Produktionstechnik: Es geht nur mit einer ausgewogenen Düngung!

Produktionstechnik: Es geht nur mit einer ausgewogenen Düngung!

Seit Jahren gibt es Bestrebungen, unabhängiger von Futtermittelimporten aus Übersee zu werden. Um die Sojaerträge abzusichern, braucht es eine ausgewogene Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen. Diese sieht bei Soja etwas anders aus als bei anderen Grob­leguminosen. Dr. Olena Sobko, Ackermann Saatzucht, gibt Tipps.

Knöllchenbakterien an Sojawurzeln
Knöllchenbakterien an Sojawurzeln
Die Anbauflächen von Soja sind erneut gestiegen, jedoch lassen sich auf den aktuell ca. 40.000 Hektar bislang nur 100.000 Tonnen Soja produzieren, – diese decken gerade mal 3 % des Jahresbedarfs an Sojaschrot, der in Deutschland bei 6,5 Mio. Tonnen liegt. Theoretisch erfüllen 750.000 Hektar hierzulande die Voraussetzungen für den Anbau von Soja, rein rechnerisch würde die Erntemenge dann die Hälfte des Bedarfs decken.

Soja hat einen relativ hohen Anspruch an die Wärmesumme und die Wasserversorgung – sie wächst zwar auf den meisten Standorten, aber sie wird unter Umständen innerhalb der Vegetationszeit nicht mehr reif, was ihren Anbau stark einschränkt (s. Abb. 1).


Anbauregionen Soja in Deutschland
Anbauregionen Soja in Deutschland


Auch auf den pH-Wert achten!

Für einen erfolgreichen Anbau dieser Kulturart ist die bedarfsgerechte Versorgung der Pflanzen mit den nötigen Nährstoffen elementar. In der Reihenfolge ihrer Bedeutung sind es sowohl die wichtigsten Makroelemente Stickstoff, Phosphor, Kali, Magnesium und Schwefel als auch die bedeutendsten Mikroelemente Molybdän, Zink, Kupfer, Chlor, Mangan, Bor und Eisen. Nicht zuletzt ist für eine ausreichende Nährstoffverfügbarkeit ein optimaler pH-Wert relevant: Er sollte zwischen 6,0 bis 7,0 liegen und darf auf gar keinen Fall unter 5,8–5,9 fallen, sonst wird Aluminium im Boden toxisch. Gegebenenfalls ist eine Kalkung direkt vor der Bestellung möglich.

Grunddüngung mit Phosphor und Kalium sollte die Versorgung des Bodens und des Ernteentzuges berücksichtigen. Ein Niveau der Klasse „C“ sichert die Nährstoffversorgung optimal ab. Bei einer Beerntung von 3 t/ha Kornertrag werden dem Feld inkl. Biomasse 180–200 kg N, 42–47 kg P2O5 und 58–65 kg K2O entzogen.


Sehr unterschiedliche Ansprüche während des Vegetationsverlaufes

Im Vegetationsverlauf hat Soja einen unterschiedlichen Nährstoffbedarf (Tab. 1). Für den Auflauf und die darauffolgende vegetative Entwicklung bis zum Blühbeginn hat Soja minimale Ansprüche an die Nährstoffversorgung: Hier sind Wasser und Wärme wichtiger. Demgegenüber werden ca. 60 % der Nährstoffe von der Blüte bis zur Hülsenbildung gebraucht: Denn in dieser Phase entscheidet sich die Höhe des Ertrages! Ungefähr ein Drittel des berechneten Nährstoffbedarfes ruft die Sojapflanze von Hülsenfüllung bis Abreife ab – die Energie wird für die Umwandlung von Photosyntheseassimilaten in Protein, Öl etc. benötigt.

Wenn Bodenanalysen ergeben haben, dass der zukünftige Soja­schlag eine Grunddüngung mit Phosphor und/oder Kalium benötigt, dann kann diese zur Hauptbodenbearbeitung oder zur Vorfrucht mineralisch, aber auch organisch erfolgen. Eine Schwefeldüngung ist oft nicht rentabel, da unsere Böden damit noch relativ gut versorgt sind. Um mind. 40 % Protein im Korn zu produzieren, sind bis zu 280–320 kg Stickstoff pro Hektar notwendig. Bis zu 65–70 % decken die Pflanzen davon über die Symbiose mit Knöllchenbakterien und Fixierung des Stickstoffes aus der Luft ab. Der Rest wird dem Boden entzogen, weshalb Soja deutlich geringere Nmin-Werte im Boden hinterlässt als z. B. Erbsen und Ackerbohnen.

Die Knöllchenbakterien der Soja (Bradyrhizobium japonicum) kommen in unseren Böden nicht vor, weshalb sie dem Saatgut zugeführt werden müssen. Von einigen bekannten Methoden ist die Saatgutimpfung am effektivsten und sollte sehr sorgfältig erfolgen, denn eine richtig durchgeführte Inokulation ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Stickstofffixierung. Die Bakterien infizieren die Wurzel bereits 4–6 Wochen nach der Aussaat.

Zur Blüte, etwa Ende Juni, sollte man schon mehrere Knöllchen an der Sojawurzel finden können. Zwischen 3 und 58 Knöllchen/Pflanze sind ausreichend, um die Sojapflanze nachhaltig mit Stickstoff zu versorgen, ein Mehr bringt dabei nicht zwingend einen Mehrertrag.

Manche Knöllchenbakterienstämme können im Boden ein paar Jahre überleben, aber sie verlieren sehr schnell an Aktivität und Virulenz. Deswegen soll man Soja unabhängig vom Anbauabstand jedes Mal impfen.


Soja, Nährstoffbedarf
Soja, Nährstoffbedarf


Exkurs: zusätzliche N-Düngung

Nach der Düngeverordnung ist eine N-Düngung der Leguminosen in vielen Bundesländern untersagt. In einigen ist sie jedoch bei Nichtvorhandensein von Knöllchen erlaubt. Sie wirkt sich aber selbst bei nur schwacher Besiedelung der Wurzeln mit Knöllchenbakterien nicht zwangsläufig positiv auf den Ertrag aus, wie ein Versuch auf der Versuchsstation Bayern der Saaten-Union GmbH zeigt: Die Ergebnisse zeigen weder signifikante Ertragszuwächse noch Ertragsrückgänge mit steigender Stickstoffdüngung (50–100–200 kg N/ha zur EC 14–16, Abb. 1).

In dem einjährigen Versuch war die Anzahl der Knöllchen mit steigender N-Düngung tendenziell niedriger als bei den 0 und 50 kg N-Varianten. Mit hohen N-Gaben bildeten die Pflanzen beider Sorten viel oberirdische Biomasse, wodurch die Pflanzen länger und etwas lageranfälliger als bei 0 und 50-kg-N/ha waren. Die liegenden Bestände beider Sorten reiften verlangsamt ab, was in einer späteren und überdurchschnittlich feuchteren Beerntung resultierte.


N-Düngung Soja
N-Düngung Soja


Mikronährstoffe: das „Sahnehäubchen“

Eine Düngung mit Mikronährstoffen ist nur dann wirtschaftlich, wenn der Boden unterversorgt ist, was auch Versuche der Versuchsstation gezeigt haben. Für Soja sind Molybdän, Zink, Kupfer, Chlor, Mangan, Bor und Eisen von Bedeutung. Magnesium, Molybdän und Bor sind unverzichtbar für die Bildung, Entwicklung und Funktionalität der Knöllchenbakterien. Eine Mg+Mo+B-Düngung in EC 14–16 kann ggf. mit den Nachauflaufherbiziden kombiniert werden. Mangan, Zink und Kupfer fördern die Verlagerung der Assimilate aus den Blättern und Stängeln in die Körner und beschleunigen qualitativ die Abreifeprozesse.


Fazit

Die Eiweißpflanze Soja hat von allen Grobleguminosen den höchsten Nährstoffbedarf an Stickstoff. Mehr als die Hälfte davon kann sie aus der Luft fixieren und sich anhaltend über die Vegetation damit versorgen – eine zusätzliche N-Düngung ist nach der DüV in vielen Bundesländern nicht erlaubt, wäre aber auch nicht sinnvoll. Eine Düngung mit Spurenelementen kann nur dann zu einer besseren Vitalität und Produktivität führen, wenn der Boden hier unterversorgt ist. Dabei ist die Ausgewogenheit der einzelnen Nährstoffe sehr wichtig, weil sonst antagonistische Wirkungen produziert werden können. Gerade bei den heutigen Düngungs- und Energiepreisen stellt Soja ein sehr attraktives und profitables Frucht­folgeglied dar.

Foto: Sobko/privat


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Hier das Wesentliche in Kürze:

  • Die wichtigsten Makroelemente für die Sojabohne sind Stickstoff > Phosphor > Kali  > Magnesium > Schwefel
  • Die wichtigsten Mikronährstoffe für die Sojabohne sind Molybdän > Zink > Kupfer > Chlor > Mangan > Bor > Eisen
  • Der optimale pH-Wert sollte zwischen 6,0 bis 7,0 liegen und darf auf gar keinen Fall unter 5,8–5,9 fallen (Aluminiumtoxizität)
  • Für Phospor und Kali ist ein Niveau der Klasse „C“ anzustreben; wird eine Grunddüngung mit Phosphor und/oder Kalium  benötigt, dann kann sie zur Hauptbodenbearbeitung oder zur Vorfrucht mineralisch, aber auch organisch erfolgen.
  • Terminierung der Nährstoffversorgung: Es werden ca. 60 % der Nährstoffe von der Blüte bis zur Hülsenbildung gebraucht.
  • Eine Schwefeldüngung ist oft nicht rentabel, da unsere Böden damit noch relativ gut versorgt sind.
  • Saatgut immer impfen!
  • Eine Düngung mit Mikronährstoffe ist nur dann wirtschaftlich, wenn der Boden unterversorgt ist.