Regenerative Landwirtschaft: Grundsätze, Ziele, Herausforderungen und Bewertung

Regenerative Landwirtschaft: Grundsätze, Ziele, Herausforderungen und Bewertung

Die regenerative Landwirtschaft steht im Zentrum aktueller Diskussionen in der Landwirtschaft. Sie verspricht nicht nur eine nachhaltigere Produktion, sondern auch eine Verbesserung der Bodenqualität und eine höhere Resilienz gegenüber klimatischen Veränderungen. Michaela Schlathölter, P. H. Petersen Saatzucht Lundsgaard, gibt einen kurzen Überblick über Grundsätze und Ziele und über die Herausforderungen dieser Bewirtschaftungsform sowie über den Stand der Vermarktungsmöglichkeiten der erzeugten Produkte.

Die regenerative Landwirtschaft ist ein vielversprechender Ansatz in der Landwirtschaft, der darauf abzielt, die Gesundheit des Bodens, die Biodiversität und die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen zu verbessern. Im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Methoden, die oft auf kurzfristigen Erträgen und Gewinnvorteilen basieren, fokussiert die regenerative Landwirtschaft auf langfristige Nachhaltigkeit und die Wiederherstellung natürlicher Prozesse. Dabei ist der Ansatz in keinster Weise ideologisch oder mit Regularien verbunden, sondern setzt vielmehr auf den Austausch zwischen den Anwendern, die positive Überzeugungskraft der nachhaltigeren Methoden und die langfristige Wirksamkeit. Daher existiert auch keine verbindliche Definition des Begriffes.


Grundsätze der regenerativen Landwirtschaft

Die regenerative Landwirtschaft basiert auf einigen zentralen Prinzipien:

  • Bodenbedeckung: Der Boden wird möglichst kontinuierlich mit Pflanzen oder Mulch bedeckt, um Erosion zu verhindern, Feuchtigkeit zu speichern und Bodenleben zu fördern.
  • Biodiversität: Eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren wird gefördert, um ein gesundes Ökosystem zu schaffen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten zu erhöhen.
  • Minimale Bodenbearbeitung: Durch Reduzierung der Bodenbearbeitung wird die Bodenstruktur verbessert, Kohlenstoff im Boden gespeichert und die Aktivität von Bodenorganismen gefördert.
  • Integration von Tieren: Tiere werden in den landwirtschaftlichen Kreislauf integriert, um Nährstoffe zu recyceln, den Boden zu belüften und die Pflanzenvielfalt zu erhöhen.
  • Kreislaufwirtschaft: Nährstoffe werden im Betrieb gehalten und externe Inputs minimiert, um die Abhängigkeit von synthetischen Düngern und Pestiziden zu verringern.

Grundprinzipien der regenerativen Landwirtschaft
Grundprinzipien der regenerativen Landwirtschaft


Ziele der regenerativen Landwirtschaft

Die Ziele der regenerativen Landwirtschaft sind vielfältig:

  • Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit: Durch den Aufbau von Humus wird die Wasserhaltefähigkeit des Bodens erhöht und seine Fähigkeit, Nährstoffe zu speichern, verbessert.
  • Erhöhung der Biodiversität: Eine höhere Artenvielfalt in der Landwirtschaft trägt zur Stabilität des Ökosystems bei und fördert die Bestäubung von Pflanzen.
  • Klimaschutz: Regenerative Landwirtschaft kann dazu beitragen, Kohlenstoff im Boden zu speichern und somit den Klimawandel zu mildern.
  • Wasserqualität: Durch die Reduzierung von Erosion und den Einsatz von Pestiziden wird die Wasserqualität verbessert.
  • Soziale Gerechtigkeit: Regenerative Landwirtschaft kann dazu beitragen, ländliche Gemeinschaften zu stärken und faire Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Photosynthese und CO2-Bindung
Photosynthese und CO2-Bindung


Bewertung der regenerativen Landwirtschaft

Die regenerative Landwirtschaft bietet zahlreiche Vorteile und vereint nachhaltige Anbaumethoden. Sie birgt jedoch auch Herausforderungen.

Vorteile

  • Umweltfreundlichkeit: Sie kann durch stärkeren Humusaufbau zur Verbesserung der Umweltqualität beitragen und damit schon kurzfristig eine wichtige Strategie im Kampf gegen den Klimawandel bieten.
  • Wirtschaftlichkeit: Langfristig kann regenerative Landwirtschaft zu stabileren und höheren Erträgen und geringeren Produktionskosten führen.
  • Gesundheit: Regenerativ erzeugte Lebensmittel können nährstoffreicher sein und weniger Schadstoffe enthalten, da sie weniger synthetische Hilfsstoffe benötigen. Auch der Gedanke der Regionalität wird in der Kreislaufwirtschaft aufgegriffen.

Herausforderungen

  • Umstellung: Der Übergang von konventioneller zu regenerativer Landwirtschaft erfordert oft eine Umstellung der Denkweise, der Anbaumethoden und kann mit höheren Anfangskosten verbunden sein. Die Umstellung erfordert vor allem mehr Zeit und intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Betriebsweise und den Potenzialen zu einer regenerativeren Bewirtschaftung. Es haben sich in den letzten Jahren lokal etliche Vereine gegründet, die intensive Zusammenarbeit der Vereinsmitglieder und Interessierten fördern und koordinieren und dabei unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Wer Interesse hat und eine Anlaufstelle sucht, hat gute Chancen, im Internet fündig zu werden.
  • Markt: In der Vermarktung gibt es aktuell kein Label oder Richtlinien, die den Absatz zu höheren Preisen ermöglichen. Der Mehraufwand und das Risiko liegen ausschließlich auf Seite der Landwirtschaft. Erste Ansätze finden sich in Vermarktungsketten, die vom Anbau bis zum Produkt eine nachhaltigere und energiesparendere Wirtschaftsweise nachweisen wollen. Es gibt aktuell verschiedene Pilotprojekte, die die gesamte Verarbeitungskette überprüfen.
  • Wissenschaftliche Forschung: Es bedarf weiterer Forschung, um die langfristigen Auswirkungen regenerativer Landwirtschaft besser zu verstehen und einheitliche Kennzahlen zu erarbeiten.

Fazit

Die regenerative Landwirtschaft ist ein vielversprechender Ansatz, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Sie bietet zahlreiche Vorteile für Umwelt, Klima und Gesellschaft. Dabei spielt der Zwischenfruchtanbau eine zentrale Rolle. Es gibt schon jetzt Mischungen, die gut für den regenerativen Anbau aufgestellt sind und laufend weiterentwickelt werden (z. B. viterra® Bodenfruchtbarkeits-Mischungen). Um die Ziele der regenerativen Landwirtschaft zu erreichen, sind jedoch politische Rahmenbedingungen, Forschung und eine stärkere Förderung der für die Gesamtgesellschaft sinnvollen Maßnahmen erforderlich.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Die regenerative Landwirtschaft ist ein vielversprechender Ansatz, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Sie basiert auf Prinzipien wie Bodenbedeckung, Biodiversität und minimale Bodenbearbeitung.

Ziele sind u.a. die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, Erhöhung der Biodiversität und Klimaschutz. Vorteile sind Umweltfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und gesündere Lebensmittel. Herausforderungen liegen in der Umstellung, der Vermarktung und der wissenschaftlichen Forschung.

Es bedarf politischer Unterstützung und Forschung, um die Ziele zu erreichen.

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