Tortilla-Chips, Nachos, Erdnuss-Flips, Cornflakes und glutenfreie Backmischungen mit Maismehl: Die Nachfrage nach Speisemais nimmt kontinuierlich zu. Da zudem der Erzeugerpreis über dem für Futtermais liegt, bietet der Körnermaisanbau für die Lebensmittelverarbeitung eine langfristige Perspektive. Die Besonderheiten der Produktion und Vermarktung erläutern Dr. Hubert Sprich und Patrick Bindewald, Cornexo GmbH.
In Deutschland wird auf rund 2,5 Mio. Hektar Mais angebaut, der überwiegende Teil wird als Silo- oder Biogasmais gehäckselt, auf nur etwa 0,45 Mio. Hektar steht Körnermais. Von der deutschen Körnermaiserntemenge von circa 4 Mio. Tonnen werden etwa 0,2 Mio. Tonnen in Trockenmühlen zu Grieß und Mehl für die Lebensmittelproduktion verarbeitet, der weitaus größte Teil dient der Futtermittelproduktion. Mit den abnehmenden Tierzahlen in Deutschland dürfte der Einsatz von Mais als Futtermittel langfristig aber an Bedeutung verlieren. Demgegenüber wird er in der menschlichen Ernährung aus unterschiedlichen Gründen an Bedeutung gewinnen. Dies gilt sowohl für konventionell als auch für ökologisch angebauten Körnermais. Wie in anderen Bereichen auch werden in den Lebensmittel verarbeitenden Unternehmen zunehmend regionale erzeugte Produkte nachgefragt. Das bietet zum einen den Vorteil der leichteren Rückverfolgbarkeit der Produktion und lässt sich zum anderen für Werbezwecke nutzen, da regional angebaute Produkte bei den Menschen ein hohes Vertrauen genießen.
Der Speisemaisanbau in Deutschland konzentriert sich bisher vor allem auf die warmen Lagen an Rhein, Neckar und Donau. Mit der Züchtung ertragreicher und frühreifer Sorten und der Klimaerwärmung dürfte der Anbau zunehmend auch weiter im Norden und in höheren Lagen wirtschaftlich werden.
Die Maismühlen haben hohe Anforderungen
Die Qualitätsanforderungen der Lebensmittelverarbeiter sind höher als die der Futtermittel- und Stärkeproduzenten. So ist die GVO-Freiheit des angebauten Maises zu gewährleisten. Außerdem muss der angelieferte Mais frei von glutenhaltigem Getreide wie Weizen, Gerste oder Roggen, aber auch von Allergenen wie Sojaeiweiß sein. Darüber hinaus fordern viele Abnehmer von Maismahlprodukten Mykotoxingehalte unter der gesetzlich festgelegten Höchstmenge. Körnermais für die Lebensmittelverwertung muss nicht nur die EU-Grenzwerte für Deoxynivalenol (DON), Zearalenon (ZEA), Fumonisine (FUM) und Aflatoxine (AFLA) einhalten, darüber hinaus dürfen auch die Gehalte der Mykotoxine T-2 und HT-2 je nach Verwertung bestimmte Höchstwerte nicht überschreiten. Diese beiden Mykotoxine sowie die Gehalte an Tropanalkaloiden finden bei der Futterverwertung bisher noch kaum Beachtung. Tropanalkaloide sind natürlich vorkommende Pflanzenstoffe, die von verschiedenen Pflanzen wie dem Stechapfel und der Tollkirsche als Fraßschutz gebildet werden. Tropanalkaloide sind akut toxisch, sie beeinflussen bereits bei einer niedrigen Dosierung die Herzfrequenz und das zentrale Nervensystem. Der Gemeine Stechapfel (Datura stramonium L.), der sich in den letzten Jahren kontinuierlich ausbreitet, enthält in allen Pflanzenteilen hohe Gehalte an Tropanalkaloiden. Bei der Maisernte können Pflanzenteile des Stechapfels miterfasst werden und so das Erntegut kontaminieren. Beim Anbau von Speisemais muss daher gezielt auf Stechapfel geachtet werden. Grundsätzlich sollte auf den Anbau von Speisemais auf Flächen, auf denen in der Vergangenheit Stechapfel auftrat, verzichtet werden. Die Höchstwerte liegen nach der aktuellen EU-Verordnung für Tropanalkaloide (Atropin, Scopolamin) in unverarbeitetem Mais bei 15 µg/kg und für Mahlerzeugnisse aus Mais bei 5 µg/kg.
Fusariuminfektionen am Maiskolben gehen häufig von Ernterückständen aus dem Vorjahr sowie von Verletzungen der Körner aus, wie zum Beispiel durch den Maiszünsler. Die Rotteförderung der Erntereste der Vorfrucht und die Kontrolle des Maiszünslers sind daher beim Speisemaisanbau zu beachten. Außerdem sollten nur Sorten angebaut werden, die eine unterdurchschnittliche Anfälligkeit für Kolbenfusarium zeigen und rechtzeitig abreifen. Unsere Analysen zeigen: Je später die Maisernte, desto höher sind die Mykotoxingehalte. Dies ist umso gravierender, je feuchter der Herbst ist.
Prämie für hartmaisbetonte Sorten
In Deutschland werden aktuell über 800 verschiedene Maissorten angebaut, aber längst nicht alle eignen sich für die Grießmüllerei. Grundsätzlich werden Maissorten mit einem hohen Grießanteil bevorzugt, dies trifft auf zahlreiche hartmaisbetonte Sorten wie SUNSHINOS, MICHELEEN, SUMUMBA und BONE zu. Teilweise spielt auch die Kornfarbe eine Rolle. In der Regel geben die Maismühlen ihren Anbauern geprüfte Sorten vor, die eine gute Grießausbeute aufweisen, ertragsstabil sind und zusätzlich eine geringere Anfälligkeit für Kolbenfusarium zeigen.
Erzeugerpreis und Frachtkostenbeteiligung machen Speisemaisanbau interessant
Nach dem Drusch muss der Mais so schnell wie möglich getrocknet werden, denn: Fusariumpilze breiten sich in feuchtem Erntegut rasch aus und produzieren Mykotoxine. Bei einer Ab-Feld-Abholung ist die Gefahr einer Vermischung mit glutenhaltigem Getreide oder mit Allergenen wie Sojabohnen deutlich geringer als bei einer Hoftrocknung und Hoflagerung. Daher bevorzugen einige Maismühlen den Bezug von ungetrocknetem Mais direkt ab Feld. So kann die Mühle Kontaminationen weitgehend ausschließen und eine zügige und schonende Trocknung garantieren.
Durch die neue GAP-Reform 2023 wird der Maisanbau von bisher 75 % auf nun maximal 66 % der Ackerfläche der Betriebe beschränkt. Entsprechend dürfte der Körnermaisanbau in den klimatisch bevorzugten Regionen wie der Südpfalz, der badischen Oberrheinebene und dem Rottal zurückgehen. Die Maismühlen müssen daher Mais aus weiter entfernten Regionen beziehen. Damit dies gelingt, beteiligen sich einige Maismühlen, wie z. B. die Cornexo-Maismühle in Freimersheim, an den Frachtkosten.
Fazit
Wachsende Nachfrage bei sicherer Vermarktungsfähigkeit schafft gute Perspektiven
Die wachsende Nachfrage nach Speisemais bietet daher eine langfristige Perspektive, zumal der Erzeugerpreis deutlich über dem für Futtermais liegt. Dank des Zuchtfortschrittes und der klimatischen Erwärmung werden sich die Anbauregionen nach Norden ausweiten. Ist geplant, Speisemais anzubauen, sollte man möglichst schon bei der Sortenwahl, spätestens jedoch rechtzeitig vor der Ernte die Abnehmer kontaktieren, um die Vorgaben zu klären. Größere Maismühlen kaufen ganzjährig Körnermais auf Basis der Terminkontrakte der MATIF/Euronext in Paris, der produzierte Körnermais lässt sich also jederzeit verkaufen.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Mit den abnehmenden Tierzahlen in Deutschland dürfte der Einsatz von Mais als Futtermittel langfristig an Bedeutung verlieren. Demgegenüber wird er in der menschlichen Ernährung aus unterschiedlichen Gründen an Bedeutung gewinnen. In den Lebensmittel verarbeitenden Unternehmen werden zunehmend regionale erzeugte Produkte nachgefragt.
Zuchtfortschritt: Speisemaisanbau ist nicht nur im warmen Süden möglich
Der Speisemaisanbau in Deutschland konzentriert sich bisher vor allem auf die warmen Lagen an Rhein, Neckar und Donau. Mit der Züchtung ertragreicher und frühreifer Sorten und der Klimaerwärmung dürfte der Anbau zunehmend auch weiter im Norden und in höheren Lagen wirtschaftlich werden.
Die Qualitätsanforderungen der Lebensmittelverarbeiter sind hoch
Die Ware muss frei von Gluten, GVO und Allergenen sein. Oft werden auch Mykotoxingehalte unter der gesetzlich festgelegten Höchstmenge gefordert. Hier gilt es schon im Anbau und auch bei der Lagerung, Pilzinfektionen und Verunreinigungen z. B. durch Stechapfel zu vermeiden.
SUNSHINOS, MICHELEEN, SUMUMBA und BONE eignen sich für die Griesmüllerei
In Deutschland werden aktuell über 800 verschiedene Maissorten angebaut, aber längst nicht alle eignen sich für die Grießmüllerei. Grundsätzlich werden Maissorten mit einem hohen Grießanteil bevorzugt, dies trifft auf zahlreiche hartmaisbetonte Sorten wie SUNSHINOS, MICHELEEN, SUMUMBA und BONE zu. In der Regel geben die Maismühlen ihren Anbauern geprüfte Sorten vor, die eine gute Grießausbeute aufweisen, ertragsstabil sind und zusätzlich eine geringere Anfälligkeit für Kolbenfusarium zeigen.
Einige Mühlen beteiligen sich an den Frachtkosten
Da die Mühlen mit zurückgehenden Körnermaisflächen in den warmen Regionen Süddeutschlands zunehmend Mais auch aus andren Regionen beziehen müssen, öffnet sich hier also für Betriebe in den nördlicher gelegenen Regionen ein interessanter Markt! Dies zumal einige Mühlen sich an den Frachtkosten beteiligen!