In der Ausgabe 4/2022 haben wir bereits von diesem außergewöhnlichen Projekt berichtet, in dem konventionell und biologisch wirtschaftende Betriebe eng zusammenarbeiten. Damals war FINKA noch in der Anfangsphase, doch jetzt liegen erste Zwischenergebnisse vor.
In dem Projekt „FINKA“ (Förderung von Insekten im Ackerbau) engagieren sich Landwirte und Landwirtinnen, Wissenschaft und Beratung gleichermaßen. Das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt verfolgt die Ziele, die Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen und eine breite Diskussion in der Landwirtschaft anzustoßen.
Auf 30 konventionell arbeitenden Betrieben wird auf einer Versuchsfläche auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Insektiziden und Herbiziden verzichtet. Ökologisch arbeitende Kolleginnen und Kollegen unterstützen sie dabei fachlich und technisch. Die 30 Betriebspaare arbeiten bis Ende 2025 eng zusammen.
In dem Projekt FINKA wird zusätzlich wissenschaftlich untersucht, wie sich die geänderte Bewirtschaftungsweise auf die Ackerbegleitpflanzen und damit auch auf die Insektenvielfalt auswirkt.
Vorläufige Ergebnisse nach drei Jahren Projektzeit
Im Folgenden sind die Unterschiede der beiden Varianten „konventionell betriebsüblich“ und „konventionell ohne chemisch-synthetische Insektizide und Herbizide“ dargestellt. Die beiden Flächen unterscheiden sich je Betrieb lediglich hinsichtlich der Beikraut- und Schaderreger-Regulierungsstrategie. Der Einsatz von Fungiziden, Wachstumsreglern und mineralischer Düngung erfolgte in beiden Varianten identisch. Zusätzlich wurden auf dem jeweiligen ökologisch wirtschaftenden Partnerbetrieb ökonomische und ökologische Daten in der gleichen Kultur erhoben.
Aus Platzgründen werden hier nur die Ergebnisse für Winterweizen dargestellt. Wir weisen darauf hin, dass die Ergebnisse je nach Kultur sehr unterschiedlich ausfallen!
Ökonomie
Erträge: Auf den herbizid- und insektizidfreien FINKA-Maßnahmenflächen ließen sich im ersten Versuchsjahr 2021 in der Regel ähnliche Erträge (durchschnittlich 73 dt/ha) erzielen wie auf der konventionell bewirtschafteten Vergleichsfläche (durchschnittlich 76 dt/ha). Die Erträge der Ökoflächen lagen erwartungsgemäß aufgrund des geringeren Nährstoffniveaus etwas niedriger und betrugen durchschnittlich 47 dt/ha (Abb. 1).
Die Wintergetreideerträge der Anbaujahre 2022 und 2023 bestätigen die Ergebnisse des ersten Versuchsjahres: I. d. R. lassen sich ähnliche Erträge erzielen, auf einzelnen Betrieben kam es allerdings zu größeren Ertragsunterschieden zwischen der konventionellen und der herbizid-/insektizidfreien Variante. Im Durchschnitt aller Winterweizenflächen fiel der Ertragsunterschied im dritten FINKA-Jahr 2023 mit 9 dt/ha höher aus als im ersten Anbaujahr.
Arbeitserledigungskosten: Unter Einbeziehung der Direktkosten für Herbizide schneiden die herbizidfreien Flächen in den Kosten für die Beikrautregulierung gegenüber der konventionellen Vergleichsvariante im Winterweizen besser ab (56 €/ha gegenüber 80 €/ha, s. Abb. 2). Die Anzahl mechanischer Maßnahmen ist unter anderem abhängig von der Witterung, dem Samenpotenzial im Boden sowie den individuellen Einschätzungen der teilnehmenden Personen.
In Hackkulturen wie Mais fallen die Ergebnisse anders aus: Das Einsparpotenzial für Herbizide ist meistens geringer. Dem gegenüber steht eine intensivere mechanische Bearbeitung mit in der Regel mehreren Striegel- und Hackmaßnahmen.
Ackerbegleitflora
Die alles entscheidende Frage für die Betriebe ist: Wie viel und welche Ackerbegleitflora kann toleriert werden? Dabei muss zwischen problematischen, bekämpfungswürdigen Beikräutern/-gräsern (z. B. Weißer Gänsefuß, Gewöhnlicher Windhalm, Ackerfuchsschwanz) und in der Regel eher unauffälligen, tolerierbaren Beikräutern/-gräsern (z. B. Acker-Stiefmütterchen, Ehrenpreis-Arten) unterschieden werden. Auch wichtige Blühaspekte für Insekten spielen bei der Bewertung eine Rolle. Das Vorkommen der Begleitarten unterscheidet sich stark je nach Kultur – u. a. je nach Aussaatzeitpunkt und Intensität der mechanischen Regulierung.
Im Winterweizen wiesen die durchschnittlichen Deckungsgrade der Ackerbegleitflora auf den herbizid- und insektizidfreien Flächen bei einem Mittelwert von 21,1 % die höchste Schwankungsbreite auf (zwischen 0 % und 80 %) (Abb. 3). Bei zwei Äckern kam es im ersten Jahr der geänderten Bewirtschaftung aufgrund von Anlaufschwierigkeiten zur Dominanz einzelner Segetalarten (Acker-Vergissmeinnicht, Acker-Fuchsschwanz) und folglich zu sehr hohen Deckungsgraden. Auf allen konventionellen Weizen-Vergleichsflächen waren die Deckungsgrade erwartungsgemäß sehr gering.
Auch die Artenzahl schwankte auf den herbizid- und insektizidfreien FINKA-Weizenflächen stark (Abb. 3). Im Mittel kamen mehr als dreimal so viele Arten gegenüber den konventionell bewirtschafteten Flächen (7 vs. 2 Arten) vor. Die durchschnittliche Artenzahl auf den ökologisch bewirtschafteten Vergleichsäckern war ein Drittel höher (10 Arten) als auf den herbizidfreien Flächen. Diese Verhältnismäßigkeiten der Varianten zueinander wurden in 2023 bestätigt.
Insekten
Die Erfassung der Insekten erfolgte über verschiedene Methoden: Nisthilfen, Kreuzfenster-Flugfallen in verschiedenen Farben und Bodenfallen. Für die Bodenfallen liegen bereits vorläufige Ergebnisse aus zwei Versuchsjahren vor: Die Bodenfallen erfassen hauptsächlich die am Boden aktiven Insekten, Spinnen und andere Gliederfüßer. Der Mittelwert der Biomasse liegt jeweils bei der ökologischen Bewirtschaftung am höchsten, die der Bewirtschaftung mit reduziertem Mitteleinsatz im Jahr 2021 höher im Vergleich zur konventionellen Bewirtschaftung, im Jahr 2022 etwa auf gleichem Niveau (Abb. 4).
Wenn Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich gerne an das FINKA-Team.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Das Projekt „FINKA“ (Förderung von Insekten im Ackerbau) fördert die Zusammenarbeit zwischen konventionell und biologisch wirtschaftenden Betrieben, um die Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen. Landwirte, Wissenschaftler und Berater arbeiten gemeinsam daran, chemisch-synthetische Insektizide und Herbizide auf 30 konventionellen Betrieben zu reduzieren, wobei ökologische Betriebe sie unterstützen. Das Projekt untersucht zudem die Auswirkungen dieser Änderungen auf Ackerbegleitpflanzen und Insektenvielfalt.
Vorläufige Ergebnisse nach 3 Jahren Projektzeit
- Ökonomie: Im ersten Versuchsjahr 2021 erzielten die herbizid- und insektizidfreien FINKA-Flächen ähnliche Winterweizenerträge wie die konventionellen Vergleichsflächen. Die Erträge der ökologischen Flächen waren erwartungsgemäß niedriger. In den Anbaujahren 2022 und 2023 blieben die Ergebnisse ähnlich. Die Arbeitserledigungskosten für Beikrautregulierung waren bei den herbizidfreien Flächen niedriger, jedoch abhängig von Witterung, Samenpotenzial und individuellen Einschätzungen.
- Ackerbegleitflora: Die Deckungsgrade der Ackerbegleitflora variierten stark auf den herbizid- und insektizidfreien Flächen, mit einigen Flächen, die aufgrund von Anlaufschwierigkeiten von problematischen Arten dominiert wurden. Die konventionellen Flächen wiesen erwartungsgemäß geringe Deckungsgrade auf. Die Artenzahl auf den herbizidfreien Flächen war im Durchschnitt dreimal höher als auf den konventionellen, während die ökologischen Flächen im Durchschnitt die meisten Arten aufwiesen.
- Insekten: Die Insekten wurden mit Nisthilfen, Kreuzfenster-Flugfallen und Bodenfallen erfasst. Die vorläufigen Ergebnisse aus den Bodenfallen zeigen, dass die ökologische Bewirtschaftung die höchste Insektenbiomasse aufwies. Die Biomasse der Flächen mit reduziertem Mitteleinsatz war 2021 höher als bei der konventionellen Bewirtschaftung, 2022 waren sie etwa gleichauf.