Im Ökologischen Landbau ist der Zinkenstriegel ein zentrales Arbeitsgerät der Unkrautregulierung. Wirkungslücken bei Pflanzenschutzmitteln und Resistenzbildungen rücken mechanische Verfahren auch im konventionellen Ackerbau in den Fokus. Was man hierbei beachten sollte, erläutert Markus Mücke, Fachbereich Ökolandbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Je früher, desto effektiver
Am wirksamsten ist der Striegel, wenn sich die Ungräser und Unkräuter im frühen Fädchen- bis Keimblattstadium befinden. Die wesentliche Wirkung des Striegels beruht auf dem Verschütten oder dem Freilegen der jungen Pflanzen, die besonders schnell bei sonnigem und windigem Wetter vertrocknen. Die Bodenoberfläche sollte zum Striegelzeitpunkt abgetrocknet und schüttfähig sein. Regelmäßige Schlag- und Wetterbeobachtungen sind wichtig, um die Striegelmaßnahmen zielgerichtet durchzuführen. Spätestens ab dem zweiten Laubblattpaar der Unkräuter lässt die verschüttende Striegelwirkung deutlich nach. Mit Steigerung der Arbeitsgeschwindigkeit lässt sich zwar die verschüttende Wirkung erhöhen, allerdings geht dies zulasten der Kulturverträglichkeit.
Korrekte Einstellung ist wichtig
Moderne Striegel sind in der Einstellbarkeit und präzisen Tiefenführung wesentlich verbessert worden und lassen so einen Einsatz auch in empfindlicheren Kulturstadien zu. Die angestrebte Intensität des Striegels wird über die Arbeitsgeschwindigkeit und – je nach Fabrikat – entweder über die Federvorspannung oder den Anstellwinkel der Zinken variiert: Die Striegeleinstellung und Arbeitsgeschwindigkeit muss regelmäßig auf dem Acker kontrolliert und ggf. angepasst werden. Kulturpflanzenverluste zwischen 1 und 5 % je Striegelgang sind allerdings in Abhängigkeit von Kulturart und -größe häufig unvermeidlich und sollten schon bei der Aussaatstärke einkalkuliert werden. Bei deutlich höheren Verlusten müssen Einstellung und Arbeitsgeschwindigkeit korrigiert werden.
Scheinsaat und Striegeln im Vorauflauf
Bei zu erwartendem hohen Ungrasdruck kann eine „Scheinbestellung“ sinnvoll sein. D. h., drei bis vier Wochen vor der geplanten Getreideaussaat wird die Grundbodenbearbeitung und eine direkt folgende Saatbettbereitung durchgeführt. Die auflaufenden Unkraut-/Ungraswellen können dann bis zur eigentlichen Aussaat mit dem Striegel reguliert werden. Bei sehr frühem und hohem Unkrautdruck nach der Saat kann ein Blindstriegeln im Vorauflauf sinnvoll sein. Die Tiefeneinstellung des Striegels jedoch erfordert Fingerspitzengefühl: Man sollte möglichst flach, d. h. bis max. 2 cm Tiefe arbeiten. Für eine möglichst exakte Arbeitsweise des Striegels ist ein ebener, gut rückverfestigter Acker und eine gleichmäßige Tiefenablage des Saatgutes erforderlich. Das Getreide sollte auch etwas tiefer auf 3 bis 4 cm gesät werden.
Striegeln im Nachauflauf
Mit jedem Striegeldurchgang werden weitere Unkrautsamen zum Keimen angeregt. Deshalb sind Striegeleinsätze konsequent an neu keimenden Unkräutern auszurichten. Allerdings setzt die Striegelempfindlichkeit der Kulturpflanze in bestimmten Entwicklungsstadien hier Grenzen. Während des Auflaufens (BBCH 9–10) ist das Getreide relativ empfindlich und sollte möglichst nicht oder sehr vorsichtig gestriegelt werden. Ab dem 1- bis 2-Blattstadium (BBCH 11–12) ist ein flaches Striegeln mit geringer Geschwindigkeit von ca. 3–5 km/h möglich und bei auflaufenden Unkräutern auch sinnvoll. Ab dem Dreiblatt-Stadium (BBCH 13) verbessert sich die Verträglichkeit des Getreides, und ein Striegeln ist gut möglich.
Verträglichkeit ist abhängig von Kulturart und Entwicklungsstadium
Die Getreidearten weisen unterschiedliche Striegelverträglichkeiten auf:
- Hoch: Weizen, Triticale
- Mittel: Hafer, Gerste, Dinkel (bei Einsätzen im Frühjahr empfindlicher)
- Gering: Roggen
Da Winterroggen vergleichsweise flach wurzelt, reagiert er empfindlicher auf das Striegeln. Da er aber aufgrund seiner Frohwüchsigkeit und der ausgeprägten Pflanzenlänge Unkräuter hervorragend unterdrückt, kann häufig auf das Striegeln von Roggen verzichtet werden.
Sommergerste erfordert einen möglichst frühen intensiveren Striegeleinsatz, da sie aufgrund ihres kurzen Halmes relativ konkurrenzschwach gegenüber Unkräutern ist.
Hafer besitzt dagegen aufgrund seines Habitus und der guten Frohwüchsigkeit ein wesentlich besseres Unkautunterdrückungsvermögen, was eine geringere Striegelintensität erlaubt.
Bis etwa Mitte Oktober gesätes Wintergetreide erfordert im Herbst häufig noch ein bis zwei Striegeldurchgänge. Frühjahrseinsätze bringen meistens keine zufriedenstellenden Regulierungsergebnisse, da die Unkräuter bereits zu groß sind.
Bei später gesätem Wintergetreide werden die Striegel-Zeiträume im Spätherbst in Abhängigkeit von der Witterung und des Bodenzustandes wesentlich kleiner. Bei gegebener Befahrbarkeit, schüttfähigem Boden und frostfreier, trockener Witterung kann ein Striegeln noch sinnvoll sein. Wichtig ist, dass sich das Getreide bis zum Vegetationsende ausreichend regenerieren kann.
Winterweizen und Triticale sind vergleichsweise robust und können im Frühjahr in der Bestockungsphase auch mit „schärferer“ Einstellung gestriegelt werden. Es kann auch entgegengesetzt zur vorherigen Fahrtrichtung oder diagonal bzw. quer zur Drillrichtung gefahren werden, um den Regulierungserfolg zu verbessern. Ab Beginn des Schossens sollte das Striegeln im Getreide aber abgeschlossen sein.
Weniger ist oft mehr
Vor allem Neueinsteiger setzen im Wintergetreide im Frühjahr den Striegel zu häufig ein, weil sie Sorge vor zu hoher Restverunkrautung haben. Übertriebene Striegelintensitäten können zu Ertragsdepressionen führen, und es macht zudem ökologisch und ökonomisch keinen Sinn, die letzte Taubnessel oder das letzte Stiefmütterchen aus dem Bestand zu striegeln. Auch der Schutz von Niederwild wie Feldhase oder Bodenbrüter erfordert einen umsichtigen Striegeleinsatz.
Oft sind mehr als zwei Striegeldurchgänge im Wintergetreide im Frühjahr nicht erforderlich, unter Umständen kann auf das Striegeln sogar ganz verzichtet werden – je nach Sorte. Frohwüchsige Sorten mit früher hoher Bodendeckung und planophiler Blattstellung (breite, herabhängende Blätter) unterdrücken Unkräuter besser.
Vorbeugende Maßnahmen integrieren
Neben der Sortenwahl können weitere vorbeugende Maßnahmen den Unkrautdruck reduzieren, wie z. B. Fruchtfolgegestaltung, Stickstoff-Düngungsniveau, Grundbodenbearbeitung und Saatzeitpunkt. So ist eine spätere Aussaat von Wintergetreide ab etwa Ende Oktober mit einem verringerten Unkrautauflauf und -wachstum verbunden.
Sternrollhacke unterstützt den Striegel
Wintergetreidebestände auf lehmigen und tonigen Standorten sind im Frühjahr häufig verschlämmt bzw. verkrustet. Das kann den Zinkenstriegel schnell an seine Grenzen bringen. Hier bietet sich als erste Maßnahme im Frühjahr der Einsatz der Sternrollhacke an, da sie eine krustenbrechende, lockernde und belüftende Wirkung hat. Zudem arbeiten die löffelartigen Zinken Wirtschaftsdünger wesentlich besser ein als der Striegel. Unkräuter und Ungräser werden mit der Sternrollhacke gelockert und teilweise freigelegt. In einem zweiten Arbeitsgang lassen sie sich dann mit dem Zinkenstriegel sehr gut entwurzeln.
Fazit
Der Striegeleinsatz im Getreide wird zukünftig auch im konventionellen Anbau seinen Platz finden. Im frühen Fädchen- und Keimblattstadium der Unkräuter eingesetzt, ist diese Maßnahme sehr effektiv. Die Einsatztermine werden primär von der Unkrautgröße und der Witterung bestimmt. Striegeleinstellung und Arbeitsgeschwindigkeit werden von zahlreichen Faktoren wie Bodenzustand, Kulturstadium und Saattiefe beeinflusst. Besonders Neueinsteiger sollten den zeitlichen Aufwand für die Striegeleinstellung nicht unterschätzen und entsprechend zeitlichen Freiraum dafür einplanen.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Das Wichtigste in Kürze
- Je früher, desto effektiver: Am wirksamsten ist der Striegel, wenn sich die Ungräser und Unkräuter im frühen Fädchen- bis Keimblattstadium befinden.
- Die Bodenoberfläche sollte zum Striegelzeitpunkt abgetrocknet und schüttfähig sein.
- Korrekte Einstellung ist wichtig: Moderne Striegel lassen einen Einsatz auch in empfindlicheren Kulturstadien zu. Die angestrebte Intensität des Striegels wird über die Arbeitsgeschwindigkeit und – je nach Fabrikat – entweder über die Federvorspannung oder den Anstellwinkel der Zinken variiert.
- Kulturpflanzenverluste zwischen 1 und 5 % Striegelgang sind allerdings in Abhängigkeit von Kulturart und -größe häufig unvermeidlich. Bei höheren Verlusten unbedingt nachjustieren!
- Scheinsaat: Bei zu erwartenden hohen Ungrasdruck kann eine „Scheinbestellung“ sinnvoll sein. D. h., drei bis vier Wochen vor der geplanten Getreideaussaat wird die Grundbodenbearbeitung und eine direkt folgende Saatbettbereitung durchgeführt. Die auflaufenden Unkraut-/Ungraswellen können dann bis zur eigentlichen Aussaat mit dem Striegel reguliert werden. Bei sehr frühen und hohen Unkrautdruck nach der Saat kann ein Blindstriegeln im Vorauflauf sinnvoll sein.
- Striegeleinsätze konsequent an neu keimenden Unkräutern ausrichten. Dabei aber unbedingt auf die Striegelempfindlichkeit der Kulturpflanze in bestimmten Entwicklungsstadien achten.
- Vor allem Neueinsteiger setzen im Wintergetreide im Frühjahr den Striegel zu häufig ein, weil sie Sorge vor zu hoher Restverunkrautung haben. Übertriebene Striegelintensitäten können zu Ertragsdepressionen führen und machen ökonomisch keinen Sinn.
- Vorbeugende Maßnahmen integrieren: Neben der Sortenwahl können weitere vorbeugende Maßnahmen den Unkrautdruck reduzieren, wie z. B. Fruchtfolgegestaltung, Stickstoff-Düngungsniveau, Grundbodenbearbeitung und Saatzeitpunkt.
Der Striegeleinsatz im Getreide wird zukünftig auch im konventionellen Anbau seinen Platz finden. Im frühen Fädchen- und Keimblattstadium der Unkräuter eingesetzt, ist diese Maßnahme sehr effektiv.
Besonders Neueinsteiger sollten den zeitlichen Aufwand für die Striegeleinstellung nicht unterschätzen und entsprechend zeitlichen Freiraum dafür einplanen.