Bereits seit einigen Jahren zieht das Thema der Langschnitt-Häckseltechnik im Maisbereich viel Aufmerksamkeit auf sich. Können in der Praxis diese technischen Innovationen die altbekannten Zielkonflikte zwischen Futterstruktur, Kornaufschluss und Verdichtung auflösen? Karsten Bommelmann, AG FUKO, berichtet.
Zielkonflikt Nummer 1: „So lang wie möglich für den Wiederkäuer, so kurz wie nötig für eine ausreichende Verdichtung!“ Obwohl sich im deutschsprachigen Raum Häcksellängen von 6 bis 10 mm als konventioneller Standard etabliert haben, kommt es in der Praxis noch oft zu ungenügenden Verdichtungen in den Randbereichen der Silos. Durch das große Porenvolumen verbleibt mehr Restsauerstoff im Silostock und die Anschnittfläche ist durchlässiger für erneuten Gasaustausch. Dies fördert unerwünschte Hefen und ist die Hauptursache für Nacherwärmungen.
Landwirte sehen sich jedoch bei hohen Milchleistungen mit zunehmenden Strukturversorgungsproblemen konfrontiert. Daher erfreut sich die Strategie, mit länger gehäckseltem Mais den Strukturgehalt der Ration zu erhöhen, wachsender Beliebtheit. Hier kommt Zielkonflikt Nummer 2 zum Tragen: „Je länger die Häcksellänge, desto geringer die Intensität der Kornaufbereitung.“ Hier soll – laut Werbung der Landtechnik – die „Shredlage“ Abhilfe schaffen. Die aus den USA stammende Technik verspricht bis in Bereiche von über 30 mm theoretischer Häcksellänge eine verbesserte Aufbereitung des Pflanzenmaterials und zugleich einen höheren Kornaufschluss. Marktbegleitende Hersteller folgen der Entwicklung und ziehen mit hauseigenen Lösungen für Langschnitttechnik nach.
Konservierung von Langschnittsilagen in der Praxis
Ungeachtet möglicher Effekte seitens der Fütterung stellt sich aus Sicht der Futterkonservierung die Frage, ob und wie erhöhte Schnittlängen auf Praxisbetrieben zu Problemen führen können. Im Frühjahr 2017 sind die Arbeitsgemeinschaft Futtersaaten, Futterbau und Futterkonservierung e.V. (AG FUKO), die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die Humboldt-Universität zu Berlin dieser Frage im Rahmen einer gemeinsamen Praxiserhebung nachgegangen. Ein besonderer Aspekt war die Witterung in der Vegetationsperiode 2016: Vor allem im norddeutschen Raum war der September durch eine dreiwöchige Phase hochsommerlicher Temperaturen und ausbleibenden Niederschlags geprägt. Trockensubstanzzunahmen von täglich über einem Prozent waren keine Seltenheit! Da die Erntearbeiten vielerorts kaum mit der rasanten Abreife Schritt halten konnten, waren tendenziell hohe TS-Gehalte zu erwarten.
Um zu klären, wie groß die Unterschiede zwischen Lang- und Kurzschnittsilagen unter diesen erschwerten Bedingungen in der Praxis waren, wurden die Silos von insgesamt 28 Betrieben (13x konventionell und 15x lang gehäckselt) beprobt. Den Siloanschnittflächen wurden mit einem 1,9 PS starkem Bohrgerät und einem Bohrer von 130 mm Durchmesser Proben aus der Mitte und den Randbereichen entnommen (s. Bild). Da sich die Beschaffenheit der Maissilage erfahrungsgemäß zwischen dem oberen und dem unteren Bereich gleichermaßen wie zwischen der Mitte und dem Randbereich unterscheiden würde, wurden neben der Lagerungsdichte ausgewählte Bohrpositionen auf Gärqualität, Hefebesatz, aerobe Stabilität sowie Rohnährstoffe untersucht.
In dieser Praxiserhebung lagen die Häcksellängen im Langschnitt zwischen 20 mm und 26 mm. Die in Fachmedien des Öfteren diskutierten extrem hohen Schnittlängen jenseits der 30 mm waren also hier nicht vorzufinden. Die Schnittlängen der konventionell gehäckselten Silagen variierten in einem Bereich von 4 bis 9 mm bei einem Mittelwert von 7,4 mm. Der TS-Gehalt der Langschnittsilagen mit durchschnittlich „nur“ 35,49 % lag rund 2,5 % unter dem der konventionellen Silagen. Augenscheinlich sind die Betriebsleiter der Beratung gefolgt und haben bei hohen TS-Gehalten über 35 % auf Langschnittsilage verzichtet, um die Verdichtbarkeit nicht zu verschlechtern.
Keine Unterschiede bei Lagerungsdichten und Stabilität
Mit Blick auf die Lagerungsdichten konnten bei den teilnehmenden Betrieben keine Unterschiede zwischen den Varianten Langschnitt und konventionell gehäckseltem Material festgestellt werden. Alle Einzelwerte gemittelt, betrug die durchschnittliche Lagerungsdichte 241,90 kg TS/m³ aufseiten der konventionellen und 241,97 kg TS/m³ bei den Langschnittsilagen. Auch der Umstand, ob Silowände vorhanden waren oder nicht, führte zu keinen Unterschieden bei den Lagerungsdichten in den Randbereichen. Lediglich aus der gesonderten Betrachtung der drei mittig gelegenen Bohrpositionen ging hervor, dass seitens der konventionellen Silostöcke eine um 3 % bessere Verdichtung erzielt wurde, obwohl die TS-Gehalte dieser Variante zudem höher ausfielen.
Ein statistischer Zusammenhang zwischen der Lagerungsdichte und der aeroben Stabilität lag in den Silagen dieser Praxiserhebung mit einem Bestimmtheitsmaß (r²) von 0,012 faktisch nicht vor (Abb. 1). Das lag zum einen daran, dass selbst sehr gut verdichtete Silagen teilweise innerhalb kurzer Zeit Nacherwärmungen zeigten. Zum anderen waren Silagen unter den Proben, die trotz ungenügender Verdichtung teilweise sieben Tage und darüber hinaus aerob stabil waren. Dazu wird beigetragen haben, dass bei dieser Praxiserhebung – anders als es bei Exaktversuchen der Fall ist – auf den Betrieben keine identischen Bedingungen vorlagen. Es zeigt aber auch, dass bei Fehlgärungen und Futterverderb das Verschulden nicht zwangsläufig bei der Walzarbeit gelegen haben muss. Denn auch andere Faktoren wie Siliermitteleinsatz, Verschlusszeit vor Siloöffnung, Siloabdeckung und der Futtervorschub nehmen in Anwesenheit von Sauerstoff Einfluss auf die Futterstabilität.
Bei dem Verhältnis zwischen Hefen und der Lagerungsdichte zeigte sich ein ähnliches Bild. Wenn auch mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,086 ebenfalls sehr schwach ausgeprägt, war hier die Beziehung etwas enger als im Vergleich zur aeroben Stabilität. Die Lagerungsdichten oberhalb von ca. 275 kg TM/m³ führten in fast allen Fällen zu unkritischen Hefekeimzahlen unterhalb von 105 KbE/g FM.
Aus bisherigen Versuchen zur Verdichtbarkeit von Langschnittsilagen (z. B. Dr. Christian Maack/Riswicker Versuche 2015/16) ging unumstritten hervor, dass länger gehäckseltes Material bei gleicher Verdichtungsarbeit zu einer geringeren Dichtlagerung führt. Der Blick in die Praxis zeigt, dass dieser Umstand nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass lang gehäckseltes Material, z. B. bei einer Anpassung der Walzkapazitäten, nicht ausreichend verdichtet werden könnte!
Gibt es besonders geeignete Sortentypen?
Es lassen sich bisher kaum Kriterien ausmachen, anhand derer sich bestimmte Maissorten als grundsätzlich besser oder weniger gut zur Ernte und Silierung mittels Langschnitttechnik bewerten ließen. Der Erntezeitpunkt, als schwerwiegender Eingriff in einen noch nicht abgeschlossenen, pflanzenphysiologischen Abreifeprozess, hat den größten Einfluss.
Hohe TS-Gehalte und vor allem lange, trockene Lieschblätter im Siliergut erschweren jedoch die Verdichtungsarbeit und erhöhen das Risiko von Futterselektion am Trog. Man kann durch TS-Monitoring-Maßnahmen im ernterelevanten Zeitraum die Abreife gut beobachten und eine zu späte Ernte vermeiden – sofern Erntemaschinen entsprechend flexibel verfügbar sind. Ein langes Staygreen und harmonisch abreifende Sorten unterliegen nur einem geringen Risiko einer raschen Verstrohung und verringern so die Gefahr, zu spät zu häckseln.
Fazit
Im Rahmen der Betriebe dieser Praxiserhebung lässt sich ein Fazit hinsichtlich der Silagequalität von Langschnittsilagen ziehen. Obwohl häcksellängenübergreifend zum Teil schwere Defizite bei den Verdichtungen festgestellt wurden, waren diese zwischen Langschnitt- und Konventionell-Silage nicht unterschiedlich ausgeprägt. Mit keiner Variante waren signifikant größere Probleme verbunden als mit der anderen. Offenbar hatten sich jene Betriebe der Praxiserhebung, bei denen Langschnitttechnik zum Einsatz kam, gut auf die schlechtere Verdichtbarkeit des Siliermaterials eingestellt und entsprechende Lösungen gefunden.
Karsten Bommelmann
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Die Strategie, mit länger gehäckseltem Mais den Strukturgehalt der Ration zu erhöhen, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Technik der Shredlage verspricht, dass bis in Bereiche von über 30 mm theoretischer Häcksellänge eine verbesserte Aufbereitung des Pflanzenmaterials und zugleich einen höheren Kornaufschluss gewährleistet wird.
Führen erhöhte Schnittlängen auf Praxisbetrieben zu Problemen, z.B. bei der Verdichtung und damit Qualität der Silagen? Im Frühjahr 2017 sind die Arbeitsgemeinschaft Futtersaaten, Futterbau und Futterkonservierung e.V. (AG FUKO), die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die Humboldt-Universität zu Berlin dieser Frage im Rahmen einer gemeinsamen Praxiserhebung nachgegangen.
Hier die Ergebnisse und Beobachtungen in aller Kürze:
- Bei Lagerungsdichten und aerober Stabilität der Silagen konnten keine signifikanten Unterschiede beobachtet werden, obwohl Unterschiede im TS-Gehalt vorlagen.
- Ein statistischer Zusammenhang zwischen der Lagerungsdichte und der aeroben Stabilität lag in den Silagen dieser Praxiserhebung faktisch nicht vor.
- Aus bisherigen Versuchen zur Verdichtbarkeit von Langschnittsilagen (z. B. Dr. Christian Maack/Riswicker Versuche 2015/16) ging unumstritten hervor, dass länger gehäckseltes Material bei gleicher Verdichtungsarbeit zu einer geringeren Dichtlagerung führt. Der Blick in die Praxis zeigt, dass dieser Umstand nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass lang gehäckseltes Material, z. B. bei einer Anpassung der Walzkapazitäten, nicht ausreichend verdichtet werden könnte!
- Mit keiner Variante waren signifikant größere Probleme verbunden als mit der anderen. Offenbar hatten sich jene Betriebe der Praxiserhebung, bei denen Langschnitttechnik zum Einsatz kam, gut auf die schlechtere Verdichtbarkeit des Siliermaterials eingestellt und entsprechende Lösungen gefunden.