4,2 Tonnen pro Hektar.
Fazit
Die getoastete Sojabohne wertet das Kraftfutter auf und wird von den Kühen gerne gefressen. Der Anbau funktioniert unter gegebenen Umständen mit vergleichsweise wenig Aufwand. Wichtigste Parameter sind eine sorgfältige Impfung und eine erfolgreiche Unkrautbekämpfung.
Ackerbaulich gesehen ist Soja eine sinnvolle Ergänzung in der Mais-Weizen-Fruchtfolge.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Andreas Hauner sieht unter den regionalen Gegebenheiten die Zukunft für seinen Familienbetrieb im Landkreis Mühldorf in der Milchproduktion. Er bewirtschaftet insgesamt 66 ha, davon 22 ha Grünland (inkl. Ackergras) auf guten Böden (ca. 78 Bodenpunkte) mit ausreichend Niederschlag. Mit dem Neubau eines Laufstalles mit Melkroboter und der damit verbundenen Aufstockung seines Viehbestandes auf etwa 70 Kühe hat er seine Produktion für die Zukunft aufgestellt. Voraussetzung für die Herdenleistung von etwa 10.000 l pro Kuh und Jahr ist eine hohe Grundfutterleistung, die für 5.500 bis 6.000 l Milch ausreichend ist. Im Betrieb Hauner setzt sich das hochwertige Grundfutter zu 2/3 aus Gras- und zu 1/3 aus Maissilage zusammen. Das Kraftfutter liegt im durchschnittlichen Tagesgemelk von 33 l bei 6,5 kg, die besten Kühe nehmen über 10 kg pro Tier und Tag auf. Es setzt sich zusammen aus Weizen, Körnermais, Zuckerschnitzel und Rapsschrot, ergänzt mit dem Schrot der getoasteten Sojabohne. Hiervon sind bis zu 2 kg je Tier und Tag problemlos möglich.
Gründe für heimische, getoastete Sojabohnen
- eigenes GVO-freies Kraftfutter
- regional besteht die Möglichkeit zum Toasten
- Durch das Toasten erhalten die Bohnen zudem ihren typisch „nussigen“ Geschmack und werden von den Kühen gerne gefressen.
- Sojabohnen sind im Eiweiß- und Energiegehalt ausgeglichen und geben den Kühen ein glänzendes, gesundes Fell.
- Durch das enthaltene Öl kann der Einsatz von staubbindenden Futterfetten reduziert werden.
Standort und Bodenbearbeitung:
Standort sollte ausreichend Feuchtigkeit aufweisen (besonders zum Zeitpunkt der Blüte)
Bodenbearbeitung: Eine intakte Struktur und damit eine gute Bodendurchlüftung ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Anbau mit gutem Ansatz der Knöllchenbakterien. Wichtig ist, dass die Böden für den nötigen Wasseranschluss nicht zu tief bearbeitet werden und möglichst eben sind.
Aussaat:
Hier ist die Ausnutzung der Winterfeuchte durch frühe Aussaat möglich. Ein wichtiger Punkt für die ausreichende Knöllchenbildung ist eine sorgfältige Rhizobien-Impfung
Pflanzenschutz:
Die Unkrautbekämpfung muss für eine möglichst sichere Wirkung im Vorauflauf mit bodenwirksamen Wirkstoffen unmittelbar nach der Saat erfolgen. Die tiefere Saat verbessert die Verträglichkeit. Vor allem bei trockener Witterung sollte die Restfeuchte genutzt werden.
Ernte:
Einsatz eines Flex-Schneidwerkes, um auch die untersten Hülsen weitgehend in den Mähdrescher zu bekommen.