In Roten Gebieten muss vor Sommerungen eine Zwischenfrucht angebaut werden. Ein Versuch der Nordzucker AG soll klären, welche Zwischenfruchtmischung dafür am besten geeignet ist und ob der Anbau auch ohne N-Düngung und ohne Glyphosat funktioniert. Hannes Ilse, Anbauberater Nordzucker AG, diskutiert erste Ergebnisse.
Die Greeningauflagen, unter denen der Versuch durchgeführt wurde, erlauben keine Einarbeitung der Pflanzen in den Boden vor dem 15. Februar. Mit Blick auf das anstehende Glyphosatverbot und weitere Düngeeinschränkungen wurde hier bereits auf die Düngung und auf das Totalherbizid verzichtet. Der Versuchsstandort Großalsleben liegt am südwestlichen Rand der Magdeburger Börde in Sachsen-Anhalt. Die Böden haben eine Bonität von 80 bis 100 Bodenpunkten, allerdings sind sie nicht tiefgründig und Sand bzw. Kiesschichten dominieren im Unterboden. Aufgrund des Regenschattens des Harzes fallen im langjährigen Schnitt nur etwa 400–450 mm Jahresniederschlag. Konservierende Bodenbearbeitungen wie Mulchsaat sind daher gerade im Frühjahr in dieser Region sehr wichtig. Seit 2018 hat die Region unter starker Trockenheit gelitten, es fielen teilweise unter 300 mm Niederschlag pro Jahr. Menge und Verteilung konnten selbst innerhalb eines Schlages sehr unterschiedlich sein.
In Zusammenarbeit der Nordzucker AG mit der Saaten-Union und dem Ilse Landwirtschaftsbetrieb wurden erstmals im Herbst 2020 verschiedene Zwischenfruchtmischungen ausgesät. Nach der Getreideernte wurde das Stroh zunächst mit einem Stoppelsturz eingearbeitet.
Kurz nach der Grundbodenbearbeitung mit dem Grubber erfolgte am 1. September eine Drillsaat der Zwischenfrüchte. Der im Vergleich zu anderen Regionen späte Saattermin ist auf dem Betrieb üblich, da im August die schweren Böden sehr trocken sind und eine Aussaat daher nicht unter optimalen Bedingungen erfolgen könnte. Zudem soll ein Überwachsen oder Blühen der Bestände vermieden werden.
Optimales Saatbett für gleichmäßigen Feldaufgang und gute Unkrautunterdrückung
Aufgrund der Drillsaat in ein gutes Saatbett war der Feldaufgang gleichmäßig und die Bestände etablierten sich gut. So konnten Ausfallgetreide und Verunkrautung auf einem niedrigen Maß gehalten und teilweise ganz unterdrückt werden.
Die Mischung viterra® RÜBENGARE erreichte dank des Gelbsenfs den höchsten und optisch kräftigsten Aufwuchs mit durchschnittlich 72 cm Höhe. Alle anderen Varianten lagen zwischen 27 cm und 42 cm relativ eng beieinander.
Mischungen mit Leguminosen liefern auf ungedüngten Standorten mehr Frischmasse
Die Messungen des Frischmasseaufwuchses Anfang Dezember zeigten, dass alle Varianten mit Leguminosen deutlich höhere Frischmasseerträge lieferten als die Mischungen ohne Leguminosen. Die Variante Phacelia + Alexandriner Klee lag mit ca. 22 t/ha mit deutlichem Abstand vorne (s. Tab. 2). Trotz der späten Saat hat sich die Vorzüglichkeit der trockenheitstoleranten Phacelia gezeigt. Besonders der direkte Vergleich der Varianten 1 und 4 zeigte, dass Ölrettich sehr stark von dem Stickstoff der Leguminose profitieren konnte. In der Mischung mit Lein zeigte der Ölrettich zudem deutliche Symptome von Nährstoffmangel.
Walzen förderte das Abfrieren, reichte aber nicht aus
Nachdem die Zwischenfrüchte in der Region in den vorherigen Wintern 2018/19 und 2019/20 nicht nennenswert abgefroren sind, gab es im Winter 2020/21 wirksame
Minusgrade. Von Anfang bis Mitte Januar lagen die Tagestiefsttemperaturen bei 1 bis -4 °C, sodass die Zwischenfrüchte schon klare Frostschäden zeigten: Der Gelbsenf in der viterra® RÜBENGARE war schon sicher abgefroren, ebenso die zarten Ölleinpflanzen. Die Phacelia war zwar noch grün, hätte sich aber nicht mehr erholt. Auch der Ölrettich zeigte erste Frostschäden.
Am 17. Januar 2021 wurden Temperaturen um -5 °C und der Bodenfrost genutzt, um einen Teil von jeder Variante mit einer Cambridgewalze zu walzen. Da so kein Bodeneingriff erfolgt, ist das Walzen auch schon vor dem 16. Februar greening-konform. Der Einsatz einer Messerwalze ist Auslegungssache – in einigen Bundesländern ist diese auch im Greening erlaubt. Das Quetschen bei Frost schwächt die Pflanzen zusätzlich und fördert das Absterben, ohne dabei die Struktur des Bodens zu beschädigen. Besonders gut sichtbar war der Effekt des Walzens bei den kleehaltigen Mischungen mit Phacelia. Die anderen Mischungen zeigten optisch zunächst geringere Effekte, da entweder die Wuchshöhe ohnehin geringer oder der bereits abgefrorene Senf zu zäh zum Umknicken war.
Im Februar folgten starke Schneefälle mit Höhen bis zu 45 cm und Frost bis -15 °C. Der Schnee isolierte jedoch so stark, dass unterhalb der Schneedecke keine Minusgrade herrschten. Ab dem 20. Februar schmolz der Schnee und der Boden lüftete gut ab. Am 8. März wurde eine Horsch Cultro Messerwalze eingesetzt. Das Ergebnis war auf den bei Frost gewalzten Flächen zwar zufriedenstellend, jedoch ließen sich der Senf und der Ölrettich damit nicht ausreichend zerkleinern. Deshalb kam in diesen Varianten anschließend eine Kreiselegge zum Einsatz.
Gegebenenfalls Herbizideinsatz notwendig
Am 25. März erfolgte dann eine flache Saatbettbereitung mit der Kurzscheibenegge Väderstad Rapid. Direkt im Anschluss wurden die Rüben gesät. Teilweise gab es bei der Aussaat Probleme mit organischen Resten, die sich vor die Kufen der Säschare setzten, jedoch blieb das Ausmaß tolerierbar. Wieder austreibender Ölrettich konnte aufgrund der guten Bodenfeuchte sehr gut mit der 1. Herbizidbehandlung bekämpft werden.
Keine Unterschiede im Rübenertrag
Alle sechs Mischungen hatten die gleichen positiven Effekte auf die Entwicklung der Zuckerrüben und den Ertrag. Auch die Unterschiede im Absterbeverhalten machten sich nicht bemerkbar. Bei einem früheren Saattermin gibt es wahrscheinlich mehr Unterschiede zu beobachten.
Intensive mechanische Bearbeitung beschleunigt das Absterben der Pflanzen
Es hat sich gezeigt, dass eine intensive mechanische Bearbeitung vor und nach Frostereignissen das Absterben der Pflanzen fördert. Besonders auf Standorten mit geringer Frostwahrscheinlichkeit lohnt sich ein Walzen oder Mulchen der Bestände, denn vorgeschädigte Pflanzen zeigen bereits bei geringer Frosteinwirkung deutlich stärkere Schädigungen. Eine anschließende flachgründige Bodenbearbeitung, etwa mit Scheibenegge, Messerwalze oder Kreiselegge, sorgt für eine gute Saatbettbereitung. Auf Greening-Flächen sind solche Maßnahmen ab dem 16. Februar erlaubt. Einzelne, wieder austreibende Pflanzen aus der Zwischenfrucht lassen sich in der Regel gut mit der ersten Herbizidbehandlung in Zuckerrüben bekämpfen.
Am 3. September 2021 wurde der Versuch wieder angelegt – auf dem Agriportal der Nordzucker AG wird in regelmäßigen Abständen von dem Versuch berichtet.
Text: Hannes Ilse |
Fotos: Hannes Ilse, SAATEN-UNION
Schnell gelesen (Kurzfassung):
In Zusammenarbeit der Nordzucker AG mit der Saaten-Union und dem Ilse Landwirtschaftsbetrieb wurden erstmals im Herbst 2020 verschiedene Zwischenfruchtmischungen ausgesät.
Die wichtigsten Ergebnisse des Versuches (Achtung: Bisher nur einjährig/Fortsetzung folgt) in Kürze:
- Die Messungen des Frischmasseaufwuchses Anfang Dezember zeigten, dass alle Varianten mit Leguminosen deutlich höhere Frischmasseerträge lieferten als die Mischungen ohne Leguminosen.
- Ölrettich profitierte sehr stark von dem Stickstoff der Leguminose.
- Walzen förderte das Abfrieren, reichte aber nicht aus. Senf und Ölrettich ließen damit nicht ausreichend zerkleinern. Deshalb kam in diesen Varianten anschließend eine Kreiselegge zum Einsatz.
- Besonders auf Standorten mit geringer Frostwahrscheinlichkeit lohnt sich ein Walzen oder Mulchen der Bestände, denn vorgeschädigte Pflanzen zeigen bereits bei geringer Frosteinwirkung deutlich stärkere Schädigungen.
- Alle sechs Mischungen hatten die gleichen positiven Effekte auf die Entwicklung der Zuckerrüben und den Ertrag.